Gefangene des Meeres
Hüllen zusammenquetschte. Aber soweit sind wir noch nicht. Wenn wir bei der Analogie bleiben und uns überlegen, wie ein U-Boot manövriert – das heißt, indem es seine Tanks mit Wasser als Ballast flutet, um zu tauchen, und indem es sie mit Preßluft ausbläst, um aufzutauchen –, könnten wir vielleicht zu einer Lösung kommen. Ich denke da an die Lagerräume jenseits unserer Tanks. Die meisten dürften inzwischen mit Wasser vollgelaufen sein, aber wenn wir dieses Wasser wieder hinausbefördern, müßten wir aufsteigen.«
»Ich weiß nicht«, meinte Dickson. »Ein U-Boot hat zu diesem Zweck Hochdruckpumpen. Können wir aus dem Zeug, was hier herumliegt, rechtzeitig eine solche Pumpe bauen? Und haben wir nicht schon so Luftknappheit?«
»Ich wollte keine Pumpen verwenden«, antwortete Wallis.
»Selbst wenn wir eine bauen könnten, würde das wahrscheinlich viel zu lange dauern. Und ich wollte es auch nicht mit Luft machen. Vielleicht ist die Idee überhaupt unbrauchbar, und bevor ich da in Einzelheiten gehe, möchte ich Genaueres über die Konstruktion dieses Schiffes wissen. Sie waren drei Jahre lang Erster Offizier auf der ›Gulf Trader‹, Dickson, während ich mich bisher nur mit dem Umbau der Tanks befaßt habe.«
Und hätte es diese Umbauten nicht gegeben, dachte Wallis, würden wir jetzt wie jedes andere torpedierte Schiff am Grund liegen und keiner von uns brauchte sich mit diesen Problemen herumzuschlagen …
Die Konzeption eines Anti-U-Boot-Tankers war sehr wahrscheinlich dem überarbeiteten Gehirn eines Mannes entsprungen, der einen harten Tag hinter sich und zum Abendessen zu viele belegte Brote mit Käse und Zwiebeln verspeist hatte. Er hatte von einer Art Supergleitschiff geträumt, das im Konvoi lief, statt am Rand herumzuschaukeln. Die Laderäume dieses Anti-U-Boot-Tankers sollten mit Asdic- und Sonargeräten vollgestopft werden, deren Sonden durch den Schiffsboden in die Tiefe gelassen wurden, damit die Schraubengeräusche des Geleitzuges nicht stören konnten.
Die hochempfindlichen Horchgeräte sollten jedes sich nähernde U-Boot ausmachen und durch ihre Verteilung über die ganze Länge des Tankers eine genaue Peilung ermöglichen. War der Standort des feindlichen U-Bootes ermittelt, konnten die Geleitschiffe dorthin dirigiert werden und ihre Wasserbomben werfen.
Vor einem halben Jahr war Wallis von der Brücke seines Zerstörers abberufen worden und hatte das neue Schiff erhalten. Nach Indienststellung sollte er befördert werden. Man hatte ihn nicht nach seiner Meinung über die Idee gefragt, sondern sich darauf beschränkt, ihm zu sagen, daß er sie ausprobieren solle. Er zweifelte sehr daran, daß die Lords der Admiralität und die anderen hohen Marineoffiziere der Konzeption eines Anti-U-Boot-Tankers mehr als einen flüchtigen Gedanken gewidmet hätten, wäre die Lage im Nordatlantik weniger verzweifelt gewesen. Wie die Dinge standen, blieb ihnen jedoch nichts übrig, als nach jedem Strohhalm zu greifen und jede Idee wenigstens einmal auszuprobieren, gleichgültig, wie verrückt sie klingen mochte.
»Die auszublasenden Räume müssen ziemlich groß sein«, erläuterte Wallis, »und so liegen, daß wir den Grad ihrer Flutung durch Klopfen an die Tankwände feststellen können. Wir müssen wissen, ob unsere Versuche Erfolg haben, damit wir gegebenenfalls anderswo unser Glück versuchen können. Die Räume sollten ferner nach oben wasserdicht abgeschlossen sein, damit der Druck das Wasser nach unten und hinaus zwingt und die zurückbleibende Gasblase das Wasser am Wiedereindringen hindert. Sind Decke oder obere Wandpartien eines Raumes undicht, geht das Gas verloren und das Wasser bleibt wo es ist. Wir werden Azetylen statt Luft verwenden, weil wir es bereits in komprimiertem Zustand haben, anderweitig nicht gebrauchen können und keine Hochdruckpumpe bauen müssen. Die knifflige Seite des Problems ist das Bohren eines Loches in die Tankwand und das Einsetzen eines hohlen, sich verjüngenden Stöpsels mit einem Ventil am weiteren Ende. Die Herstellung einer solchen Vorrichtung dürfte keine Schwierigkeiten bereiten, aber sie in das Loch zu bringen, während da ein Wasserstrahl unter hohem Druck herausschießt, wird eine hektische Arbeit sein. Ist der Stöpsel aber einmal in der Wand, brauchen wir nur noch den Azetylenbehälter anzuschließen und die Ventile aufzudrehen.«
»Dies soll kein Einwand sein«, sagte Radford, »aber haben Sie einmal daran gedacht, was passieren wird, wenn
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