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Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Pierce
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unsere Seelen getrunken hat, wird sie auch die seine trinken. Wir werden sterben, für immer vernichtet sein, aber er wird weiterleben, auf eine andere Weise, denn sie ließ ihm sein Herz.«
    »Es ist aus Blei und ohne Leben«, warf ihre Schwester dazwischen.
    »Dann wird nichts Gutes mehr in ihm sein«, fuhr die erste Geisterfrau fort, »und er wird hässlich werden, so hässlich, wie wir es jetzt sind …«
    »Nein, hässlicher noch!«
    Aeriel sank wieder auf ihren Hocker. Sie konnte nicht sprechen. Die Geisterfrau auf dem Boden neben ihr berührte ihren Arm. »So wie er jetzt Blut trinkt, weil er selbst keines hat, so wird er dann Seelen trinken, um seine Seelenlosigkeit zu bekämpfen, obwohl es vergebens ist.«
    »Er wird ein Seelentrinker, ein echter Vampir.«
    Aeriel legte in maßlosem Entsetzen ihre Hand auf den Mund. Sie glaubte zu ersticken. »Und das alles wird ihm die Wasserhexe antun?«, fragte sie, nach Luft ringend. »Sie wird seine Seele trinken und ihm seine Schönheit rauben?« Mitleid und Zorn stiegen wieder in ihr auf. »Nein, ich kann nicht zulassen, dass sie von ihm Besitz ergreift.«
    »Dann musst du ihn töten«, sagten die Geisterfrauen.
    »Nein, ich … ich muss darüber nachdenken«, entgegnete sie ausweichend. Die Gespensterfrauen starrten sie an, und Hoffnungslosigkeit ließ ihre Augenhöhlen noch tiefer erscheinen. »Vielleicht … vielleicht gibt es eine Möglichkeit, ihn zu besiegen, ohne ihn zu töten …«, stammelte Aeriel.

    »Das ist unmöglich«, erwiderten die Geistergestalten.
    »Ich muss es versuchen.«
    »Er wird dich töten«, riefen die elenden Kreaturen.
    »Dann werde ich eben sterben«, sagte sie, ihre Stimme zitterte, ihr ganzer Körper zitterte.
    Die Gespensterfrauen wandten sich von ihr ab und wimmerten: »Aeriel, Aeriel will uns nicht helfen!«
    Aeriel ließ sich wieder auf den Stuhl sinken und schwieg lange. Sie spulte die Spindel ab und wickelte den Faden zu einem Knäuel. Es dauerte endlos, denn der Faden war so fein, dass Meter um Meter von der winzigen Spindel abrollte, währenddessen die Geisterfrauen voller Verzweiflung klagten. Aeriel nahm das Knäuel, verknotete es und warf es in den bereits halb gefüllten Korb, in dem lauter schimmernde Knäuel aus goldenem Garn lagen.
    »Ich muss mit dem Zwerg sprechen«, sagte sie und stand auf. Die Geisterfrauen jammerten und schrien vor Verzweiflung. Aeriel verließ sie.
    »Die Gespensterfrauen sagen, ich muss den Vampir töten«, sagte Aeriel, während sie vorsichtig durch den fluoreszierenden Fluss ans andere Ufer watete, wo der Zwerg mit Hornhaken, Rosshaarschnur und Rute an einem stillen Seitenarm angelte. Aeriel setzte sich ans Ufer neben ihn.
    »Was sagst du da?«, fragte er schläfrig und wackelte mit dem Kopf, der von weißen Rauchfetzen des kleinen Feuers in seiner Nähe umwölkt wurde. »Ach ja, ich dachte mir schon, dass sie diese Forderung stellen würden.«
    Aeriel sah ihm verwundert zu.

    »Oh ja, sie haben alle anderen auch darum gebeten: deine Vorgängerin und auch deren Vorgängerin. Ja, sie baten alle darum, aber alle weigerten sich. Nein, ich muss mich berichtigen. Eine versuchte es und scheiterte natürlich.« Talb schüttelte den Kopf. »Und die anderen? Eine konnte es nicht mehr ertragen, sie nahm sich das Leben; eine zweite rutschte auf der Turmtreppe aus und stürzte zu Tode; wieder eine andere starb vor Einsamkeit. Die letzte verlor den Verstand und lief davon.« Der Zwerg sah Aeriel an. »Ach, dieses Schloss da über uns ist der reinste Tod. Verbring nicht zu viel Zeit dort oben, mein Kind. Komm zu mir in die Höhlen. Hier ist Leben.«
    In diesem Augenblick sah Aeriel, wie der Schwimmer unter Wasser verschwand, und Talb schwieg und konzentrierte sich darauf, einen zappelnden kleinen Höhlenfisch von einer Handbreit Länge aus dem Wasser zu ziehen. Wortlos sah Aeriel zu, wie der Zwerg ihn auf eine Schnur aufzog und den Haken wieder mit weißen Insektenködern versah.
    »Ich will den Vampir nicht töten«, sagte sie schließlich. »Ich möchte … ich möchte die Gespensterfrauen retten, aber nicht … aber ihn nicht dafür töten.«
    Der Zwerg musterte sie mit hochgezogenen Brauen, dann wandte er sich aber schnell wieder seiner Beschäftigung zu.
    »Und wie willst du das bewerkstelligen?«, fragte er gedehnt und scheinbar ohne großes Interesse.
    Aeriel ließ den Blick über das fluoreszierende Wasser schweifen und seufzte, sah aber aus den Augenwinkeln, wie der Zwerg sie beim Sprechen aufmerksam

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