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Gefangene des Feuers

Titel: Gefangene des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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erwartungsvolle Freude, denn nach seinen Worten hatte er immer noch vor, sie wieder nach Hause zu bringen, um dann zu verschwinden, genauso, wie sie es befürchtet hatte. Und dennoch ... Niemand hatte sie je für etwas Besonderes gehalten, außer ihrem Vater, und der war natürlich voreingenommen gewesen. Im Spiegel hatte sie sich immer als eine zierliche Frau gesehen, die die Blüte der Jugend hinter sich hatte, mit einem müden, aber hübschen Gesicht. Ihr Teint war unauffällig, wobei sie manchmal verblüfft feststellte, dass ihre Augen fast schwarz wirkten und ihr Gesicht dominierten. Aber noch nie hatte jemand mit solch heftiger Leidenschaft auf sie reagiert.
    Doch Rafe hatte sie von Anfang an voller Leidenschaft angesehen. Sie hatte es gespürt, ohne es in ihrer Unwissenheit als solche benennen zu können. Rafe hatte es jedoch gewusst und seinen hellgrauen Augen diesen gefährlichen Schimmer verliehen. Deshalb hatte er sie gewollt, so wie er sie auch jetzt noch wollte, obwohl er sich aus Rücksicht auf sie zurückhielt.
    Als er vom Bach zurückkam, hatte sie inzwischen das Kaninchen für einen Eintopf zerkleinert. Zur Sicherheit hatte er ein Seil zwischen Hütte und Unterstand befestigt, damit er sich daran festhalten konnte, um zu den Pferden zu kommen und sie zu versorgen, sollte der Wind auffrischen und sich zu einem Schneesturm auswachsen. Danach brachte er noch mehr Holz herein. Da die Kälte sie davon abhielt, die Fensterläden zu öffnen, war es, bis auf den Schein des Feuers, dunkel in der Hütte. Deshalb schürte er das Feuer noch ein wenig und vergaß seine übliche Vorsicht. Vermutlich würde niemand diesem Wetter trotzen und die Rauchkringel entdecken, die ohnehin sicher von dem weißen Vorhang aus Schnee verschluckt wurden.
    Annie gab Kartoffeln und Zwiebeln zum Fleisch, dann öffnete sie ihre schwarze Tasche und fügte dem Eintopf noch verschiedene Kräuter hinzu. Sie hatte es immer schon als praktisch empfunden, dass so viele Kräuter wie Salbei, Rosmarin und Estragon, mit denen man Speisen würzte, auch Heilkräfte besaßen.
    Sorgfältig reinigte Rafe seine Waffen und überprüfte seine Munition im Schein des Feuers, wobei trotzdem nichts seiner Aufmerksamkeit entging. Und er bewies es ihr, als er fragte: »Wo hast du so viel über Kräuter gelernt? Bei deinem Studium stand das sicher nicht auf dem Lehrplan.“
    „Sicherlich nicht. Vieles davon ist natürlich Allgemeinwissen, das schon seit Jahrhunderten in Europa angewandt worden ist. Doch einige der europäischen Pflanzen gibt es hier nicht, also musste ich herausfinden, welche der Kräuter man bei uns in Amerika verwenden kann. Am besten spricht man da mit der älteren Landbevölkerung, weil sie sich bei Krankheiten selbst helfen mussten und wissen, welche Pflanzen wirken und welche nicht.“
    „Woher kommt dein Interesse daran?“
    Sie lächelte. „Ich bin an allem interessiert, was den Menschen helfen kann und ihnen guttut“, sagte sie schlicht.
    „Und wo holst du dir deine Pflanzen?“
    „Auf dem Feld oder im Blumengarten.“ Sie hob die Schultern. „Manche habe ich auch selbst angepflanzt, so wie Pfefferminz, Rosmarin und Thymian. Und Wegerich wächst wild, aber hier habe ich ihn noch nicht gesehen. Das, was noch übrig war, habe ich von zu Hause mitgebracht. Aloe scheint genauso zu wirken wie Wegerich, aber man braucht frische Pflanzen. In Silver Mesa habe ich ein paar davon.“
    Während der Eintopf vor sich hin köchelte, sah Annie sich besorgt in der dämmrigen Hütte um. „Ich weiß nicht, ob ich es den ganzen Tag in dieser Dunkelheit aushalte. Jetzt verstehe ich, warum die Leute ein Vermögen dafür bezahlen, sich per Schiff Glas hierher schicken zu lassen.“
    „Ich habe noch ein paar Kerzen“, rief er ihr in Erinnerung. Sie seufzte. „Und was ist, wenn es tagelang schneit? So viele Kerzen hast du ganz sicher nicht.“
    „Nein, nur ein paar."
    „Dann sollten wir sie besser aufheben.“
    Er dachte an die verschiedenen Möglichkeiten, Licht zu machen, die er im Laufe der Jahre kennengelernt hatte. Öllampen waren am besten, aber sie hatten keine. Dann gab es noch Fackeln aus Kiefernharz, die jedoch höllisch rußten. Solange es nicht ganz dunkel war, machte das dämmrige Licht ihm nichts aus. Aber er hatte auch gelernt, geduldig zu sein und Ausdauer zu haben, und seine Nerven waren wie Drahtseile. Annie hingegen hatte vermutlich noch nie einen Tag ohne Licht erlebt und war daher verständlicherweise ein wenig

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