Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
fallen, stieß einen lauten Freudenschrei aus und zog Becky Lynn in seine Arme. Er hob sie hoch und wirbelte sie durch die Luft. „Ich hab’s geschafft!“ jubelte er. „Ich hab’s geschafft! Heilige Mutter Gottes, ich bin unter den ersten zehn!“
Sie warf den Kopf in den Nacken und lachte. „Ich wusste es! Ich hab’s ganz genau gewusst, dass du es schaffen würdest.“
Nachdem er sie wieder abgesetzt hatte, umrahmte er ihr Gesicht mit den Händen und küsste sie mitten auf den Mund. Doch als er sie losließ, taumelte sie schockiert zwei Schritte zurück.
Er lachte wieder. „Tut mir Leid, Baby, aber es gibt Ereignisse im Leben, auf die gibt es als einzige Antwort nur einen Kuss. Und dies hier ist eins davon. Sechster Platz!“
Nun ließ er sich auf dem Boden nieder und schnappte sich die Illustrierte, um den ganzen Artikel zu lesen. Er musste sofort wissen, wer außer ihm sonst noch das große Los gezogen hatte und wer wie eingestuft wurde.
Bevor er sich in seine Lektüre vertiefte, hob er kurz den Kopf und grinste zu Becky Lynn hinauf, die noch immer wie angenagelt auf demselben Fleck stand. „Fordere mich bloß nicht auf, dich noch mal zu küssen, es schadet meiner Kreativität.“
In ihren Augen stand Verwirrung, doch er war zu sehr in Hochstimmung, um es zu bemerken. Er klopfte mit der flachen Hand auf den Fußboden. „Komm, setz dich zu mir. Mal sehn, wie unsere Chancen stehen.“
„Lies ruhig“, sagte sie heiser, dann räusperte sie sich. „Ich weiß ja schon, was drinsteht.“
Er taxierte sie einen Moment mit zusammengekniffenen Augen. „Hast du schon vorher davon gewusst?“
Sie nickte, ihre Wangen waren gerötet. „Ja. Der Typ, der den Artikel geschrieben hat, war da und hat sich ein paar von deinen Fotos geholt.“ Sie schob ihre Hände in die Hosentaschen. „Allerdings hat er mir nicht verraten, auf welchem Platz du stehst, er hat nur gesagt, dass du unter den ersten zehn bist, und weil ich dir nicht die Überraschung verderben wollte, hab ich dir nichts davon erzählt.“
„Du hast es mir verheimlicht? Das ist ja ungeheuerlich.“ Er hob in gespielter Empörung die Augenbrauen. „Was verheimlichst du mir denn sonst noch so alles?“
Ihre Wangen wurden noch röter, und sie wich seinem Blick aus. „Nichts, natürlich. Lies jetzt.“
Während er sich in den Artikel vertiefte, ging sie im Studio auf und ab. Als Jack ihre Unruhe bemerkte, wurde ihm klar, dass er mit seinem Kuss zu weit gegangen war.
Sie hatte sich zwar nicht gewehrt, aber von einem Entgegenkommen ihrerseits konnte wohl keine Rede sein. Sie hatte den Kuss einfach über sich ergehen lassen, wahrscheinlich weil sie gespürt hatte, dass er, Jack, vor Freude total aus dem Häuschen war. Nun, wenn er ganz ehrlich war, musste er zugeben, dass ihn der Geschmack ihrer Lippen erregt und dass es ihm Spaß gemacht hatte, ihren Körper, der schlank und biegsam war wie eine junge Weide, in den Armen zu halten.
Er schüttelte den Kopf und versuchte, sich wieder auf den Artikel zu konzentrieren. Er wurde als leidenschaftlicher Rebell unter den Newcomer-Fotografen gehandelt.
Leidenschaftlicher Rebell, dieses Label gefiel ihm. Und seinen Auftraggebern würde es mit Sicherheit auch gefallen. „Kommt ziemlich gut“, sagte er hochzufrieden halb zu sich selbst und halb zu Becky Lynn. „Das ist der Durchbruch. Die Designer legen Wert auf Publicity ebenso wie die Modezeitschriften. Ein Newcomer, dem in den Medien Talent bescheinigt wird, hat immer gute Chancen.“
Becky Lynn erwiderte nichts, aber er hatte auch keine Antwort erwartet. Er blätterte um. Und schnappte hörbar nach Luft. Auf der nächsten Seite starrte ihm ein Foto von Carlo entgegen. Jack fühlte sich plötzlich, als hätte er eins mit dem Holzhammer über den Kopf bekommen. Das Magazin hatte Carlo Triani, der die Nummer eins der letztjährigen Top Ten gewesen war und mittlerweile einen geradezu kometenhaften Aufstieg gemacht hatte, zwei ganze Seiten gewidmet.
Jacks Freude über seinen eigenen Erfolg wurde kleiner und kleiner, bis sie schließlich ganz erlosch. Im vergangenen Jahr war Carlo die Nummer eins gewesen, und dieses Jahr war es ihm nun gelungen, mit einer grandiosen Erfolgsstory aufzuwarten. Der Sohn des großen Giovanni hatte sich mit seinem außergewöhnlichen Talent einen eigenen Namen gemacht.
Jack stieß eine Kette von Verwünschungen aus und feuerte die Zeitschrift wutentbrannt quer durch den Raum in die hinterste Ecke des Studios, wo sie auf der
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