Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
war plötzlich so eng, dass sie kaum Luft bekam. Und nun? Was machst du jetzt?
Bestimmt gibt es eine Erklärung dafür, versuchte sie sich einzureden. Eine ganz unschuldige, simple Erklärung. Hinterher würde sie sich vor Lachen den Bauch halten. Mit Sicherheit.
Becky Lynn drehte sich um und ließ ihren Blick langsam die Stufen, die sie eben nach oben gestiegen war, wieder hinabwandern. Sie brauchte nur umzukehren; Jack würde nie erfahren, dass sie hier gewesen war, und sie könnte versuchen, die ganze Angelegenheit einfach zu vergessen.
Sie machte die Augen ganz fest zu. Sie hatte das Gefühl, ihr Herz müsse gleich zerspringen. Weshalb ging sie eigentlich nicht weiter, wenn sie sich doch so sicher war, dass es sich bei dem, was im Schlafzimmer vor sich ging, um etwas ganz Unverfängliches handelte? Wovor hatte sie Angst? Warum dachte sie daran davonzulaufen?
Sie musste aufhören, sich etwas vorzumachen. Jetzt wollte sie die Wahrheit wissen.
Als sie die letzte Stufe nahm, schlotterten ihr die Knie so sehr, dass sie einen Moment stehen bleiben musste. Die Geräusche aus dem Schlafzimmer wurden lauter. Die Tür war nur angelehnt. Becky Lynn tippte mit den Fingerspitzen dagegen.
Als sie einen Blick durch den Türspalt warf, blieb ihr das Herz stehen. Sie glaubte, sterben zu müssen. Und es war ihr nur recht. Sie wollte sterben. Auf der Stelle.
Jack war mit einer anderen Frau im Bett. Er liebte eine andere Frau.
Die Tüten mit den Lebensmitteln rutschten ihr aus der Hand, die Champagnerflasche rollte klirrend über den Boden. Als Jack und die Frau auseinander fuhren, sah Becky Lynn, um wen es sich handelte.
Garnet McCall. Becky Lynn entfuhr ein Laut, in dem sich Schmerz und Überraschung mischten, dann taumelte sie einen Schritt zurück, als hätte ihr jemand einen Schlag versetzt. Jack war mit Garnet McCall im Bett.
„Großer Gott, Becky Lynn!“ Jack setzte sich kerzengerade auf, schnappte sich eine der beiden Decken und sprang aus dem Bett. „Warum hast du denn nicht angerufen? Ich habe dir doch gesagt, dass du anrufen sollst.“
Sie starrte ihn an wie einen Geist und wich noch weiter zurück. Gleich würde sie an ihren Tränen ersticken. „Ich habe … ich dachte …“ ihr Blick irrte von Jack zu Garnet und wieder zurück, und gleich darauf verschwamm alles vor ihren Augen. „Hast du deshalb den Etat bekommen?“
„Kein Grund, dass Sie sich verletzt fühlen, Honey“, sagte Garnet McCall mit ihrer rauchigen Stimme, während sie sich aufsetzte und sich mit der Hand durch das zerzauste Haar fuhr. Als sie Becky Lynns Blick begegnete, lag auf ihrem Gesicht ein Ausdruck echten Bedauerns. „Glauben Sie mir, es bedeutet wirklich überhaupt nichts.“ Sie klopfte neben sich auf die Matratze. „Leisten Sie uns Gesellschaft, Sie sind herzlich eingeladen.“
Becky Lynn drehte sich fast der Magen um, ein gequälter Schmerzenslaut entrang sich ihrer Kehle. Sie schüttelte den Kopf und richtete den Blick wieder auf Jack. „Ich kann es nicht glauben … Es ist doch erst ein paar Stunden her, dass wir beide … du und ich … wir …“ Ihre Worte versickerten. Dann schluchzte sie laut auf.
„Red … bitte. Lass uns darüber reden. Ich werde dir alles erklären.“
Sie schüttelte den Kopf und trat noch einen Schritt zurück. Ihr Schmerz war unerträglich. „Nenn mich nicht so. Nicht jetzt.“
Jack kam auf auf sie zu und streckte die Hände nach ihr aus. „Komm, Baby. Lass uns nach unten gehen und …“
„Komm mir nicht zu nahe! Und fass mich nicht an!“
„Becky Lynn, bitte …“
Sie drehte sich auf dem Absatz um und rannte, wie von wilden Hunden gehetzt, die Treppe nach unten. Als sie ins Straucheln geriet, griff sie blind nach dem Geländer, rappelte sich wieder auf und stolperte weiter. Weg. Bloß weg hier.
Jack kam hinter ihr hergerast und schrie ihren Namen. „Becky Lynn! Becky Lynn, warte! Ich kann dir alles erklären.“
Schluchzend erreichte sie den untersten Treppenabsatz und stürmte wie von Sinnen durch das Studio. Sie rammte den Teewagen, der wie ein Geschoss durch den Raum raste, und an einem Scheinwerfer abprallte, der mit einem lauten Krachen umstürzte, und schließlich selbst umkippte.
„Becky Lynn! Geh nicht so!“
Sie hörte, dass er knapp hinter ihr war, doch sie drehte sich nicht um, weil sie sich sicher war, seinen Anblick keinen Moment länger ertragen zu können. Wie er dagestanden hatte, in diese verdammte Decke gewickelt, während sich auf seinem Gesicht Mitleid
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