Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
sich zu einem anerkannten Fotografen gemausert. Was hieß, dass er natürlich auch die monatlichen Einladungen erhielt.
Er parkte seinen Targa 911 vor Tremayne Davis’ Haus in Bel Air, einer neoklassizistischen Villa, die hell erleuchtet war. Der Gästeliste hatte er entnommen, dass heute Abend zusätzlich zu der üblichen Prominenz aus der Modebranche auch Schönheitschirurgen, Zahnärzte, ein paar bekannte Sportler und Rockstars ihre Anwesenheit angekündigt hatten. Der Champagner würde in Strömen fließen, Berge von Kaviar würden vertilgt werden, und Visitenkarten würden ihre Besitzer wechseln. Zungen würden sich begegnen, Versprechungen gemacht und versteckte Angebote unterbreitet werden. Bei einer Gelegenheit wie dieser hatte schon mehr als eine Affäre zwischen einem Model und einem Rockstar ihren Anfang genommen.
Früher hatte er sich nichts sehnlicher gewünscht, als anerkanntes Mitglied dieser illustren Gesellschaft zu sein; er hatte geglaubt, sich dann wichtiger, mächtiger und auch ein bisschen unbesiegbarer zu fühlen. Heute dagegen sah er, wie lächerlich es gewesen war, sich selbst und seine Stellung in der Welt allzu ernst zu nehmen. Die Fotografie war sein Leben, er hatte sich für sie entschieden, und er liebte sie. Und doch war sie nur ein Broterwerb, und er war noch immer Jack Gallagher, derselbe Mensch, der er mit acht, mit fünfzehn und mit zwanzig gewesen war.
Er stieg aus, ließ seine Wagenschlüssel in die Innentasche seiner Smokingjacke gleiten und ging auf die Eingangstür der Villa zu.
Schon kurz nachdem er die Bildfläche betreten hatte, sah er sich von karrierehungrigen Models umringt. Er war höflich, schlug jedoch alle Einladungen aus, die – je nach Wesensart der Bittstellerin – versteckte oder unverblümte Angebote, sich näher kennen zu lernen, enthielten, und verdrückte sich so schnell wie möglich.
Er kannte die Spielregeln; aber er hatte heute einfach keine Lust zu spielen.
Langsam ließ er seinen Blick über die Menge schweifen. Er suchte ein ganz bestimmtes Gesicht. Valentine, das Mädchen mit dem leuchtend roten Haar, dessen Name in aller Munde war. Das Mädchen, die Frau, zu der Becky Lynn geworden war.
Ärgerlich über sich selbst legte er die Stirn in Falten. Er war enttäuscht, weil er sie nicht entdecken konnte. Und doch musste sie hier sein. Als eins der im Moment gefragtesten Models würde sie es nicht wagen, einem so wichtigen Gesellschaftsereignis fernzubleiben.
Zweifellos würde sie mit Carlo hier sein – Carlo war immer an ihrer Seite. Jack knirschte mit den Zähnen. Nicht dass er Becky Lynns Handlungsweise nicht hätte nachvollziehen können. Er verstand, dass sie ihn damit verletzen wollte. Und wahrscheinlich hatte er es ja verdient. Ebenso wie Jack durchaus Verständnis dafür aufbrachte, dass Becky Lynn Carlos Angebot, aus ihr einen Star zu machen, mit Begeisterung angenommen hatte. Aber jetzt hatte sie den Durchbruch doch geschafft, warum blieb sie dann trotzdem noch bei diesem Dreckskerl? Was fand sie nur an Carlo?
Als er auch diesmal wieder keine Antwort auf diese Frage fand, beschloss er, seine Frustration mit etwas Stärkerem als Champagner hinunterzuspülen. Er ging zur Bar und bestellte sich einen Tequila sowie ein Bier.
„Hi, Jack. Wie geht’s denn so?“
Jack drehte sich nach dem Mann um, der hinter ihn getreten war, und lächelte. „Hallo, Cliff, alter Kumpel! Gut geht’s mir, Mann.“ Sie schüttelten sich die Hände. Vor sechs Monaten hatte er aufgehört, für Tyler zu fotografieren, einerseits, weil er keine freien Kapazitäten mehr hatte, und andererseits, weil er für die Agentur zu teuer geworden war. „Was macht das Geschäft?“
„Wächst und gedeiht. Wir haben derzeit alle Hände voll zu tun.“ Der Mann trank sein Glas leer und bedeutete dem Barkeeper, ihm einen weiteren Drink zu mixen. „Bis jetzt ist es uns noch nicht gelungen, für Jon Noble einen neuen Fotografen zu finden. Er ist sehr wählerisch geworden, ich glaube, du hast ihn total versaut, Jack.“
„Das tut mir aber Leid.“ Er grinste, ganz offensichtlich tat es ihm überhaupt nicht Leid.
„Spar dir deine Krokodilstränen.“ Cliff nahm seinen Drink entgegen, rührte ihn um und legte dann das schwarze Plastikstäbchen auf seine Cocktailserviette. „Aber das mit deiner Becky Lynn ist ja ein echtes Ding, hör mal. Wir sind ja alle fast vom Hocker gefallen.“
Mit deiner Becky Lynn. Jack schluckte schwer. „Ja, ich ehrlich gesagt auch.“
„Und
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