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Gefangene des Feuers

Titel: Gefangene des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Stattdessen sehnte sie sich verzweifelt nach frischer Luft, um einen klaren Kopf zu bekommen. Aber wie Rafe schon angemerkt hatte, war ihr Mantel für dieses Wetter nicht dick genug. Nachdem sie einen Augenblick überlegt hatte, entschied sie, es trotzdem zu wagen.
    Rafe sah, wie sie ihren Mantel überstreifte. „Wo willst du hin?“
    „Nur ein paar Minuten nach draußen. Ich brauche frische Luft.“
    Er begann, seinen eigenen Mantel wieder anzuziehen.
    Überrascht sah sie ihn an. „Du musst nicht mitgehen. Ich stelle mich nur draußen vor die Tür. Bleib du hier, damit dir warm wird.“
    „Mir ist warm genug.“ Er griff nach einer Decke, die am Boden lag, schlang sie ihr um die Schultern und zog eine Ecke über ihren Kopf, um ihn zu schützen, so wie die Indianer es taten. Dann trat er mit ihr hinaus in die gespenstisch weiße Welt und hielt sie fest in seinen Armen.
    Es war so kalt, dass selbst das Atmen wehtat, aber zumindest verschaffte ihr die eisige Luft wieder einen klaren Kopf. Bald dämmerte es, und die grelle Wintersonne, die durch die schweren Wolken gedrungen war, verblasste immer mehr. Ein gespenstisches Licht, erzeugt vom Schnee, lag über der winterlichen Landschaft. Die kahlen Baumstämme standen aufrecht da wie dunkle Wächter. Annie hatte noch nie so eine Stille erlebt. Kein Vogel sang, kein summender Flügelschlag von Insekten war zu hören, nicht einmal ein Rascheln in den Bäumen. Sie waren so abgeschieden, als wären sie die einzigen zwei Lebewesen auf der Welt. Die weiche Decke aus Schnee erstickte jeden Laut, sodass nicht einmal die Pferde zu hören waren.
    Schneidende Kälte zog durch ihren Rock und den Unterrock und drang durch ihre Schuhsohlen, doch sie klammerte sich immer noch an Rafe und nahm begierig den eiskalten, aber wunderschönen Glanz der Umgebung in sich auf. Sie vermittelte ihr ein Gefühl von Wirklichkeit, als sei die dunkle, erhitzte Intimität der Hütte nur ein Traum, der nur in ihrer Gefühlswelt existierte. Zu viel war in sehr kurzer Zeit passiert und hatte ihr Leben auf den Kopf gestellt. Wie lange war sie schon fort? Es kam ihr vor wie ein ganzes Leben. Obwohl es erst vier - oder waren es schon fünf? - Tage her war, seit sie Edas Baby geholt hatte und sie müde zu ihrem Häuschen zurückgekehrt war, wo ein verwundeter Fremder auf sie wartete.
    Als sie zitterte, sagte Rafe: „Jetzt ist es genug! Komm wieder rein, es wird sowieso bald dunkel.“
    Umhüllt von der Wärme in der Hütte dauerte es einen Augenblick, bis Annies Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten. Sie fühlte sich nun wacher. Die Spinnweben, die ihren Geist umfangen hatten, waren verschwunden. Sie machte frischen Kaffee, und als er fertig war, aßen sie den Eintopf und freuten sich darüber, dass endlich einmal etwas anderes auf dem Speiseplan stand.
    Für Annie war es schwer zu ertragen, dass sie nichts zu tun hatte und die Zeit nun eingesperrt in der Hütte verbringen musste. Die ersten paar Tage hatte sie sich mit harter Arbeit verausgabt und war bei Sonnenuntergang müde genug, um schlafen zu gehen. Aber da sie den ganzen Tag im Bett verbracht hatte, war sie jetzt nicht müde. Zu Hause hätte sie sich mit ihren Pflanzen beschäftigt, sie getrocknet oder aus verschiedenen Kräutern eine Mischung hergestellt. Sie hätte dort auch lesen können oder ihren alten Freunden aus Philadelphia schreiben. Hier gab es keine Bücher, und selbst wenn, hätte sie nicht genügend Licht zum Lesen. Es gab auch nichts zu nähen oder sauber zu machen. Und gemessen an dem, was Rafe die letzten zwei Tage alles bewerkstelligt hatte, konnte sie sich auch nicht länger vormachen, dass er noch länger ihre ärztliche Hilfe brauchte. Für sie war es ein seltsames Gefühl, nichts zu tun zu haben.
    Rafe wusste, dass manche Menschen es nur schwer ertrugen, eingesperrt zu sein. Und obwohl er vorgehabt hatte, sich wieder mit ihr ins Bett zu legen, wusste er, dass sie selbst mit Hilfe der Salbe nach ihrem stundenlangen Liebesspiel noch zu wund sein würde, um wieder mit ihm schlafen zu wollen. „Ich habe ein Päckchen Karten in meiner Satteltasche“, schlug er stattdessen vor. „Kannst du Poker spielen?“
    „Nein, natürlich nicht“, sagte sie automatisch, doch Rafe hatte das interessierte Glitzern in ihren Augen bemerkt. „Willst du es mir etwa beibringen?“
    „Warum denn nicht?“
    „Na ja ... Nicht jeder Mann würde das tun.“
    „Ich bin auch nicht jeder.“ Er versuchte, sich zu erinnern, ob es einmal eine

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