Gefangene der Welten
erhitzte ihr Blut. Unweigerlich reagierte sie auf ihn. Ihre Lippen öffneten sich. Ohne jedes Zögern nahm Damian plündernd, was von nun an ihm gehören sollte. Hilflos und schwach klammerte sie sich an ihn. An seinen Armen Halt suchend, lehnte sie sich an ihn und Damian kam nicht umhin, diese Geste mit einem Lächeln zu beantworten. Er löste sich von seiner Frau und blickte sie an.
Eine herrliche Wangenröte hatte die Blässe ihrer Züge gemildert und ein Hauch von Wärme stahl sich in ihre Augen, als sie seinen Blick erwiderte. Der Moment verblasste sogleich wieder und der gewohnte Widerwille beherrschte ihren Blick. Doch Damian vergaß nicht eine Sekunde lang, wie sie sich an ihn gelehnt hatte. Sie wollte ihn. Dessen war er sich nun ebenso gewiss, wie es Lan’tash im Vorfeld längst gewesen war. Zuvor hatte er die Vermutung gehabt, dass seine kleine Wildkatze ihm nicht abgeneigt war, doch nun war er sich sicher. Neue Hoffnung keimte in ihm auf und ihm kam der Gedanke, dass die Prophezeiung von Bestand war. Wenn sie seiner Berührung nicht abgeneigt war, so würde sie ihn irgendwann auch lieben können. Der Gedanke versetzte ihn in Hochstimmung und grinsend wandte er sich um.
Die Menschen drängten sich um das Paar und einige Frauen steckten Sydney Rosenblüten ins Haar. Die Männer beschränkten sich darauf, Damian ihren Respekt mit Verbeugungen und Handreichungen darzubieten. Auf diese Weise näherten sie sich nur langsam der Tür. Kurz bevor sie hinaustreten konnten, trat Richard vor sie. Breit grinsend verbeugte er sich vor ihnen; erst vor Sydney, die er mit einem warm gemurmelten „Sydney“ grüßte, dann vor Damian, zu dem er sagte: „Mein Freund, es ist mir eine Ehre, es noch rechtzeitig zu deiner Hochzeit geschafft zu haben!“ Damian erwiderte das Grinsen und seine Hand löste sich von Sydney, um seinen Freund zu umarmen und auf die Schulter zu klopfen. „Rich‘, ich habe nie meine Zweifel gehabt. Es ist schön, dass du hier bist.“ Dann legte sich sein Arm wieder um Sydneys Taille und noch während sie hinaus ins Sonnenlicht traten, spürte Damian, wie sich ihr Körper versteifte. Sie drückte das Rückgrat durch, sobald er auch nur einen seiner Finger an ihrer Hüfte bewegte. Dennoch, trotz ihres stummen Kampfes gegen ihn, verblieb das Lächeln auf seinem Gesicht.
26.
„Nun, mein Freund, ich nehme an, du hast mit einiges zu berichten?“ Damian trat mit Richard nach draußen. Der einzige Wachposten auf dem Burgwall nickte ihnen respektvoll zu und Damian führte seinen Freund ein Stück weit.
Die ersten Festivitäten lagen hinter ihnen und Damian war überrascht, mit welcher Ruhe Sydney diese über sich ergehen ließ. Als er mit Richard hinausging, hatte er dafür gesorgt, dass sich stets ein Wachposten in ihrer Nähe aufhielt, um eine Flucht vereiteln zu können.
Zwischen den Zinnen blieben er und Richard schließlich stehen und richteten den Blick auf das Land zu ihren Füßen. Er musste wissen, was geschehen war.
Auf seine Frage reagierte Richard mit einem ernsten Nicken. „Ja, das habe ich.“ Sein Blick glitt über die Felder und Wälder, weiter in die Ferne bis zu den Berggipfeln der Ländereien der Na’kaan, die im untergehenden Sonnenlicht violett schimmerten. „Er sagt, sie gehöre zu ihm und dass er sie unbedingt finden wolle.“ Sorgenvoll musterte Richard seinen Freund. Dieser ballte die Fäuste. „Er wird sie niemals wiedersehen.“, knurrte er. „Sie gehört jetzt mir. Sie ist meine Frau und die Auserwählte.“ Richard lehnte sich mit einer Schulter an die Zinne und fragte: „Du kannst ihn nicht ewig dort unten festhalten. Ganz zu schweigen von Natalia. Was wirst du mit ihnen tun?“ Forschend glitt Damians Blick über Richards Züge. „Natalia?“
„Ja, richtig. Wir stießen auf sie, als wir auf dem Weg hierher waren. Sie wurde als Sklavin verkauft. Aber Jack scheint mehr in ihr zu sehen.“, erklärte Richard. Dann fügte er hinzu: „Ich bin mir bisher nicht sicher, ob sie die Wahrheit gesagt hat. Ich will herausfinden, wer sie wirklich ist.“
Damian nickte. Die Neuigkeit überraschte ihn. Er hatte nicht erwartet, weitere Gefangene im Verlies zu haben. Sein Plan war, Sydneys Freund festzuhalten und zu verhindern, dass er Sydney je wieder zu Gesicht bekam. Ihm war klar, dass sie ihn vergessen musste, sollte sie ihr Schicksal annehmen. „Das lässt sich herausfinden.“, sagte er schließlich. Besorgt sah Richard ihn an. „Du willst sie doch nicht
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