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Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Titel: Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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Menschen, denen sie nichts bedeutete, hatten ihr Spiel mit ihr getrieben und sie benutzt. Je öfter sie sich diesen Sachverhalt vor Au gen hielt, desto schneller würde sie die ganze Angelegenheit vergessen können.
    Becky Lynn schloss die Tür des BMWs auf und stieg ein. Als sie den Schlüssel ins Zündschloß steckte, merkte sie, dass ihre Hände zitterten. Sie hasste es, in Südkalifornien Auto zu fahren. Der Verkehr machte ihr Angst, und der Weg zu Car los Studio war nicht einfach zu finden. Ein paar Mal hatte sie sich schon heillos verfranst. In der ersten Woche hatte sie Carlos Angebot, seinen Zweitwagen zu benutzen, ausgeschlagen und stattdessen den Bus genommen. Doch da die Busfahrt fast zwei Stunden in Anspruch nahm, hatte sie es sich schließlich doch anders überlegt.
    Carlo hatte ganz andere Gewohnheiten als sein Halbbruder. Im Gegensatz zu Jack, der morgens meist schlecht gelaunt war und es liebte, lange zu schlafen, schien Carlo eine regelrechte Abneigung gegen Schlaf zu ha ben. Er stand in aller Herrgottsfrühe auf und verließ jeden Morgen bereits gegen sechs das Haus, um in sein Studio zu fahren, egal wie wenig er auch in der Nacht zuvor geschlafen haben mochte. Unterwegs machte er Halt an einem Trimmpfad, um sein gewohntes Trainingzuabsolvieren. Alssienochmit Jackzusammengearbeitet hatte, war sie im Studio immer die Erste gewesen. Sie hatte Kaffee gekocht, die ersten Anrufe erledigt und ihn dann geweckt.
    Manchmal hatte er sie dann zu sich in Bett gelockt, und sie hatten sich geliebt, er noch im Halbschlaf und köstlich warm.
    Die Erinnerung drohte sie einen Moment lang zu überwältigen; wütend über sich selbst versuchte sie die Gefühle, an denen sie plötzlich glaubte ersticken zu müssen, zu verdrängen.
    Nein, sie würde nicht mehr an Jack denken, sie wollte sich nicht mehr nach ihm sehnen, jeder Tagtraum, in dem er die Hauptrolle spielte, war Zeitvergeudung. Und wenn er sie noch tausendmal bäte zurückzukommen, er würde auf Granit beißen. Sie verabscheute ihn. Sie wollte ihn nie wieder sehen.
    Mittlerweile hatte Becky Lynn das Studio erreicht, suchte sich einen Parkplatz und stieg aus. Obwohl die Luft warm war und die Sonne strahlend von einem wolkenlos blauen Himmel herablachte, überlief sie ein kalter Schauer.
    Sie hasste es, Modell zu stehen. Sie fand es demütigend und beängstigend, und sie fühlte sich dabei wie eine Hochstaplerin. Während Carlo ihr seine Anweisungen erteilte, musste sie an die Leute in Bend denken, und ihr höhnisches Gelächter hallte in ihren Ohren wider. Dabei sah sie sich selbst – die hässliche Becky Lynn, deren Anblick selbst für ihre Vergewaltiger unerträglich gewesen war – vor der Kamera agieren und eine Frau vortäuschen, die sie gar nicht war.
    Becky Lynn holte tief Luft und setzte sich in Bewegung, wobei sie dem drängenden Wunsch, auf dem Absatz kehrtzumachen, heldenhaft Widerstand leistete. Gegen Carlo war Jack der reinste Waisenknabe. Carlo nahm kein Blatt vor den Mund; es war ihm egal, wie sehr seine Kritik ihre Gefühle verletzte. Er hatte ein Ziel vor Augen, und darauf arbeitete er hin. Immer wieder hatte er sie im vergangenen Monat an den Rand der Tränen gebracht.
    Aber sie hatte nicht geweint. Sie hatte sich geschworen durchzuhalten und wollte ihm keinen Grund geben, sie fallen zu lassen.
    Wozu es aber dennoch irgendwann unausweichlich kommen würde. Dessen war sie sich sicher. Carlo wurde von Tag zu Tag ungeduldiger, und ihre Niedergeschlagenheit wuchs.
    Sie ballte die Hände zu Fäusten. Sie wollte Jack verletzen, sie wollte ihn dem Gespött der Öffentlichkeit preisgeben. Eines Tages würde es ihm noch Leid tun, wie er sie behandelt hatte, er würde es bereuen, sie einfach wie ein Stück Dreck weggeworfen zu haben.
    Wäre sie nicht von so abgrundtiefem Hass erfüllt gewesen, hätte sie sich mit Sicherheit des Öfteren gefragt, wozu sie eigentlich auf der Welt war. Allein dieser Hass veranlasste sie, jeden Morgen aufs Neue die Augen zu öffnen; er trieb sie aus dem Bett und unter die Dusche.
    Ja, sie würde sich auch heute wieder Carlo und dem kalten Auge der Kamera stellen, heute und jeden weiteren Tag, bis sie so weit war, zum entscheidenden Schlag gegen Jack ausholen zu können.
    Nachdem sie den Summer betätigt hatte, öffnete ihr Jon, einer von Carlos Assistenten, und ließ sie ein. „Hi, Becky Lynn. Wie geht’s?“
    „Ganz gut, Jon. Und dir?“
    „Fantastisch.“ Er schloss die Tür und ging mit ihr zusammen nach hinten ins

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