Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
hysterisch!
Becky Lynn hielt sich entsetzt eine Hand vor den Mund. Sie weigerte sich, den Sinn der Worte, die Zoe ihr soeben entgegengeschleudert hatte, zu begreifen. Doch die Bosheit und der … Hass waren unüberhörbar in Zoes Tonfall.
Warum hasste Zoe sie so? Becky Lynn wurde plötzlich von einem Schwindelgefühl ergriffen. Was hatte sie getan, dass Zoe sie so behandelte?
„Hast du dir vielleicht eingebildet, er liebt dich?“ fragte Zoe herausfordernd und bedachte sie mit einem verächtlichen Blick. „Hast du wirklich geglaubt, dass du die Einzige bist?“
Becky Lynn wich einen Schritt zurück und schüttelte wie betäubt den Kopf. „Warum redest du so mit mir? Was habe ich dir getan? Hör auf damit.“
Zoe starrte sie aus zusammengekniffenen Augen an. „Kannst du dir eigentlich vorstellen, wie mir die ganze Zeit über zumute war, wenn ich euch beide zusammen gesehen habe? Was ich dabei empfunden habe, wenn du mit ihm geredet hast, als wärst du etwas Besonderes?“
„Ich habe geglaubt, du bist meine Freundin“, flüsterte Becky Lynn, doch noch ehe sie den Satz zu Ende gebracht hatte, wurde ihr klar, dass Zoe niemals ihre Freundin gewesen war.
„Ogottogott, du machst mich echt krank. Wie kann man nur so naiv sein? Du bist ein dummes Schaf, Becky Lynn, ehrlich.“ Zoe machte einen Schritt auf sie zu, das schöne Gesicht vor Verachtung zu einer hässlichen Grimasse verzerrt. „Hast du die Spielregeln noch immer nicht kapiert? Noch immer nicht begriffen, wo die Musik spielt?“
Becky Lynn starrte ihre Mitbewohnerin, von der sie geglaubt hatte, dass sie ihre Freundin sei, mit wachsendem Horror an. Zoes Verrat zog ihr den Boden unter den Füßen weg. Mit einem Mal war sich Becky Lynn sicher, dass Zoe von Anfang an über Jacks Seitensprünge Bescheid gewusst hatte.
Seitensprünge? Von Anfang an?
Natürlich. Natürlich war Garnet McCall nicht sein erster Seitensprung gewesen. Sie ballte die Hände zu Fäusten. Nur Gott allein mochte wissen, wie viele es waren und mit wem. Jetzt wurde ihr klar, warum er immer so darauf bedacht gewesen war, ihre Beziehung möglichst geheim zu halten. Jedes einzelne der traumhaft schönen Models, mit denen Jack im vergangenen Jahr gearbeitet hatte, passierte vor ihrem geistigen Auge Revue. Wie oft war er einfach für Stunden verschwunden, ohne ihr zu sagen, wo er hinging. Plötzlich hatte sie das Gefühl, an ihrer Verzweiflung ersticken zu müssen. Vielleicht war er ja mit jedem Model, das seinen Fuß über die Schwelle seines Studios gesetzt hatte, ins Bett gegangen.
Mit jedem. Auch mit Zoe.
Als sie Zoe nun ansah, erinnerte sie sich an die hungrigen Blicke, mit denen die vermeintliche Freundin Jack so oft bedacht hatte, an die Berührungen und scheinbar freundschaftlichen Küsse, die sie miteinander getauscht hatten.
Becky Lynn schluckte krampf haft. Im Grunde genommen konnte sie sich die Frage, die ihr auf der Zunge lag, auch selbst beantworten. Sie stellte sie trotzdem. Weil sie die Wahrheit aus Zoes eigenem Mund hören wollte. „Warst du … warst du auch mit Jack im Bett?“
Zoe begegnete Becky Lynns Blick gelassen. Sie lächelte dünn. „Aber sicher.“
33. KAPITEL
Der leichte Sprühregen hatte sich in einen Wolkenbruch verwandelt. Becky Lynn stand bis auf die Haut durchnässt vor Carlo Trianis Wohnungstür, über der Schulter ihren Matchbeutel, ihre rechte Hand umklammerte eine von Carlos Visitenkarten.
Kommen Sie zu mir. Ich mache aus Ihnen einen Star.
Sie starrte mit leer geweinten Augen auf die Karte, das Herz lag ihr wie ein Zentnergewicht in der Brust. Nein, sie würde nicht mehr weinen, weder Jack noch Zoe waren es wert.
Aber warum nur tat es dennoch so unendlich weh?
Sie verscheuchte diesen Gedanken, nahm den Matchbeutel von der Schulter und stellte ihn neben sich auf die Treppe. Lieber würde sie auf der Straße nächtigen, als dass sie auch nur noch eine einzige Sekunde mit Zoe unter dem gleichen Dach verbracht hätte.
Wahrscheinlich würde ihr gar nichts anderes übrig bleiben. Becky Lynn strich sich eine klatschnasse Haarsträhne aus dem Gesicht. Nun hatte sie keinen Job mehr, keine Freunde und keine Wohnung. Sie war allein, ebenso allein, wie sie es an dem Tag gewesen war, an dem sie hier angekommen war.
Wieder senkte sie den Blick und schaute auf die Visitenkarte. Kommen Sie zu mir. Ich mache aus Ihnen einen Star.
Was blieb ihr anderes übrig, als ihr Glück zu versuchen? Sie wusste nicht, wo sie sonst hätte hingehen sollen. Sie
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