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Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Pierce
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beobachtete.
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie, »aber es muss einen Weg geben.
« Ihre Stimme klang diesmal nicht enttäuscht. Sie sprach leise und überzeugt. »Ich bin fest entschlossen, einen Weg zu finden.«
    Der Zwerg musterte sie lange. Sie sah ihn nicht an, sondern blickte weiter übers Wasser. Dann wanderte auch sein Blick zu der Angel zurück. Fast unmerklich schüttelte er den Kopf. »Ach, meine Tochter«, sagte er, »es ist etwas Seltsames, was du da vorhast. Vielleicht gelingt es dir, vielleicht auch nicht. Selbst wenn wir einmal annehmen, ich könnte einen Trank brauen, der den Ikarus betäubt …«
    Aeriel drehte sich erregt zu ihm um. »Kannst du das … einen solchen Trank brauen?«, fragte sie. »Aber wie?«
    Ein leichtes Lächeln huschte über sein Gesicht. »Ich bin ein Sohn der Erde, mein Kind. Ich verstehe mich ein wenig auf Zauberei und Magie.«
    »Aber wenn du so etwas verstehst«, rief sie, zum ersten Mal ärgerte sie sich über den Zwerg, »warum hast du es dann nicht schon früher getan?«
    Talb schüttelte wieder den Kopf. »Ich habe nicht gesagt, dass ich es tue«, entgegnete er freundlich. »Ich sagte nur, ich könnte es mit deiner Hilfe tun. Ich selbst kann nur die Hälfte dieser Aufgabe vollbringen. Jemand anders muss sie vollenden.«
    »Aber andere waren vor mir da«, beharrte Aeriel. Sie war noch immer ärgerlich und wollte sich nicht beruhigen.
    Der Zwerg seufzte traurig. Aeriel sah, wie sich ein Flusskrebs mit dem Köder davonmachte. »Aber denk doch einmal nach, Mädchen, denk nach«, sagte ihr Gefährte. »Was würde denn bei diesem Plan herauskommen? Er würde doch nur die leeren
Phiolen mit den Seelen von vierzehn anderen Mädchen füllen.«
    Aeriels Ärger war verflogen. Sie blickte zur Seite und murmelte: »Aber, wenn man ihn daran hindern könnte …«
    »Wie denn, mein Kind?«, fragte Talb mit einem Ernst, den Aeriel bisher nicht an ihm kannte. Sie beobachtete, wie er die Angelschnur einholte. »Willst du ihn etwa in Ketten legen, so wie die Ungeheuer?«
    »Nein!«, rief Aeriel. Ihre Heftigkeit überraschte sie.
    Der Zwerg legte seine Angelrute aufs sandige Ufer neben sich. »Erzähl mir«, sagte er ruhig, »warum willst du nicht, dass der Vampir zugrunde geht?«
    Aeriel zog die Knie an, schlang die Arme darum und starrte auf den Fels am jenseitigen Ufer. Plötzlich fror sie. »Ich liebe seine Kraft und seine Schönheit, seine Majestät und Erhabenheit, seinen Glanz und seine Autorität, seine Sicherheit …« Ihre Stimme verlor sich.
    Der kleine Mann stand auf, ein wenig steif vom langen Sitzen, und blickte nachdenklich auf sie herab. »Sag, liebst du ihn, Kind?«, fragte Talb.
    Aeriel schwieg. »Nein. Das kann ich nicht. Er hat gemordet, noch Schlimmeres, er hat meine Freundin Eoduin und zwölf andere Mädchen ermordet. Nein, ich liebe ihn nicht.« Sie schloss die Augen. »Die Gespensterfrauen haben Recht. Er muss sterben.«
    Der Zwerg holte tief Luft, atmete lange aus und nickte dann, wie in einem stummen Selbstgespräch. Er bückte sich, zog die volle Fischleine aus dem Wasser und legte sie langsam zusammen.
Dabei runzelte er gedankenverloren die Stirn. »Jetzt ist’s genug«, murmelte er zögernd. »Wirklich, es ist genug. Ja, man muss ihm das Handwerk legen, das ist sicher; und wenn nicht so, dann anders. Nun, die erste Aufgabe besteht darin, den Huf des unsterblichen Sternenpferdes herbeizuschaffen … Die Klinge, denk ich, darum kann ich mich selbst kümmern. Und was die nötigen Hilfsmittel angeht …« Dann murmelte er noch eine Menge unverständliches Zeug, jedenfalls für Aeriel. Zuerst wollte sie etwas sagen, schwieg dann aber. Und während sie so neben dem ruhig dahinströmenden Fluss im Dämmerlicht saß, abseits vom flackernden Licht des Feuers, im sanften Schein des Wasserglanzes, spürte sie plötzlich große Müdigkeit. Der Zwerg jedoch schien immer munterer zu werden. Er wackelte mit dem Kopf, kniete sich ans Ufer neben Aeriel und begann, in den vielen geheimen Taschen seines Rockes herumzukramen. Schließlich zog er ein Messer hervor und fing an, die Fische zu schuppen.
    »Ich werde dich einen Vers lehren, mein Kind«, sagte er, »einen, den ich in einem verstaubten alten Buch in den Archiven gefunden habe. Es ist eine Prophezeiung, keine Vorhersage darüber, was geschehen wird, denn so etwas gibt es nicht. Es ist vielmehr die Vorhersage einer Möglichkeit : eine allgemeine Anweisung, wie der Ikarus unschädlich zu machen ist.«
    Aeriel sah Talb

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