Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
Decke. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie sich richtig glücklich. Sie hatte einen Geliebten, eine Freundin, mit der sie all ihre Geheimnisse teilen konnte, und einen Job, der ihr Spaß machte und auf den sie stolz sein konnte.
Sie hatte alles.
Nichts und niemand konnte sie je wieder verletzen.
29. KAPITEL
Jack begann zu schwitzen. Er holte tief Luft und befahl sich, nicht weiter darüber nachzudenken, was es für seine Karriere bedeuten würde, wenn er den Garnet-McCall-Etat bekäme. Er sollte sich stattdessen besser überlegen, was er der Designerin Schmeichelhaftes über ihre letzte Kollektion erzählen könnte und welche Konzepte er hatte.
Endlich würde er nicht mehr der Jack-Gallagher-wer? sein, sondern Jack-Gallagher-der-Garnet-Mc-Call-fotografiert.
Er dehnte seine Finger, während er in der luxuriös ausgestatteten Empfangshalle auf und ab ging. Jetzt endlich – falls er den Etat bekam – würde er Carlo ernstlich herausfordern können. Sein Bruder würde ihn zur Kenntnis nehmen müssen , ob er es wollte oder nicht, und es wäre ihm nicht länger möglich, ihm, dem Bastard, die kalte Schulter zu zeigen.
„Sind Sie sicher, dass Sie keinen Kaffee möchten, Mr. Gallagher? Ich habe ihn gerade frisch aufgebrüht.“
Jack warf der Rezeptionistin, einer hübschen Blondine, einen Blick zu. Sie lächelte. Er erwiderte ihr Lächeln und schüttelte den Kopf. „Nein, danke. Im Moment bin ich wunschlos glücklich.“
Er wandte sich ab und schlenderte zu der gegenüberliegenden Wand hinüber, an der gerahmte Fotos aus verschiedenen McCall-Kollektionen hingen. Er legte den Kopf in den Nacken und studierte sie. Die Kleider waren beeindruckend, der Fotograf, der die Aufnahmen gemacht hatte, weitaus weniger. Jack hatte gehört, dass Garnet nach einem neuen Fotografen Ausschau hielt, was ihn angesichts dieser Fotos nicht im Geringsten verwunderte. Der Stil des Knaben wurde der Kollektion nicht im Entferntesten gerecht; seiner Arbeit fehlte jegliche Kühnheit.
Während er mit zusammengekniffenen Augen auf die Fotos starrte, ließ er den gestrigen Tag vor seinem geistigen Auge Revue passieren. Er war in der Hoffnung, irgendjemanden für seine Arbeit interessieren zu können, zur Modemesse gegangen und hatte dort Garnet McCall kennen gelernt.
Als Jack sich umdrehte, fing er den Blick der Rezeptionistin auf, die ihn ungeniert beobachtete. Anstatt peinlich berührt zu sein, präsentierte sie ihm ein verführerisches, interessiertes Lächeln, das er nicht weniger interessiert erwiderte. Becky Lynns Bild blitzte vor seinem geistigen Auge auf. Er begann innerlich zu fluchen, nickte der Empfangsdame zu und drehte sich wieder um.
Seine Miene verfinsterte sich. Er hasste es, Schuldgefühle zu empfinden, wenn er eine andere Frau auch nur ansah. Immer wieder kam es ihm dann so vor, als würde er Becky Lynn betrügen, und dieses Gefühl verabscheute er. Er mochte Becky Lynn, und er war gern mit ihr zusammen, aber er liebte sie nicht. Auch wenn sie seit fast einem Jahr eine Beziehung hatten, so war diese Beziehung doch nichts Ausschließliches für Jack.
Und warum fühlte er sich dann jetzt schuldig, nur weil er das Lächeln einer Rezeptionistin erwidert hatte?
Weil Becky Lynn sein Verhalten nicht verstehen würde. Dessen war er sich sicher, ohne dass sie es ihm jemals gesagt hätte. Ihre Gefühle waren so deutlich in ihren Augen ablesbar, und die Art, wie sie ihn zum Mittelpunkt ihres Lebens gemacht hatte, sprach Bände. Er wusste, was sie von ihm erwartete.
Er begann, über ihre Beziehung nachzugrübeln. Hatte er ihr je etwas versprochen, was er nicht bereit war einzuhalten?
Nein, im Gegenteil. Er war immer auf der Hut gewesen vor einer allzu festen Bindung und hatte versucht, ihre Beziehung so unverbindlich wie möglich zu gestalten. Wenn sie mehr darin sah, als in Wirklichkeit vorhanden war, war das ihr Problem. Er hatte sich nichts vorzuwerfen. Und schließlich war sie mittlerweile lange genug in Kalifornien, um kapiert zu haben, wie Beziehungsspiele hier abliefen.
Aber sie hat es nicht kapiert.
Er dachte an den Tag zurück, an dem sie sich das erste Mal geliebt hatten. An den Tag, an dem sie erfahren hatte, dass ihre Mutter gestorben war und an dem sie ihm ihre Geschichte erzählt hatte. Die Erinnerung daran schnürte ihm fast die Kehle zu, und wieder verspürte er dieselbe kalte Wut und Hilflosigkeit wie damals in sich aufsteigen. Seine Kindheit war weiß Gott nicht sonderlich behütet gewesen, und er
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