Gefangene der Welten
andere Möglichkeit, nein. Besser, Ihr gewöhnt Euch an den Gedanken. Wir haben zwei Tage, ehe wir ankommen. Und ich dulde nicht, dass Ihr neben dem Pferd lauft und unsere Reise sich weiter verzögert.“
Damian betrachtete seine Reisegefährtin. Er erwischte sich – nicht zum ersten Mal – bei dem Gedanken, wie närrisch, töricht und durch und durch weibisch sich seine Verlobte verhielt.
Er war sich nicht sicher, ob er sie lieber zurücklassen wollte, damit er sie endlich wieder los war und die ewige Diskussion ein Ende hatte, oder ob er ihr berichten wollte, was ihr die nahe Zukunft bereithielt, um sie zum Schweigen zu bringen.
Sicher, von ihrem Standpunkt aus betrachtet war es wohl keine angenehme Art zu reisen, doch Damian war nicht gewillt, ihr auch nur ein weiteres Zugeständnis zu machen. Sie sollte ihm dankbar sein, dass er ihr die Fesseln abgenommen hatte.
Beim Gedanken daran, wie er ihr seine Version ihrer Zukunft demonstrieren könnte, schlich sich ein wölfisches Grinsen auf sein Gesicht. Beunruhigt trat Sydney einen Schritt zurück. Was ging ihm nun wieder im Kopf herum? Dass es nichts Gutes für sie sein konnte, dessen war sie sich sicher. Sie räusperte sich und ließ ihren Blick zwischen Damian und dem schwarzen Wallach schweifen. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt. Auch wenn ihr Entführer attraktiv war, so wollte sie ihm in keiner Weise näher an sich heranlassen als notwendig. Wenn es nötig war, dass sie vor ihm im Sattel Platz nahm, würde sie sich fügen - wenn auch nur widerwillig. Sie wollte schließlich nicht schon wieder gefesselt und wie ein Sack Kartoffeln herumgeworfen werden.
„Na schön. Wenn es denn unbedingt sein muss.“
Das Grinsen war aus Damians Gesicht wie weggewischt. Nach einem Blick in Sydneys Augen, wandte er sich Schara’k zu und saß geschmeidig auf. Er lenkte Schara’k neben sie und blickte auf sie hinab.
Das Pferd war riesig! Wie sollte sie da heraufkommen? Sydney schluckte nervös. In ihrem ganzen Leben hatte sie nicht einmal auf einem Pferd gesessen. Dass sie nun auf ein solches Monstrum aufsteigen sollte, ließ sich ihren Magen verkrampft zusammenziehen. Ihr Blick fiel auf die mächtigen Hufe. Was war, wenn das Pferd ausschlug? Oder ihr gar auf die Füße trat? Ihre Füße wirkten neben den Pferdehufen geradezu lächerlich winzig.
Eine Hand erschien vor ihrem Gesichtsfeld. Damian blickte auf ihren Scheitel herab und fragte sich, was diese kleine Närrin nun wieder für ein Problem hatte. Es war wahrlich nervenaufreibend. Insbesondere, da er, Damian, nie geduldig gewesen war. Niemals hatte man es gewagt und seine Befehle missachtet oder gar in Frage gestellt. Seine Männer wussten, wer die Befehlsgewalt hatte. Dass ausgerechnet seine Zukünftige seine Geduld auf die Probe stellte, ließ ihn genervt mit den Zähnen knirschen. „Wollen wir?“ presste er hervor. Sydneys Kopf fuhr hoch. Eine schleichende Röte breitete sich von ihrem Hals über ihre Wangen und ihr Gesicht aus. Er fragte sich, ob diese nicht ganz unansehnliche Röte auch andere Partien ihres Körpers einnahm? Bevor er diesen Gedanken jedoch näher verfolgen konnte, griff sie nach seiner Hand und richtete ihren Blick auf das Pferd. Vorsichtig tätschelte sie den kräftigen Hals des Wallachs. Als sie „Ganz ruhig, Schwarzer!“ flüsterte, hätte er fast laut gelacht. Offensichtlich hatte seine zukünftige Braut mehr Angst vor einem Pferd, als vor ihm. Er grinste. „Setzt euren Fuß auf meinem, dann zieh ich Euch herauf.“
Einen Moment später fand sich Sydney hoch zu Ross wieder. Ihre Hände umklammerten den Sattelknauf. Wenn sie nun herunterfiel? Es war so tief! Als sie bäuchlings mit ihm durch den Schleier geritten war, hatte sie gar keine Zeit gehabt, darüber nachzudenken. Doch jetzt…?
Ihre Gedanken wirbelten in einem Strom nahe der Panik umher und Damian bemerkte besorgt, wie sich ihre Atmung beschleunigte. Er legte seine Arme um sie.
„Lehnt Euch an meine Brust. Euch kann nichts geschehen. Schara’k ist ein angenehmer Genosse. Trittfest und gelassen. Seid unbesorgt.“
Obwohl er ihr einen Teil der Furcht nahm, missfiel es Sydney, dass ihre Gefühlslage derart offensichtlich war. „Ich habe keine Angst!“ erwiderte sie daher betont gelassen und Damian schnaubte. „Euer Rücken ist derart angespannt, dass man glauben könnte, ich transportiere eine Statue! Auch, wenn ihr keine Angst haben mögt, so wäre es für die Reise hinderlich, derart verkrampft zu sitzen. Deshalb
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