Gefangene der Welten
der Hand durch die kurzen Stoppeln seines Haars. Der ehemalige Marinegeneral war kaum wiederzuerkennen. Zu erschüttert, um die Führung zu übernehmen, ließ Paul Jack zum Telefon gehen und die notwendigen Schritte einleiten.
Es war eine Tragödie für Paul gewesen, Timothy zu verlieren. Wenn nun auch noch Sydney für immer fort war, wusste er nicht, was er tun würde. Er fühlte sich, als hätte ihn ein Güterzug überrollt und sein Innerstes zerfetzt.
Kassandra, seine Ex-Frau und Sydneys Mutter, hatte es sich nach Timothys Tod leicht gemacht. Sie hatte sich einfach nach Brasilien abgesetzt.
Verbittert presste er die Lippen zusammen, als er daran zurückdachte. Zumindest hatte sie mit ihrer Flucht gewartet, bis er mit Sydney eine Therapie begonnen hatte. Kassandra war mit ihrem esoterischen Kram so mit sich beschäftigt; sie vertrat die Ansicht, sie bräuchte eine Therapie nicht. Sie glaubte, ihr Schutzpatron würde ihr genug Trost spenden. Er wusste noch zu gut, wie sie ihr Amulett befingert hatte, als sie ihm ihre Entscheidung, nicht mit zum Therapeuten zu gehen, mitgeteilt hatte. Sie hatte es schon immer übertrieben mit der Esoterik. Beim Gedanken daran schnaubte er.
In dem Moment kam Jack zurück. „Sie schicken jemanden her und nehmen die Vermisstenanzeige auf.“
„Sie sind vollkommen sicher, dass Sie nicht wissen, wo Ms Abernathy hingebracht worden sein könnte?“ Die Frage war an Jack gerichtet, der auf dem breiten Sofa saß und versuchte, Geduld zu beweisen. Mr. Jameston, der Polizist, stellte ihm dieselbe Frage nun schon zum dritten Mal.
Er war ein kleiner, untersetzter Mann mit einem Hang zur Fettleibigkeit. Ganz offensichtlich verbrachte er zu viel Zeit auf seinem Bürostuhl. Der Stift in seiner Hand klopfte ungeduldig gegen seinen Notizblock, den er gezückt hatte, kaum dass er das Haus betreten hatte. Seine blau-grünen Augen fixierten Jack, während die schmalen Lippen zusammengepresst waren. Jack konnte ihn nicht leiden und war sich beinahe sicher, dass diese Gefühlsregung durchaus auf Gegenseitigkeit beruhte.
Er setzte erneut zur Erklärung an.
„Ja, ich bin sicher. Wie ich eben erklärte, habe ich geschlafen, als sie mich auf den Mann aufmerksam machte. Er stieß mich gegen die Wand, ich erlitt eine Platzwunde und Sydney war verschwunden. Ich habe nur den Schürhaken gefunden, der im Gras vor der Hütte lag.“
Er warf einen Blick auf Paul, der an einem der Fenster stand und vorgab nicht zu hören, was Jack und Mr. Jameston besprachen. Die verschränkten Arme unterstrichen dabei die innere Anspannung, die seinen Körper beherrschte.
Mit einem entschieden gesetzten Punkt auf seinem Notizblock, klappte Mr. Jameston ihn zu und schenkte Paul seine Aufmerksamkeit.
„Mr. Abernathy, ich wäre dann soweit fertig. Ich kann Ihnen keine Versprechungen machen, aber ich versichere Ihnen, dass wir tun werden, was nötig ist, damit Sie Ihre Tochter bald wiedersehen.“
Paul nickte, wandte den Blick jedoch nicht von der Szenerie vor seinem Fenster ab.
„Ich bringe Sie noch zur Tür.“ Jack erhob sich, entschlossen, den Polizisten hinauszubefördern.
„Danke, ich finde von selbst hinaus.“ Sein Blick war eisig und in dem Moment fiel es Jack wie Schuppen von den Augen: Man verdächtigte ihn, etwas mit Sydneys Verschwinden zu tun zu haben. Bevor der Polizist durch die Tür verschwand, drehte er sich noch einmal um. „Mr. Carson, ich möchte Sie darum bitten, die Stadt nicht zu verlassen.“ Sein Blick traf auf Jacks.
„Falls wir noch weitere Fragen an Sie haben.“
„Sicher. Ich habe nicht vor zu gehen.“
Jack war wütend. Er war es gewesen, der die Polizei informiert hatte. Welchen Grund sollte er haben, Sydney etwas anzutun? Geschweige denn, dass er selbst verletzt war. Seine Gedanken führten ihn zurück zu der letzten Nacht. Sydney hatte ein Geräusch gehört. Waren sie zu dem Zeitpunkt womöglich schon nicht allein gewesen? Hätte er ihrer Besorgnis gründlicher nachgehen sollen? Hätte er sich deutlicher davon überzeugen sollen, dass kein Grund zur Sorge bestand?
Er schloss die Tür hinter Mr. Jameston. Der bittere Beigeschmack von Schuld lag ihm auf der Zunge.
3.
„Was? Gibt es denn keine andere Möglichkeit?“
Sydney fühlte sich verlegen. Damian rollte genervt die Augen, ehe er zu einer Erwiderung ansetzte, deren Tonfall keine Widerrede duldete. „Wir sind schneller, wenn Ihr mit mir auf Schara’k reitet.“ Das Weib raubte ihm den letzten Nerv. „Es gibt keine
Weitere Kostenlose Bücher