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Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Titel: Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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Seite mit Carlos Foto aufgeklappt liegen blieb. Dann sprang er erregt auf und begann wie wild geworden im Zimmer hin und her zu rennen.
    „Jack?“ fragte Becky Lynn bestürzt, während sie den Raum durchquerte und sich nach der Illustrierten bückte. „Was ist denn auf einmal los?“ Verständnislos starrte sie auf den Artikel. „Was steht denn da drin … was … dich so außer …“
    „Vergisses.“ Er wirbelte zu ihr herum. Auf seinem Gesicht spiegelten sich rasender Zorn und bittere Enttäuschung. „Und schaff mir dieses verfluchte Ding aus den Augen. Ich will es nie wieder sehen.“
    Angesichts seiner Wut wich sie erschrocken einen Schritt zurück, in ihren Augen stand Angst. „Ich verstehe nicht …“
    Er ballte die Hände zu Fäusten und holte, nach Fassung ringend, tief Luft. „Geh jetzt, Becky Lynn. Lass mich allein.“
    Ihr erster Impuls war, sich auf dem Absatz umzudrehen und wegzurennen, doch dann überlegte sie es sich anders. Entschieden schüttelte sie den Kopf. „Nein, ich gehe erst, wenn du mir gesagt hast, was los ist.“
    Er starrte sie an, und sie starrte unerschrocken zurück. Vor ein paar Monaten noch hätte sie angesichts einer solchen Situation auf der Stelle die Flucht ergriffen, wurde ihm plötzlich klar. Das war vorbei.
    Noch immer vollkommen verwirrt, schaute Becky Lynn wieder auf das Foto von Carlo, dann auf Jack. „Bist du deshalb so außer dir?“
    Er nickte. Becky Lynn zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen. „Aber warum? Was hat das mit dir zu tun?“
    Jack begegnete ihrem Blick. „Er ist mein Bruder.“
     
24. KAPITEL
    Anschließend hatte sich Jack alles von der Seele geredet. Er hatte Becky Lynn erzählt, dass er Giovannis unehelicher und verleugneter Sohn war, wobei er den kleinen Jungen, der vor dem großen, bewunderten Vaterstand und zurückgewiesen wurde, so eindrucksvoll beschrieb, dass Becky Lynn von tiefem Mitleid ergriffen wurde. Sie spürte, dass Jacks Wunde frisch war wie am ersten Tag. Er erzählte ihr von seiner ersten Begegnung mit Carlo und von seinem Schwur, den Beweis zu erbringen, dass sein Vater dem unwürdigeren seiner beiden Söhne seine Gunst zukommen ließ.
    Sie konnte seinen Zorn über die Ungerechtigkeit seines Vaters ohne Probleme nachvollziehen, und sie verstand seinen Schmerz nur allzu gut.
    Am bekanntesten erschien ihr jedoch Jacks wilde Entschlossenheit, diesen Menschen, die ihn verletzt hatten, zu beweisen, dass sie einen Fehler gemacht hatten.
    Diese Entschlossenheit kannte sie, sie fraß an ihr nicht minder und drohte manchmal alles andere, was es sonst noch in ihrem Leben gab, zu verschlingen.
    Oh ja, sie verstand Jack. So gut, dass es sie schon fast erschreckte.
    So fand sie es denn nicht überraschend, dass es einige Wochen gedauert hatte, ehe es ihm gelungen war, diesen Schlag zu verkraften.
    Als er schließlich wieder er selbst geworden war, hatte er sich mit einem schon fast fanatisch zu nennenden Feuereifer in seine Arbeit gestürzt.
    Heute war seit Monaten ihr erster freier Tag. Sonntag, der sechste Januar. Ihr achtzehnter Geburtstag.
    Tränen traten ihr in die Augen, und sie setzte sich im Bett auf, wobei sie es sorgfältig vermied, ihrem Blick im Spiegel der Frisierkommode zu begegnen, und sich wünschte, nicht so früh aufgewacht zu sein. Es war erst halb sieben, und sie würde den ganzen Tag über allein sein.
    Sie zog die Knie an die Brust und legte ihren Kopf darauf.
    Wie sehr sie doch ihre Mutter vermisste. Sie hätte sie gern gesehen, ihren achtzehnten Geburtstag mit ihr verbracht. Im vergangenen Jahr hatte Becky Lynn keinen Gedanken an ihren Geburtstag verschwendet, weil alles so neu gewesen war – Los Angeles, der Shop, ihre gesamte Lebenssituation.
    Das war in diesem Jahr alles anders. In diesem Jahr hätte sie fast alles darum gegeben, bei ihrer Mutter sein zu können. Sie fühlte sich einsam. Sie sehnte sich nach dem zärtlichen Lächeln ihrer Mutter und dem noch zärtlicheren „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag“.
    Sie sehnte sich so sehr danach, dass es wehtat.
    Kurz vor acht klingelte ihr Telefon; es war Jack. Er wollte sie gegen Mittag abholen, weil er sie brauchte.
    Nachdem sie den Hörer auf die Gabel zurückgelegt hatte, verspürte sie einerseits Erleichterung darüber, dass sie nicht gezwungen war, ihren achtzehnten Geburtstag mutterseelenallein zu verbringen. Andererseits konnte sie eine leise Traurigkeit nicht leugnen, weil sie im ersten Moment entgegen aller Vernunft gehofft hatte, Jack

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