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Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Pierce
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immer auf
ihrem niedrigen Hocker saß. »Vierzehn Phiolen, davon sind zwölf-und-eine mit Seelen gefüllt. Mit unseren Seelen.«
    »Aber«, sagte Aeriel, »wenn er sie nicht trinkt, warum behält er sie dann?«
    »Er hebt sie für die Wasserhexe auf«, sagte die erste, und die anderen wiederholten im Chor: »Für die Hexe, die Hexe.«
    »Als Geschenk für die Hexe! «, schrie eine lauter als alle anderen. Dann brach sie zuckend zusammen und raufte sich das Haar. Die anderen Geisterfrauen wollten sie trösten, aber sie konnten wenig tun, denn Trost kommt aus dem Herzen, und sie besaßen keine Herzen mehr.
    »Wer ist diese Wasserhexe?«, fragte Aeriel und beugte sich über die verzweifelte Kreatur.
    »Seine Mutter«, sagte die Geisterfrau, die stand.
    »Seine Geliebte«, sagte eine andere.
    »Sie lebt jenseits der Wüste«, sagte noch eine andere, »weit, weit weg.«
    »In einem See«, sagte die vierte, vielleicht war es auch die erste. Aeriel hörte ihnen nun zu, ohne sie anzusehen; es war unmöglich zu sagen, wer da sprach; ihre Gesichter und Stimmen ähnelten sich zu sehr.
    »Sie nennen ihn den Spiegel oder manchmal den Toten See. Die Hexe hat sieben Söhne, und sie alle sind Vampire, bis auf den jüngsten, aber das dauert nicht mehr lange. Sie hat sie alle in die Welt hinausgeschickt, um die Herrschaft an sich zu reißen. «
    »Aber dieser hier ist noch kein Vampir«, sagte dieselbe hohle Stimme aus einem anderen Winkel des Raumes. »Sie hat ihn
noch nicht alles Böse gelehrt. Und er hat noch seine Seele. Noch hat er nicht von anderen Seelen getrunken. Er hat unser Blut getrunken, nicht unsere Seelen. Er bewahrt sie in den Phiolen auf, die ihm die Hexe gab. Wenn sie alle voll sind, kehrt er zum Toten See zurück und überreicht sie der Hexe. Dann wird sie unsere Seelen trinken, und wir sind verloren … Für immer verloren. Unsere Seelen werden nicht emporsteigen wie die der anderen. Sie werden ins finstere Reich der Hexe versinken und zu nichts .«
    Einen Moment herrschte Schweigen. »Wenn auch der Tod unserer Seelen unsere Qualen beenden würde, so trägt die Wasserhexe dennoch einen Sieg davon. Selbst wir können das nicht wollen, Aeriel.«
    Als sie ihren Namen hörte, hob Aeriel den Kopf. Sie hatte ihn genannt, aber die Gespensterfrauen hatten ihn noch nie bisher gebraucht. Sie dachte, sie hätten ihn einfach vergessen, wie sie so vieles zu vergessen schienen, was sie ihnen erzählt hatte.
    »Ihr kennt meinen Namen«, sagte Aeriel, und die armen Geschöpfe nickten.
    Die, die direkt vor ihr stand, verzog ihr Gesicht zu einer grotesken Grimasse, die eher an einen grinsenden Totenschädel erinnerte als an ein menschliches Lächeln. »Wir flüstern ihn manchmal vor uns hin, wenn du gegangen bist«, sagte sie. »›Aeriel‹, sagen wir dann, ›Aeriel wird uns helfen.‹«
    Eine zweite lehnte sich über ihre bemitleidenswerte Schwester, damit sie Aeriel betrachten konnte. »Ehe du kamst, meine Kleine, wollten wir alles vergessen: unsere Vergangenheit, unsere Leiden, unser unausweichliches Schicksal.«

    »Aber du, du hast uns aus unserer Stumpfsinnigkeit aufgerüttelt«, sagte eine andere, »du schenktest uns Licht im Dunkel unserer Verzweiflung. Einige von uns können jetzt sogar Bruchstücke ihrer Erinnerung ertragen.«
    »Und einige erinnerten sich sogar an ihre Namen«, sagte eine vierte leise.
    Aeriel fuhr sich mit der Hand an die Kehle. Ihr war, als müsste sie ersticken. »Eoduin«, flüsterte sie und starrte in die leeren, fleischlosen Gesichter. »Welche von euch ist Eoduin?«
    Die Gespensterfrauen wichen betreten zurück und musterten sich gegenseitig aus toten Augenhöhlen. »Wir werden es dir nicht sagen«, sagte eine.
    »Warum nicht?«, fragte Aeriel. Zorn wallte in ihr auf.
    »… es sei denn, du hilfst uns.« Ihre Leidensgenossinnen murmelten und nickten zustimmend.
    Aeriel ließ ihre Hand sinken, setzte sich und musterte lange die schwankenden Gestalten. »Was soll ich für euch tun?«, fragte sie schließlich leise.
    »Bring uns unsere Seelen zurück«, schrien sie. »Gib sie uns wieder!«
    »Wie kann ich das schaffen? Wie soll ich an seine Halskette kommen?«
    »Du musst ihn töten«, riefen die Geisterfrauen im Chor.
    »Ich kann es nicht.«
    »Du musst es tun«, sagte die eine, die neben ihr stand. »Aeriel, du musst es tun. Wie lange bist du schon hier?«
    »Sechs Monate«, sagte Aeriel. Ein vages Gefühl von Angst stieg in ihr auf.

    »Dann wird er in sechs Monaten«, sagte die Geisterfrau,

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