Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
Zoe, die im Wasser gesessen hatte, sprang auf und kam lachend und nasse Fußspuren hinter sich zurücklassend, auf Becky Lynn und Jack zugerannt. Ihre honigblonde Mähne flatterte im Wind. „Und, Becky Lynn? Was meinst du, war ich gut?“
Becky Lynn lachte ebenfalls und reichte ihr ein Handtuch. „Das warst du, Zoe. Absolut.“
Zoe trocknete sich ab, dann legte sie sich das Badetuch um die Schultern. Anschließend drehte sie sich nach Jack um. „Und du, großer Meister? Ich will deine Meinung hören. Komm, spuck’s schon aus, was ich diesmal wieder alles falsch gemacht hab.“
Während Becky Lynn ihren Blick auf Jack richtete, hielt sie den Atem an. Zoe hatte sich so unendlich viel Mühe gegeben und sie hatte die vergangenen Monate über so hart gearbeitet, dass sie sich mehr als nur ein kleines Lob verdient hatte. Wenn er auch diesmal wieder mit einem seiner vernichtenden Urteile daherkam, würde sie ihm an die Gurgel gehen. Zu Recht.
Jack machte eine finstere Miene. „Du willst wirklich wissen, was ich denke?“
Das Model verschränkte die Arme über der Brust und reckte das Kinn. „Aber sicher, sonst hätte ich ja nicht gefragt.“
„Okay.“ Er neigte sich mit geheimnisvoller Miene ein Stück weiter zu ihr herüber. „Ich denke, dass du irgendwann mal ganz groß rauskommen wirst. So richtig groß.“
Zoe verschlug es einen Moment lang die Sprache. Schweigen. Man hörte nur das Kreischen der Seemöwen und das Klatschen der Wellen. Dann stieß Zoe einen gellenden Freudenschrei aus und warf sich in Jacks Arme. „Ich wusste es! Ich wusste, dass ich gut war!“
Lachend begegnete Jack Becky Lynns Augen. „Du kommst groß raus – es sei denn …“, er legte eine Kunstpause ein, „du stolperst über dein aufgeblasenes Ego.“
„Blödmann. Ich hab doch überhaupt kein Ego.“ Sie küsste ihn auf den Mund, dann wirbelte sie zu Becky Lynn herum. „Hast du das gehört, Becky Lynn? Er denkt, dass ich eines Tages ganz groß werde. Der ewig unzufriedene Jack Gallagher hat gesagt, dass ich eines Tages ganz groß rauskomme.“
Becky Lynn lachte und umarmte die Freundin. „Ich hab’s schon immer gewusst, Zoe, von Anfang an.“
„Und ich muss den Reportern erzählen, dass ich auf einem Klo entdeckt worden bin.“ Zoe schnitt eine Grimasse. „Ich denke, ich sollte mir wohl besser eine andere Geschichte ausdenken. Wie wär’s, wenn wir sagen, dass du mich in …“
„Haltet die Luft an, Mädels.“ Jack schüttelte den Kopf und schnaubte missbilligend. „Bis dahin liegt noch einiges an Arbeit vor uns. Deine Mappe ist noch längst nicht fertig, Zoe, und du brauchst auch mehr Rountine. Außerdem musst du jetzt erst mal mit ein paar anderen Fotografen zusammenarbeiten. Es scheint mir doch noch ein bisschen verfrüht, jetzt schon an die Vogue zu denken oder an irgendwelche Werbeverträge.“
Zoe rollte die Augen. „Ja, großer Meister.“
Becky Lynn lachte. „Los, auf, ihr zwei. Lasst uns essen gehen, ich habe einen Bärenhunger.“
„Auf mich müsst ihr leider verzichten“, sagte Jack, während er seine Kameras einpackte. „Ich bin zum Lunch mit den Jungs von Tyler verabredet.“
„Oh.“ Becky Lynn gab sich Mühe, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Die Mittagessen mit Jack waren ihr heilig, weil er dann normalerweise sein professionelles Gebaren aufgab und einfach nur Jack wurde – Jack, ihr Freund und Liebhaber. Und als sie heute Morgen wie stets einen Blick in seinen Terminkalender geworfen hatte, hatte sie nichts von einem Essenstermin mit Tyler oder sonst wem gesehen. „Davon weiß ich ja gar nichts. Hat sich das ganz überraschend ergeben?“
Er schaute sie scharf an. „Du meinst jetzt eben? Ach, du glaubst, ich habe das Meeting gerade erst vereinbart?“ fragte er beißend.
„Nein.“ Becky Lynn verschränkte verletzt die Arme vor der Brust. „Ich hab mich ja nur gewundert, weil es nicht in deinem Terminkalender steht.“
„Dann habe ich wohl vergessen, es einzutragen.“ Er zerrte an dem Reißverschluss seiner Kameratasche. „Misch dich nicht in meine Angelegenheiten ein, okay?“
„Kein Problem.“ Becky Lynn drehte sich auf dem Absatz herum, die Tränen schossen ihr in die Augen. Mit versteinertem Gesicht begann sie, das Equipment zusammenzuräumen. Lieber wäre sie gestorben, als dass sie ihn hätte wissen lassen, wie sehr sein Sarkasmus sie verletzt hatte.
„Wir können doch auch allein gehen“, sagte Zoe leise und nahm Becky Lynn die Kleidertasche aus
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