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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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gingen Frauen und Mädchen durch die Straßen, zeigten sich ernst oder kokett lächelnd oder fröhlich lachend, aber sie alle trugen Bänder im Haar. An ihren Kleidern. Ganz egal, wie schlicht sie gekleidet waren, für ein buntes Band fand sich immer ein Platz.
    »Ich sehe sie«, sagte Roger leise, während er unter seiner Stirnlocke hervor auf die Mädchen schaute. Jamie hörte die Sehnsucht in seiner Stimme.
    »Trägt deine Mistress denn keine Bänder?« Dabei wusste Jamie genau, dass Eva nirgendwo an ihrem Körper ein Band trug.
    »Nein, Sir. Sie hat nicht … die Zeit. Wir sind nicht oft in einer Stadt gewesen.«
    Während Roger sprach, wandte er den Kopf, um zwei jungen Frauen mit langem, glänzendem Haar nachzuschauen, die seinen Blick über die Schulter erwiderten. Dann drehten sie sich um und steckten kichernd die Köpfe zusammen. Sie hatten Roger den Rücken zugewandt, aber ihre Schritte wurden langsamer. Jamie konnte fast die Spannung und das Verlangen fühlen, mit denen Roger reagierte.
    »Du könntest hingehen und sie ansprechen«, sagte Jamie leise.
    Der Kopf des Jungen fuhr herum, auf seinen Wangen prangten rote Flecken.
    »Nein, Sir«, krächzte er.
    Eine ältere Frau kam die Straße heraufgeeilt, tadelte die beiden Mädchen in sanftem Ton, und die kleine Gruppe ging weiter die kopfsteingepflasterte Straße hinunter, in die aufziehende Abenddämmerung hinein. Eines der Mädchen schaute sich noch einmal um, sah Roger aus strahlend grünen Augen an, dann ging sie um die Ecke und war verschwunden.
    Roger wandte sich wieder den Seidentüchern zu, und Jamie kehrte zu seiner Aufgabe zurück, Eva zu beobachten. »Weißt du, was sie gerade dort will?«
    Der Junge schaute kurz hinüber zu dem goldenen Licht, das aus der Werkstatt des Goldschmieds strömte. »Sie will herausfinden, wo Father Peter ist, Sir.«
    »Wie?«
    Roger sah Jamie fragend an, ehe er antwortete: »Wie immer es getan werden muss.«
    »Kennst du den Mann?«
    Roger schaute dieses Mal genauer hin, beäugte den stämmigen Mann in der Werkstatt, dann schüttelte er den Kopf. »Nein.« Er sah Jamie an. »Würde Eva nicht wollen, dass Ihr sie beobachtet, wäre sie schon längst fort, Sir.«
    Jamie musterte Gogs arglose, aber kluge Augen. Er hatte genauso viel Brutalität gesehen, hatte ebenso wenig in Sicherheit gelebt wie Eva, und das in einem viel jüngeren Alter als sie. Wie Eva es gesagt hatte, besaß Roger in der Tat einen guten und großzügigen Charakter, aber das kam allein durch ihre Fürsorge. Davon war Jamie überzeugt, denn Roger trug etwas Hartes in sich, wie eine stumpfe Klinge. Würde man ihn stoßen, würde er sich umdrehen und zustechen. Und Eva, bei all ihrer leichthändigen Fürsorge, stieß ihn nicht. Sie besaß ihn.
    »Aye«, bestätigte Jamie leichthin. »Ich glaube, Eva kann durch ein Mauseloch schlüpfen, sollte es erforderlich sein. Aber schließlich bist du hier bei mir. Deshalb wird sie nirgendwohin gehen, nicht wahr?«
    Sie sprachen jetzt ganz offen miteinander, es war der Beginn eines Bündnisses, und Roger sah Jamie einen Moment lang nachdenklich an.
    »Ich bin jetzt bei Euch, Sir, denn ich denke, es ist der richtige Ort.«
    »Du könntest dich also auch davonmachen?«
    Der Junge nickte. »Aye, Sir. Blitzschnell.« Keine Arroganz, nicht einmal Stolz. Eine schlichte Feststellung der Wahrheit. »Aber Eva und ich können diese Sache nicht allein bewerkstelligen. Father Peter ist einiges Risiko wert in Anbetracht dessen, was er für uns getan hat. Und ich denke« – Roger zögerte für einen Moment –, »ich glaube, dass Ihr ein ehrenhafter Mann seid.«
    Eine Seite von Jamies Mund verzog sich nach oben zu einem matten Lächeln. »Deine Mistress würde mir das Herz herausschneiden, würde sie dich das sagen hören.«
    Gog grinste. »Ganz bestimmt sogar.«
    Jamie konnte sehen, wie Eva jetzt um die hohe Arbeitsbank aus Holz herumging. Sie hatte der Straße den Rücken zugewandt, und sie bewegte lebhaft die Hände bei dem angeregten Gespräch, das sie führte. Der Goldschmied schien entzückt. »Aber meinen Dank für dein Vertrauen, Roger.«
    »Das ist kein Vertrauen, Sir.«
    Jamie berührte das Ende eines baumelnden grünen Bandes, seinen Blick auf Eva gerichtet.
    »Ihr habt nichts getan, dass ich Euch vertrauen könnte.«
    Das veranlasste Jamie, Roger anzusehen.
    »Seht Ihr, Sir, Ihr jagt Father Peter. Ihr habt Eva und mich gefesselt, und sogar jetzt weiß ich nicht, was Ihr wirklich vorhabt. Ihr kennt Eva und mich

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