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Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Titel: Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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war das erste Mal, seit er seine Mutter tot in dem von ihrem Blut roten Wasser des Pools aufgefunden hatte – war er sich unbeschädigt vorgekommen und hatte einen Hoffnungsstrahl am Horizont aufblitzen sehen. In diesem Moment war seine Welt erstmals wieder in Ordnung, ein Ort, an dem man es aushalten konnte. Plötzlich schien das Leben eine breite Palette von Wahlmöglichkeiten bereitzuhalten, nach denen er nur die Hand auszustrecken brauchte.
    Und dieser Moment hatte auch einen Neuanfang von Becky Lynns Leben markiert. Beim Betrachten der Fotos erkannte sie, wie schön sie sein konnte, und diese Erkenntnis verlieh ihr die Stärke, ihre Ängste zu überwinden. Becky Lynn hatte endlich begonnen, an sich selbst zu glauben.
    Carlo blätterte weiter. Nach einiger Zeit stieß er auf eine Aufnahme, die ihn wieder innehalten ließ. Sie war viel weniger gestellt als alle anderen, fast ein Schnappschuss. Das Foto lebte weder von dem, was Becky Lynn trug, noch von dem Setting, sondern ganz allein von dem Ausdruck, der auf ihrem Gesicht lag. Carlo legte den Kopf leicht schräg und verengte die Augen. Hier war das Außergewöhnliche ihrer Persönlichkeit fast mit Händen zu greifen.
    Es sind ihre Augen, dachte er. Die Verletzlichkeit und Sanftheit, die darin lagen, konnten auch vom besten Fotografen der Welt nicht künstlich erzeugt werden. Sie kamen von innen und waren Bestandteil ihres Charakters. Er blätterte weiter, hielt hie und da inne und verglich die Fotos miteinander. Gleichviel, ob die Aufnahme Erotik, Lebenslust oder weibliche Stärke signalisieren sollte, der Ausdruck der Verletzlichkeit lag immer in ihren Augen. Sie konnte ihn nicht verbergen.
    Während Carlo auf die Fotos starrte, krampfte sich plötzlich sein Herz zusammen. Becky Lynn war außergewöhnlich. Und sie würde ein außergewöhnliches Model abgeben. Wie seine Mutter.
    Er wandte sich um und warf einen Blick nach hinten, wo sich der Schmink- und Umkleideraum befand. Wenn alles klappte, würde heute Becky Lynns letzte Trainingssession sein. Sie war so weit, dass sie ihren ersten Job annehmen konnte.
    Er lächelte. Noch wusste sie es nicht. Wahrscheinlich würde sie die Nachricht anfangs in Panik versetzen. Doch dann würde sie ihre Angst in den Griff bekommen. Wie immer. Sie war einer der stärksten und mutigsten Menschen, den er je getroffen hatte.
    Jack musste verrückt gewesen sein, sie einfach gehen zu lassen.
    Beim Gedanken an Jack erstarb Carlos Lächeln. Überall in der Branche wurde gemunkelt, dass Jack und Garnett McCall in eine heftige Affäre verstrickt waren. Als Carlo dieses Gerücht zum ersten Mal zu Ohren gekommen war, hatte er sich natürlich sofort gefragt, ob das der Grund dafür war, dass Becky Lynn sich von Jack getrennt hatte. Gesprochen hatte sie nie darüber.
    Carlo zog die Augenbrauen zusammen. Das Thema Jack war nicht das einzige Thema, über das sie sich ausschwieg. Als er sie einmal nach ihrer Vergangenheit fragte, hatte sie ihm eine Geschichte aufgetischt, die sie sich ganz offensichtlich von A bis Z aus den Fingern gesogen hatte.
    Auch wenn ihr andere die anrührend traurige Geschichte von dem Traktorunfall ihres Vaters und der daraufhin völlig verarmten Familie, die liebevoll füreinander durch dick und dünn ging, abgekauft haben mochten – er tat es nicht. Er sah ihr an, dass sie log. Aber er sagte nichts.
    Als er von hinten aus der Umkleidekabine ihr Lachen hörte, zog er nachdenklich die Augenbrauen zusammen. Warum hatte sie geglaubt, ihn anlügen zu müssen? War er so furchterregend? Er schaute wieder auf die Fotos vor sich. Jack hatte sie zweifellos alles über sich erzählt. Sie und sein Bruder waren ein Liebespaar gewesen, wohingegen sie bei ihm, Carlo, stets ängstlich darauf bedacht war, dass er ihr nicht zu nahe kam. Jedes Mal, wenn er eine gewisse unsichtbare Grenze überschritt, erstarrte sie. Frustration stieg in ihm auf. Warum? Was hatte Jack, das er, Carlo, nicht hatte?
    „Tut mir Leid, Carlo!“ Jon kam hereingestürmt, und auf seinen normalerweise gelassenen Gesicht spiegelte sich die helle Aufregung. „Ich wollte ihn nicht reinlassen, aber …“
    „Wo ist sie?“ Jack schob den Assistenten umstandslos beiseite und kam auf den Set, als wäre er hier der Herr im Haus. „Ich weiß, dass sie da ist.“
    Carlo bedeutete seinem Assistenten mit einer Handbewegung, sich zurückzuziehen, und wandte sich dann Jack zu, lächelnd und bereit zum Kampf. Ihm war von Anfang an klar gewesen, dass es eines Tages zu

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