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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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inzwischen sehr viel besser, doch ich habe keine Ahnung, auf welche Weise Ihr aus diesem Wissen Nutzen ziehen werdet. Es ist nicht Vertrauen; wie könnte es das sein? Ihr habt nichts getan, dass ich Euch vertrauen könnte. Es ist Zutrauen. Ich habe Zutrauen, Sir.«
    Jamie lachte, aber es war ein kurzlebiges und von einer Art Grimm durchsetztes Lachen. »Roger, ich bin verpflichtet. Männer, die offen reden, sind schwer zu finden, und die meisten sind sowieso Dummköpfe. Aber ich würde dir Folgendes raten: Folge Evas Führung. Es ist nicht klug, dein Zutrauen Männern wie mir zu schenken. Ich habe es mir nicht verdient.«
    Noch wünsche ich es , dachte Jamie grimmig. Verletzliche Geschöpfe hatten Zutrauen. Dummköpfe glaubten an Ehre. Solche Menschen wurden von den Kiefern der Welt zerkaut, denn Gott war kaum besser als eine Liebesaffäre, König John nicht mehr als ein Kratzer auf dem zerschundenen Knie der Welt, die dabei war zusammenzubrechen.
    Es war besser, die Hoffnung und das Zutrauen und andere ähnlich nutzlose Dinge fahren zu lassen. Es war besser, sich an Missionen und Rache und harte, einfache Dinge zu halten, denn ansonsten fingen die Menschen an, einen zu brauchen. Und sollte man eines Tages fort sein, ermordet auf den Straßen Londons, sodass sich das Kopfsteinpflaster rot färbte, würden sich diejenigen, die zurückblieben, fühlen, als würde ihnen von scharfen Krallen das Herz herausgerissen und mit einem Pflug zerhackt werden.
    Jamie war niemand, dem man sein Zutrauen schenken durfte. Nicht mehr.
    Roger sah ihn an und runzelte die Stirn, als würde Jamie etwas ganz Einfaches nicht verstehen, etwas so Simples wie etwa Wasser trinken. »Es ist Zutrauen, Sir. Das verdient man sich nicht.«
    »Nein, Roger, das tut man nicht«, stimmte Jamie grimmig zu und erwiderte den direkten Blick des Jungen. »Du bist dir bewusst, dass wir hier in Gefahr sind? Dass kein Schritt von hier hinaus ein sicherer Schritt ist?«
    Roger richtete sich auf. »Das weiß ich, Mylord.«
    »Nenn mich nicht so. Du weißt auch, dass Eva keinen Pfeil mit einem Bogen abschießen kann?«
    »Das ist richtig, Sir, sie kann keinen Pfeil abschießen. Aber sie ist trotzdem nicht wehrlos.«
    Jamie begegnete Rogers Blick. »Ist sie je verletzt worden? Bei einem Angriff? Hat sie eine Verwundung davongetragen?«
    Roger sah unbehaglich drein. »In der Tat wurde sie verwundet, Sir, einmal. Im Nacken.« Er berührte seinen eigenen Nacken. »Sie ist fast verblutet daran. Ich habe es genäht, aber ziemlich ungeschickt. Man kann die Narben noch sehen, hinter ihrem Ohr.« Ja, er hatte sie gesehen. Er hatte diese Narbe letzte Nacht gesehen, hatte sie mit seiner Zunge berührt. »Und einmal hier«, sprach Gog weiter und presste eine Faust auf seinen Bauch. Ihre Blicke trafen sich.
    Jamie hatte nicht gewusst, dass er diese Art von Emotion besaß. Er hatte von sich geglaubt, nicht mehr zu sein als karge Erde, eine harte, undurchlässige Schicht Gestein aus dunkler Absicht und wartender Vergeltung. Man hätte nicht einmal Unkraut in ihm wachsen lassen können.
    Und jetzt war da Eva, und zu denken, dass sie verletzt worden war, raubte ihm den Atem.
    »Aha«, sagte er und beließ es dabei.
    Die Ladenbesitzerin kam lächelnd herbei. »Wie schön, Euch zu sehen, Sir. Wir werden gleich schließen, Mylord, aber falls Ihr etwas für Eure Mistress gesehen habt, Sir, müsst Ihr es mich nur wissen lassen.«
    Jamie nickte geistesabwesend und vergaß sogar, sie davor zu warnen, ihn »Mylord« zu nennen. Er starrte mit neu erwachtem Interesse in die Werkstatt gegenüber. Eva war einen Schritt weiter in den Raum hineingegangen.
    »Ist sie wegen des Marktes morgen in der Stadt?«, fragte die Ladenbesitzerin.
    Jamie gab irgendeine einsilbige Antwort. Gog sagte etwas ein klein wenig Genaueres, etwas wie »Ja« und »zu einer Hochzeit«.
    Die Frau strahlte. »Nun, Ihr müsst sie zu mir schicken, denn wir haben die besten Seidenstoffe weit und breit, und das ist kein bisschen übertrieben. Bevorzugt sie eine besondere Farbe?«
    Selbst aus der Entfernung sah Jamie, dass Eva angefangen hatte, den Goldschmied anzulächeln. Ihr Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus und wurde zu der Art von Lächeln, das er noch nie von ihr bekommen hatte. Was absolut Sinn machte.
    »… Blau, also?«
    Jamie schaute hinunter. »Verzeihung, Madam. Was habt Ihr gesagt?«
    Die Ladenbesitzerin schnalzte nachsichtig mit der Zunge. »Ah, ich sehe schon – sie mag Blau, aber ich denke, ein

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