Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
damit, mir dich immer nur als Fotografin vorzustellen, dass ich gar nicht auf die Idee kam.“
„Als deinen Laufburschen meinst du wohl.“ Sie hob das Kinn. „Du hast mich dir nie als Fotografin vorgestellt.“
„Ich habe deine Sensibilität und dein künstlerisches Auge immer sehr bewundert. Ebenso wie mir deine Meinung immer sehr wichtig war. Und ich bin nie davon ausgegangen, dass du als Kameraassistentin bei mir versauern würdest. Dafür warst du einfach viel zu gut.“
Sie holte tief Luft. „Davon hast du aber nie etwas gesagt.“
Als ihm bewusst wurde, wie gern er sie berührt hätte, umklammerte er sein Bierglas fester. Verlangen schoss ihm in die Lenden. Wie würde sie wohl reagieren, wenn er sie einfach in die Arme nahm und küsste?
„Ja, das habe ich wohl versäumt“, gab er leise zu, den Blick auf ihren Mund geheftet. „Anscheinend habe ich eine Menge Dinge zu sagen versäumt.“
Sie räusperte sich. Er sah, dass sie Mühe hatte, ihre Fassung zu wahren. „Immerhin gut zu wissen, dass du das heute so siehst, Jack. Aber es ist zu spät.“
Als sie Anstalten machte wegzugehen, packte er sie am Handgelenk und hielt sie fest. „Ist es das wirklich, Becky Lynn? Ist es wirklich zu spät?“
Sie begegnete kurz seinem Blick, dann schaute sie weg. In ihren Augen glitzerten Tränen. Er umschloss ihr Handgelenk fester. „Warum bist du mit Carlo zusammen? Ich kann es verstehen, dass du damals zu ihm gegangen bist, um mich zu verletzen, aber warum bist du noch immer bei ihm? Was findest du bloß an ihm?“
Sie erstarrte. Gleich darauf wurde sie wütend und schüttelte zornig seine Hand ab. „Jetzt verstehe ich, worauf du hinauswillst. Es geht noch immer um deine Rache. Um deinen idiotischen Konkurrenzkampf mit Carlo.“
Er schüttelte den Kopf und machte einen Schritt auf sie zu. „Das wirst du nie verstehen, Becky Lynn. Es ist ganz anders, als du glaubst.“
„Oh ja, da bin ich mir ganz sicher.“ Sie wirbelte herum und trat an das Balkongeländer. Nachdem sie eine Weile schweigend nach unten gestarrt hatte, drehte sie sich wieder um und sah ihn an. „Was glaubst du denn, weshalb ich mit ihm zusammen bin? Bist du vielleicht schon mal auf den Gedanken gekommen, dass es an der Art liegen könnte, wie er mich behandelt? Dass er mich spüren lässt, dass ich ihm etwas bedeute?“
„Du kannst ihn unmöglich lieben.“ Jacks Herz hämmerte plötzlich wie ein Presslufthammer. „Ich weiß ganz genau, dass du ihn nicht liebst.“
Sie lachte. Es klang so kalt wie das Klirren von Eiswürfeln in einem Wasserglas. „Warum? Vielleicht weil du der Meinung bist, dass ich dich liebe?“
„Weil das Mädchen, das ich kenne, unmöglich Carlo Triani lieben kann.“
„Du kennst mich nicht, Jack. Nicht mehr.“ Sie schüttelte den Kopf. „Und ich bin mir nicht sicher, ob du mich überhaupt jemals gekannt hast. Wie auch? Du hast mich doch niemals richtig angeschaut.“
Er dachte an ihre gemeinsame Zeit, dachte an das Mädchen, das er gefunden und an die Frau, die er verloren hatte. „Natürlich habe ich dich angeschaut. Ich war vielleicht der erste Mensch, der dich überhaupt richtig angeschaut hat.“
Einen Moment lang sagte sie nichts, doch der Ausdruck, der in ihren Augen lag – verletzlich und voll bittersüßer Sehnsucht –, erweckte in ihm das Verlangen, sie in seine Arme zu nehmen und sie festzuhalten.
Sie hob das Kinn. „Darf ich dich fragen, ob du jemals an einen anderen Menschen gedacht hast außer an dich selbst, Jack?“
Damit wandte sie sich um und ging, ohne eine Antwort abzuwarten, wieder hinein.
38. KAPITEL
Becky Lynn bahnte sich ihren Weg durch die Menge, dankbar für jeden Quadratzentimeter, den sie zwischen sich und Jack brachte. Wenn sie ihm auch nur noch eine Sekunde länger von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden hätte, hätte sie sich wahrscheinlich zutiefst gedemütigt.
Mit tränenverschleiertem Blick – Tränen, von denen sie sich schwor, dass sie sie nicht vergießen würde – kämpfte sie sich durch das Gedränge zur Treppe. Sie wollte in den zweiten Stock, wo die Schlafräume lagen. Sie brauchte einen Moment Ruhe, um ihre Fassung wiederzufinden. Nachdem sie ein leeres Schlafzimmer gefunden hatte, ging sie hinein und schloss hinter sich ab.
Als sie sich auf die Bettkante sinken ließ, begann sie zu zittern. Sie schlug die Hände vors Gesicht und holte tief Luft. Sie fühlte sich wie durch den Fleischwolf gedreht. Jack wiederzusehen war wohl das
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