Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Titel: Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
Vom Netzwerk:
Studio. „Du kommst gerade recht. Carlo und ich haben eben die Shots von gestern entwickelt.“
    Wehmut stieg in ihr auf. Einen Moment bekam sie kaum Luft. Wie viel Spaß hatte es ihr gemacht, Filme zu entwickeln und Aufnahmen zu vergrößern. Sie vermisste ihren alten Job, all die Dinge, die sie so gerne getan hatte.
    Sie schob die Hände in ihre Hosentaschen. „Und? Wie sind sie geworden?“
    Als Jon den Blick abwandte, wusste Becky Lynn, dass sie wohl wieder einmal nicht gerade eine Sternstunde gehabt hatte. Tausend Ge fühle stürm ten plötzlich auf ein mal auf sie ein – Scham und Wut, das Gefühl, völlig unfähig zu sein, Enttäuschung, Frustration und Trotz.
    Warum zum Teufel setzte sie sich dieser Tortur eigentlich tagtäglich aus? Sie würde ja doch nie ein Model werden.
    „Wir haben ein paar … interessante Sachen“, gab er vage zurück. „Ich muss jetzt an die Arbeit. Bis später dann, Becky Lynn.“
    Damit machte er, dass er wegkam. Sie schaute ihm nach und folgte ihm dann zögernd, noch nicht bereit, dem Tag, der vor ihr lag, ins Auge zu sehen.
    Carlo stand mit dem Rücken zu ihr am entgegengesetzten Ende des Studios und telefonierte. Am Anfang hatte sie Angst vor ihm gehabt, Angst deshalb, weil er ein Mann und ihr rein körperlich überlegen war. Nachts hatte sie sich in ihrem Zimmer eingeschlossen und war sogar so weit gegangen, zu ihrer Sicherheit auch noch einen Stuhl unter die Türklinke zu schieben. Wenn sie tagsüber mit ihm zusammen war, hatte sie ihn niemals aus den Augen gelassen, um augenblicklich jeden körperlichen Annäherungsversuch unterbinden zu können. Jedes Mal, wenn er sie aus Versehen berührt hatte, war sie vor Schreck zur Salzsäule erstarrt.
    Doch nach und nach begann sie sich in seiner Gegenwart wohler zu fühlen. Ihr Schutzschild fing an ab zubröckeln und ihre Angst mit ihm.
    Carlo war ganz anders als Jack. Er besaß nicht Jacks überwältigende männliche Ausstrahlung, angesichts derer sie sich anfangs klein und verletzlich gefühlt hatte und die später all ihre Sinne in Aufruhr versetzt hatte. Und er behandelte sie auch anders als Jack. Bis auf seine Entschlossenheit, sie als Mittel zum Zweck gegen den Halbbruder einzusetzen, schien er an ihr total uninteressiert zu sein. An ihr als Frau zumindest. Mit einem Mann zusammenzuleben, der sich ihr gegenüber vollkommen passiv verhielt, fand sie einerseits seltsam, andererseits aber auch sehr beruhigend.
    Er legte den Hörer auf und drehte sich um. Als sein Blick auf sie fiel, hob er die Augenbrauen, und sie glaubte zu wissen, was er dachte.
    „Guten Morgen, bella. Bist du bereit, heute wieder so gute Arbeit zu leisten?“
    Sie hob das Kinn. „Sehr witzig.“
    „Ich reiße über meine Fotos keine Witze, Becky Lynn. Das solltest du mittlerweile gelernt haben.“
    Sie sah sich vor der Kamera posieren und hob ihr Kinn noch etwas höher. „In Anbetracht der Tatsache, dass ich dein Versuchskaninchen bin, solltest du es vielleicht lernen, die Dinge nicht zu eng zu sehen.“
    Mit zusammengekniffenen Augen starrte er sie an. „Mit so einer Einstellung wirst du nie weiterkommen.“
    Zum Kampf bereit machte sie eine Faust, die sie gleich darauf wieder öffnete. „Vielleicht will ich ja gar nicht weiterkommen.“
    Er stieß eine Verwünschung aus, kam zu ihr herüber und stellte sich so nah vor sie hin, dass sich ihre Körper fast berührten. „Dann schmeiß den Kram hin, bella. Und zwar sofort. Ich kann gut ohne diesen Ärger leben.“
    Sie holte tief Luft. Warum hatte sie damit angefangen? Wo sie doch genau wusste, wie scharfzüngig und verletzend Carlo sein konnte, wenn man ihn zur Weißglut brachte.
    „Entschuldige bitte“, gab sie schließlich klein bei. „Wahr scheinlich bin ich nur frustriert.“
    Er hüllte sich einen Moment lang in Schweigen, dann nickte er. „Vielleicht wird es ja heute besser. Juliette wartet schon auf dich.“
    Doch es wurde auch an diesem Tag nicht besser. Im Gegenteil. Es war ein Albtraum.
    „Nein!“ brüllte Carlo Becky Lynn an und drückte seinem Assistenten die Kamera in die Hand. „Grauenhaft. Einfach grauenhaft. Du schaust in die Kamera, als ob ich versuchen würde, dir den Garaus zu machen.“
    „Was erwartest du denn von mir?“ schrie sie zurück und ballte vor Hilflosigkeit und Zorn ihre Hände zu Fäusten. „Genauso fühle ich mich auch. Ich hasse es.“
    Carlos Assistenten, bedacht darauf, sich aus der Gefechtslinie zurückzuziehen, stoben in alle Richtungen

Weitere Kostenlose Bücher