Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
zündete sich eine Zigarette an, inhalierte tief und stieß eine blaue Rauchwolke aus. „Er benutzt dich.“
„Wie kannst du so etwas sagen?“ gab Becky Lynn empört zurück. „Schließlich bezahlt er mich für meine Arbeit.“ Sie verschränkte die Arme über der Brust. „Was hat das mit benutzen zu tun?“
„Du kennst ihn nicht so, wie ich ihn kenne. Du bist naiv und hast keine Ahnung von Männern, die … die so sind wie er.“
Becky Lynn schnappte nach Luft. Enttäuschung und Verunsicherung standen ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. „Aber es ist für mich die Chance des Lebens, verstehst du das denn nicht? Ich kann endlich einmal das tun, wofür ich mich wirklich interessiere. Und vielleicht mache ich ja noch richtig Karriere.“ Sie streckte bittend die Hand aus. „Marty, wir sind doch Freundinnen. Kannst du dich nicht ein bisschen für mich freuen?“
Marty schüttelte den Kopf und machte sich auf die Suche nach einem Aschenbecher. „Weißt du, was passieren wird, Becky Lynn? Ich kann’s dir jetzt schon sagen: Du wirst dich in ihn verlieben, und er wird dir das Herz brechen.“ Sie schaute Becky Lynn über die Schulter hinweg an. „Er ist nämlich ein echter Scheißtyp.“
Becky Lynn schüttelte entschieden den Kopf. „Du irrst, Marty, das wird bestimmt nicht passieren. Ich bin nicht in ihn verknallt, falls du das meinst. Darum geht es überhaupt nicht, wir haben ein reines Arbeitsverhältnis.“
Marty lachte laut auf. Es klang hart. „Du verstehst mich nicht richtig, Becky Lynn. Jede Frau verliebt sich in ihn. Es passiert, ob man will oder nicht. Er hat einfach so eine Art.“
Ich nicht. So viel Vertrauen könnte ich niemals aufbringen. Niemals.
Becky Lynn ging wieder auf ihre Freundin zu und sah sie forschend an. „Bist du auch in ihn verliebt, Marty? Kannst du dich deswegen nicht für mich freuen?“
„Natürlich nicht.“ Marty war rot geworden vor Verärgerung. „Ich bin nicht so naiv wie du, Becky Lynn. Darüber bin ich schon lange weg.“
„Aha.“ Becky Lynn räusperte sich. Plötzlich begann ihr klar zu werden, dass Marty sie vor die Wahl stellte, sich zwischen ihr und Jack zu entscheiden. „Danke, dass du mich gewarnt hast, aber ich werde den Job trotzdem annehmen“, sagte sie nach einiger Zeit des Schweigens entschlossen.
Marty drückte ihre Zigarette im Aschenbecher aus. „Na, du musst es ja wissen. Aber komm bloß nicht hinterher zu mir gerannt und heul mir was vor, weil er dir das Herz gebrochen hat.“
23. KAPITEL
Bereits nach zwei Wochen war Jack überzeugt davon gewesen, dass er mit Becky Lynn die richtige Wahl getroffen hatte, doch nun, nach acht Monaten, fragte er sich, wie er überhaupt jemals ohne sie zurechtgekommen war.
Sie hatte ihre fotografischen Kenntnisse in atemberaubender Geschwindigkeit erweitert und beherrschte mittlerweile alles, was sie für ihre Arbeit brauchte, aus dem Effeff. Und noch immer lernte sie dazu. Wie ein Schwamm saugte sie gierig jede Information, die sie bekommen konnte, in sich ein und hungerte nach mehr. Jeden Tag überraschte sie ihn mit etwas Neuem, das sie hinzugelernt hatte.
Jack lächelte vor sich hin, während er das leere Studio abschritt und mit dem neuen Schlüsselbund in seiner Hand klimperte. Sein Geschäft war in den letzten paar Monaten schneller gewachsen als in den vergangenen zwei Jahren zuvor. Die Agentur Tyler Creative, zufrieden mit seiner Arbeit, hatte ihn mit weiteren Jobs betraut, die wieder andere Aufträge nach sich gezogen hatten, und schließlich hatte sich der Name Jack Gallagher in gewissen Kreisen herumgesprochen. Es gab keinen Zweifel – Jack war im Kommen. Mittlerweile konnte er von dem, was ihm seine Aufträge einbrachten, ganz gut leben und war zusätzlich auch noch in der Lage, Becky Lynn ein angemessenes Gehalt zu zahlen. Seinen Kellnerjob hatte er bereits vor Monaten an den Nagel gehängt.
Als sein Blick durch den leeren Raum schweifte, erfüllte ihn Stolz. Sein neues Studio. Er hatte es geschafft, van Nuys den Rücken zu kehren und ein weitläufiges Loft, das ihm Arbeitsplatz und Wohnung zugleich war, direkt im Herzen von Los Angeles zu ergattern.
Jack Gallagher steht in den Startlöchern.
Während er die Fenster front, die auf die Innenstadt von Los Angeles hinausging, abschritt, dachte er darüber nach, ob und, wenn ja, was Becky Lynn mit seinem Erfolg zu tun hatte. Wie stünde er heute da ohne sie? Irgendwie wurde er den Verdacht nicht los, dass sie für ihn während der
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