Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
zu schön, um wahr zu sein.
Mit schmerzlich verzogenem Gesicht rieb er sich seinen Kiefer. „Geht’s dir jetzt besser, Cowboy? Nützt dir aber alles nichts. Ich bin noch immer der Überzeugung, dass sie jetzt mir gehört. Und ich warne dich: Wenn du noch mal handgreiflich werden solltest, erstatte ich Anzeige wegen Körperverletzung.“
„Sag ihr, dass ich hier war. Sag ihr, dass es mir Leid tut und dass ich sie bitte zurückzukommen.“ Jack bückte sich, hob die beiden Teile des auseinander gerissenen Fotos auf und warf sie auf den Leuchtkasten. Dann suchte er mit zusammengekniffenen Augen Carlos Blick. „Wenn du den Mut dazu hast.“
Damit drehte er sich auf dem Absatz um und ging hinaus.
Sag ihr, dass es mir Leid tut. Wenn du den Mut dazu hast.
„Was ist denn hier los?“ Becky Lynn stürzte aus dem Umkleideraum. Der Reißverschluss ihrer engen Jeans stand offen und um ihre nackten Brüste hatte sie lediglich ein Handtuch geschlungen, das sie vorn mit einer Hand zuhielt. Ihr Blick fiel auf die umgestürzte Lampe, dann auf Carlo, der sich noch immer das Kinn hielt. „Mein Gott, Carlo“, rief sie, „ist mit dir alles in Ordnung?“
„Ja, ja, mir geht’s gut.“ Er bückte sich und hob den Scheinwerfer auf. Dann rieb er sich wieder das Kinn, das mittlerweile anzuschwellen begann.
„Du bist ja verletzt!“ Sie kam zu ihm herüber und betastete erschrocken sein Kinn. „Wer hat dich geschlagen?“
„Es ist nichts.“
„Aber ja! Schau doch bloß mal in den Spiegel.“
Sie versuchte, seinen Kiefer zu inspizieren, doch er drehte den Kopf weg. „Vergiss es, Becky Lynn. Los, lass uns an die Arbeit gehen.“
Sie schaute ihn eindringlich an. „Wer war das?“
Sag ihr, dass ich hier war. Und sag ihr, dass es mir Leid tut und dass ich sie bitte zurückzukommen. Wenn du den Mut dazu hast.
Carlo öffnete den Mund, um etwas zu sagen, über legte es sich jedoch gleich darauf anders. Wenn er ihr Jacks Botschaft überbrachte, würde sie zu ihm zurückgehen. Ungeachtet all ihrer gegenteiligen Behauptungen war er sich sicher, dass sie nicht würde widerstehen können.
Er stieß eine Verwünschung aus und verachtete sich wegen seiner Feigheit. „Eine alte Freudin hat eben kurz reingeschaut, um Hallo zu sagen. Ihr rechter Haken ist nicht von schlechten Eltern, findest du nicht auch? Hätte Boxerin werden sollen.“ Er warf Jon einen warnenden Blick zu. „Ihr ist zu Ohren gekommen, dass ich mit dir zusammenlebe, und da ist sie ein bisschen ausgeflippt.“
Becky Lynns Blick wanderte zur Tür. „Eine alte Freundin?“ wiederholte sie ungläubig.
„Glaubst du, ich lüge dich an?“ Seine Miene hatte sich verfinstert. „Oder hast du vielleicht gehofft, dass es Jack gewesen sein könnte? Dass er gekommen ist, um dich um Verzeihung zu bitten und von hier wegzuholen?“ Angesichts seiner Worte errötete sie bis unter die Haarwurzeln. „Vielleicht liegst du ja jede Nacht im Bett und stellst dir vor, dass er dich von hier wegholt und dir seine unsterbliche Liebe gesteht. Ist das so, Becky Lynn? Hoffst du insgeheim, dass ihm eines Tages doch noch klar wird, dass er dich liebt und dich bittet zurückzukommen?“
„Du bist gemein. Habe ich nicht dadurch, dass ich mich geweigert habe, mit ihm zu sprechen, bewiesen, wie sehr ich ihn verabscheue?“ In ihren Augen glitzerten Tränen, sie blinzelte sie weg. „Entschuldige, dass ich gefragt habe. Ich habe mir nur Sorgen gemacht um dich, aber es tut mir Leid. Es wird nicht wieder vorkommen.“
Damit drehte sie sich um und ging steifbeinig mit durchgedrücktem Kreuz wieder in die Umkleidekabine. Carlo schaute ihr nach. Insgeheim musste er ihr Recht geben. Er war gemein zu ihr gewesen. Er ballte die Hände zu Fäusten. Und dennoch liebte sie Jack noch immer, all ihren gegenteiligen Behauptungen zum Trotz. Wenn sie vorhin mit ihm zusammengetroffen wäre, wäre sie mit ihm gegangen. Er, Carlo Triani, hatte ihr Schönheit verliehen und war auf dem besten Weg, einen Star aus ihr zu machen, aber sie hätte gleichwohl keinen Augenblick gezögert und wäre Jack gefolgt.
Diese unumstößliche Gewissheit schlug ihre Klauen so fest in ihn, dass Eifersucht und Hass alle anderen Gefühle in ihm zu ersticken drohten.
Er holte tief Luft und folgte ihr in den Umkleideraum.
Als er die Tür aufriss, wirbelte sie herum und zog sich das Handtuch fester um die Brust. „Ich hoffe, es stört dich nicht.“
Sie hatte geweint; ihre Wimperntusche war verlaufen und hatte auf ihren Wangen
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