Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
hatte eine Menge Schmutz gesehen, was allerdings mit der Brutalität, die sich durch Becky Lynns Kindheit zog, in keiner Weise vergleichbar war. Bei dem Gedanken, was sie hatte durchmachen müssen, fühlte er sich richtig elend.
Und diese Dreckskerle waren damit durchgekommen! Sie hatten versucht, sie zu zerstören, und ihnen war nichts passiert. Es war nicht richtig, dass sie nicht zur Verantwortung gezogen worden waren.
Er hätte die Finger von ihr lassen sollen. Er hätte wissen müssen, dass es so kommen würde. Er hatte es gewusst. Und dennoch mit ihr geschlafen.
Seitdem hatte er immer wieder daran gedacht, ob es nicht besser wäre, ihre Beziehung zu beenden. Er brauchte seine Freiheit wie die Luft zum Atmen, aber er wollte Becky Lynn auch nicht verletzen. Bisher jedoch war er noch zu keinem Entschluss gelangt. Das Einzige, was er mit unumstößlicher Klarheit wusste, war, dass er sich in eine verdammt schwierige Lage hineinmanövriert hatte.
„Ich mag Männer, die auch dann noch lächeln, wenn man sie eine halbe Stunde warten lässt.“
Garnett McCall schwebte ihm entgegen, gewandet in eine ihrer eigenen Kreationen, ein hautenges purpurrotes Kleid aus anschmiegsamem Le der, das vorn von einem durchgehenden Reißverschluss zusammengehalten wurde.
Er lächelte anerkennend. „Ein Mann muss eben immer im Auge behalten, was ihn am Ende erwartet“, bemerkte er, während er auf sie zuging. „Und in diesem Fall ist das, was mich erwartet, schlichtweg atemberaubend.“
Mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen musterte sie ihn ungeniert von Kopf bis Fuß. „Ihre draufgängerische Art hat was, Jack Gallagher.“
„Man tut, was man kann.“
Nachdenklich ging ihr Blick über ihn hinweg. „Sie mit Sicherheit.“
Sie wandte sich an die Rezeptionistin. Während sie dem Mädchen irgendwelche Instruktionen gab, betrachtete er sie eingehend. Garnet McCall war noch jung – bestimmt noch keine vierzig – und attraktiv. Auf eine herausfordernde Art und Weise. Eine Frau, die sich zielstrebig aus dem Nichts nach oben gearbeitet hatte und mittlerweile nur eine Stufe niedriger als Calvin Klein gehandelt wurde. Mit Passivität und Schwäche ließ sich ein solcher Aufstieg nicht bewerkstelligen.
Jack gefiel Garnets Aggressivität und Geradlinigkeit. Sie wusste, was sie wollte, und nahm sich das, was ihr gefiel. Wenn er für sie arbeitete, würde er wissen, wo er stand. Und ihm gefielen die Kleider, die sie entwarf. Kleider für starke Frauen. Unerbittlich und mutig. Seine Arbeitsweise passte ausgezeichnet zu der ihren. Viel besser als die des uninspirierten Schwachkopfs, der die Fotos an der Wand verbrochen hatte.
„Ich bin in meinem Büro und will nicht gestört werden, Vicky. Stellen Sie mir bitte keine Anrufe durch. Kommen Sie, Jack.“ Ihre Hand glitt in seine Armbeuge.
Ihr Büro, ein weitläufiger Raum, war, wie zu erwarten, luxuriös ausgestattet mit einem riesigen Schreibtisch, einem Zeichentisch und exklusiven Polstermöbeln aus feinstem Leder. Sie führte ihn zu der Couch und bat ihn, Platz zu nehmen. Dann setzte sie sich ebenfalls und begann, langsam seine Mappe durchzublättern.
Nachdem sie am Ende angekommen war, hob sie den Blick und schaute Jack herausfordernd an. Sie würde es ihm nicht leicht machen, dessen war er sich sicher. Was ihm nur recht war. Ein leicht errungener Sieg hatte meist einen faden Beigeschmack, und Jack wusste, dass er die Dinge umso mehr schätzte, je schwerer sie erreichbar waren.
„Sie gefallen mir, Jack. Sie gefallen mir wirklich ganz außerordentlich.“
„Freut mich zu hören.“
Sie tippte auf die Mappe, die geöffnet auf ihrem Schoß lag. „Sie haben einen kühnen Stil. Mit einem kleinen Schuss Anarchie, der sich mit meiner Mode ganz hervorragend deckt.“
Er legte den Kopf leicht schräg. „Ganz meiner Meinung.“
„Sie haben gestern ja einen ausführlichen Blick auf meine Kollektion geworfen. Was halten Sie davon? Ich würde von Ihnen zum einen gern wissen, was ich Ihrer Meinung nach für eine Aussage machen will, und zum anderen, wie Sie gedenken, diese Aussage kreativ umzusetzen.“
Gelassenen Blicks nahm er ihre Herausforderung an und machte sie sich zu eigen. „Ihre Kleider sind sexy. Sie sind sexy. Und stark. Die Kleider, die Sie entwerfen, sind nichts für angepasste Frauen. Sie entwerfen Kleider für intelligente und modebewusste Frauen, die ihren Körper lieben, für Frauen, die gern Frauen sind.“
Mittlerweile vollkommen entspannt, legte er
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