Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Titel: Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
Vom Netzwerk:
Leine und legte sie einen nach dem anderen in einer fein säuberlichen Reihe vor sie hin. Bei näherem Hinsehen glaubte sie zu träumen.
    Die Frau auf den Abzügen war schön.
    Das bist niemals du. Sie beugte sich weiter hinunter. Und doch war es so. Die Frau war sie.
    Sprachlos starrte sie auf die Kontaktabzüge. Die Bilder waren vor einer Woche aufgenommen worden, nachdem sie sich zum ersten Mal den fachkundigen Händen einer Maskenbildnerin ausgeliefert hatte.
    „Ja, bella, da staunst du, was?“ Er streichelte ihr ganz leicht übers Haar. „Siehst du jetzt auch, was ich schon die ganze Zeit über gesehen habe?“
    Becky Lynn schüttelte fassungslos den Kopf. Noch immer wollte sie ihren Augen nicht trauen. Als sie einen der Abzüge vorsichtig wie ein rohes Ei in die Hand nahm, bemerkte sie, dass ihre Finger zitterten. Ihr Mund war trocken, und ihr Herz klopfte wild. Die Frau auf den Fotos war schön. Die Kamera verlieh ihrem Gesicht etwas Exotisches und ganz und gar Außergewöhnliches.
    Als Carlo ihr die Lupe reichte, füllten sich ihre Augen mit Tränen, und die Fotos verschwammen vor ihren Augen.
    Sie erkannte sich in der Frau auf dem Kontaktabzug zwar wieder, doch nicht so, wie sie in Wirklichkeit war, sondern so, wie sie sich immer gewünscht hatte zu sein. Carlo hatte ein Wunder vollbracht. Er hatte ihr etwas geschenkt, von dem sie geglaubt hatte, es nie im Leben bekommen zu können.
    Sie ließ die Lupe sinken und schaute ihn an. „Danke“, flüsterte sie. „Ich … ich hätte nie gedacht, dass ich so … so aussehen kann. Vielen, vielen Dank.“
    Einen Moment lang sagte Carlo nichts, doch sein Gesichtsausdruck sprach Bände. Sie hielt den Atem an. Zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, entdeckte sie in seinen Augen so etwas wie Gefühl. Es erschien ihr fast, als wäre sie für ihn erst in diesem Augenblick ein Mensch geworden.
    „Siehst du“, sagte er leise. „Ich habe nicht gelogen. Die Kamera liebt dich.“ Er fing mit der Daumenspitze eine Träne ab, die sich anschickte, ihre Wange hinunterzurollen. „Aber es war ein Stück harter Arbeit. So können wir nicht weitermachen. Siehst du, wie steif und unbehaglich du immer noch dreinschaust?“
    Sie sah es. Obwohl Carlo und seine Kamera ihr eine fast atemberaubende Schönheit verliehen hatten, schien dieses Bild nicht mit dem Bild, das sie von sich selbst hatte, übereinzustimmen.
    „Kannst du dich nicht einfach loslassen und der Kamera vertrauen?“ Carlo suchte ihren Blick und schaute sie eindringlich an. „Wenn du das nicht schaffst, wirst du es als Model nicht weit bringen, da kann die Kamera dein Gesicht noch so sehr lieben. Du musst dich entscheiden. Vertraust du mir genug, um dich mir ganz und gar auszuliefern?“
     
35. KAPITEL
    Nach und nach schaffte Becky Lynn es tatsächlich, sich loszulassen und sich Carlo und seiner Kamera auszuliefern. Es fiel ihr schwer, doch sie lernte. Stück für Stück wuchs sie in ihre neue Rolle hinein und verwandelte sich unter seinen Augen innerhalb der nächsten drei Monate von einem ängstlichen jungen Mädchen, das sich in seiner eigenen Haut nicht so recht wohl fühlte, in ein kühnes, selbstbewusstes und selbstsicheres Model.
    Carlo saß am Leuchttisch und studierte die Negative mit aller gebotenen Gründlichkeit, konnte jedoch keine Schwäche entdecken. Jetzt, nachdem Becky Lynn ihre Angst und ihre Selbstzweifel überwunden hatte, gab es nichts mehr, dem sie nicht gewachsen war.
    Carlo lächelte in sich hinein, während er voller Wohlwollen die Negative betrachtete. Ohne dass sie davon wusste, hatte er bereits damit begonnen, eine Präsentationsmappe für sie anzulegen, weil er mittlerweile keinerlei Zweifel mehr daran hegte, dass eine der Top-Agenturen sie unter Vertrag nehmen würde; er hatte Ford, Elite oder Davis im Auge.
    Jetzt griff er nach einem Stapel Abzüge, der neben ihm auf dem Leuchttisch lag, und blätterte ihn durch. Als er zu den Aufnahmen gelangte, die Becky Lynn als Erstes von sich gesehen hatte, hielt er inne. Er schluckte schwer, während er sich daran erinnerte, wie sie ihn damals angesehen hatte. Als hätte er ihr das schönste Geschenk der Welt in den Schoß gelegt. Es war das erste Mal in seinem Leben, dass er das Gefühl hatte, einen anderen Menschen wirklich glücklich gemacht zu haben.
    Er hatte in ihrem Leben eine ganz einschneidende Veränderung bewirkt, war ihr nahe gekommen auf einer Ebene, auf der er noch nie einem Menschen nahe gekommen war.
    In diesem Moment – und es

Weitere Kostenlose Bücher