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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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pulsierte auf dem Dunkelbraun der Balken des Fachwerks und dem Reet der Dächer. Auf den Kopfsteinen unten auf den Straßen pulsierten kalte purpurne Nachmittagsschatten, Stimmengewirr, der Geruch von Heu und glühendem Eisen aus der Hufschmiede und heißem Brot aus den Backstuben.
    Eva stand neben Jamie und schaute sich um, ihren Arm noch immer in seinen geschoben, unbewusst, wie es schien, aber Jamie war sich der Art, wie ihre schlanken Finger sich um seinen im Kettenhemd steckenden Arm schlossen, federleicht und fest zugleich, sehr bewusst.
    »Es ist Jahre her, dass ich hier war«, murmelte Ry, der sich ebenfalls umschaute. »Ich erinnere mich an diese Hauptstraße, aber ansonsten wüsste ich nicht, wo man anfangen soll.«
    Jamie nickte geistesabwesend und suchte den High, den Hügel ab. Er kannte die Stadt von einigen wenigen Besuchen im Rahmen verschiedener Aufgaben, aber das lag Jahre zurück. Der König hatte hier ein Haus mit einer Schenke im unteren Geschoss, die zur Tarnung der Unterkünfte diente, die er seinen Söldnern anbot, wenn sie in einer Mission unterwegs oder auf der Jagd waren. Aber alles, was es sicher anbot, war eine Bleibe für die Nacht. Es bot keine Hinweise darauf, wo ein Gesetzloser zu finden war, der Lösegeld für einen Priester erpressen wollte.
    »Ich war schon einmal hier«, sagte Eva fröhlich.
    »Warum überrascht mich das nicht?«, murmelte Jamie und schaute auf sie hinunter.
    »Weil Ihr von Natur aus ein kluger und misstrauischer Mann seid. Und jetzt, attendez , werdet Ihr sehen, dass unsere kleine Allianz sich auszahlen wird.«
    »Früchte tragen«, murrte Roger. Er stand unbeweglich da, aber bereit zur Flucht. Er war auf der Hut, den Blick auf jeden gerichtet, der vorüberging. Die Vorsicht eines Waisenkindes.
    Roger würde sich als nützlich erweisen, falls Jamie sich seiner Kooperation versichern konnte. Was vermutlich kein Problem war, denn Roger war bereit zusammenzuarbeiten. Einige wenige Augenblicke allein, einige Wahrheiten, ein Angebot und Gog würde ihm gehören. Keine Stricke, keine Drohungen, keine Probleme.
    Eva hingegen … Eva war eine andere Sache. Ganz und gar. Auf jede Weise. Von ihren abgelaufenen Schuhen bis zu ihren schönen Augen und ihrem messerscharfen Verstand. Ein anderer Duft, ein anderes Königreich, eine ganz und gar andere Sache. Sie war wie eine Blume inmitten von Unkraut.
    Überall um sie herum eilten die Menschen hin und her, waren mit Einkaufen und Verkaufen und Kochen und Brunnenwasserschleppen beschäftigt. Eva stand still inmitten dieser Geschäftigkeit, hielt die Augen halb geschlossen und das Gesicht leicht zum gold-blauen Himmel gehoben. Dann, unvermutet, riss sie die Augen auf und begann, die Straße mit den Läden und Werkstätten hinunterzugehen.
    Jamie packte sie am Arm.
    Sie blieb stehen und seufzte. »Ihr macht Euch zu viele Sorgen, Jamie.«
    »Ihr gebt mir viel Anlass, mir Sorgen zu machen, Eva.«
    Sie gab einen leisen, ungeduldig klingenden Ton von sich. »Dann kommt mit, wenn Ihr es wollt. Aber falls Ihr den Wunsch habt herauszufinden, wohin Eure Beute verschwunden ist, dann haltet Euch zurück.«
    Er ließ ihren Arm los.
    Ry trat neben ihn. »Wir sollten uns wohl besser darauf einstellen, jeden Moment von irgendjemandem eins über den Schädel zu bekommen.«
    »Sei’s drum«, sagte Jamie grimmig. »Aber es könnte sich als nützlich erweisen zu wissen, ob es dort, wohin sie geht, einen Hinterausgang gibt.«
    »Ich werde es erkunden.« Im Nu war Ry in der Seitengasse verschwunden.
    Jamie wandte sich Roger zu. »Hast du Bedarf an Bändern?«
    Gog sah ihn verblüfft an. »Nicht im Geringsten, Sir.«
    »Das bleibt abzuwarten.«

41
    S ie gingen auf die andere Seite der Straße in dem Moment, in dem Eva den Kopf durch die offene Tür einer Werkstatt steckte und dann in deren Innerem verschwand.
    Jamie blieb an dem Laden gegenüber, einem Stoff- und Kurzwarengeschäft, stehen, um Wache zu halten. In der Tür hingen Bänder und Tücher; weitere Bänder, Nadeln und Seidenstoffe stapelten sich auf dem Verkaufstresen, und Jamie stellte sich so an die Tür, als ob er die Waren betrachtete. Roger stand neben ihm, wenige Zoll kleiner als Jamie und mit noch vielen Jahren vor sich, um zu wachsen, und betrachtete mit unverhülltem Interesse die Bänder und anderen bunten Zierstücke.
    »Machen sich Mädchen tatsächlich etwas aus solchen Dingen?«, fragte Roger ungläubig.
    Jamie lächelte leicht. »Aber ja. Siehst du das denn nicht?«
    Überall

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