Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
dir gegenüber hat sie nie was in der Richtung angedeutet, dass sie am Modeln Interesse hat?“
Du warst zu blind zu sehen, was in ihr steckt. Ihr Potenzial lag die ganze Zeit über direkt unter deiner Nase, und du hast es nicht erkannt, du Idiot. Jack kippte seinen Tequila auf einen Zug und spülte ihn anschließend mit einem großen Schluck Bier hinunter. „Na ja, irgendwie … irgendwie kam das alles ziemlich plötzlich.“
„Falls du sie sehen solltest, sag ihr, dass die Jungs von Tyler ganz aus dem Häuschen sind über ihren Erfolg.“
„Mach ich.“ Jack zwang sich zu einem Lächeln. „Ich muss mich mal wieder unters Volk mischen, Cliff. Mach’s gut.“
Als Jack sich von der Bar entfernte, spürte er deutlich Cliffs spekulativen Blick in seinem Rücken. Er wusste genau, was Cliff dachte, und kam sich vor wie der letzte Idiot. Wohin er sich auch wandte und mit wem er auch sprach, jeder redete über Valentine und auf welchem Weg sie entdeckt worden war. Es war zum Kotzen. Im Verlauf des Abends wurde ihm klar, dass mittlerweile jeder die Geschichte kannte, dass Valentine ursprünglich Jack Gallaghers Kameraassistentin gewesen war und dass Carlo Triani sie ihm direkt vor der Nase weggeschnappt hatte. Hämisch, wie es nun mal in der Branche zuging, amüsierte man sich bestens auf seine Kosten.
Jack war natürlich klar, wer die Geschichte verbreitet hatte. Es konnte nur einer gewesen sein.
Carlo, dieser verdammte Schweinehund.
Jack nahm einen Schluck von seinem Bier und schlenderte weiter. Und dann sah er sie, umringt von einer Gruppe von Bewunderern. Ihr rotes Haar leuchtete im sanften Schein der Kerzen. Während Jack seinen Blick über sie schweifen ließ, formte sich ein Kloß in seiner Kehle. Er hatte ihr Haar immer geliebt, seine Farbe und seine Struktur, die Art, wie es sich auf seiner Haut angefühlt hatte, wenn sie ihren Kopf in seine Achselhöhlen gekuschelt hatte.
Jack kramte in seinem Gedächtnis. Hatte er ihr das eigentlich jemals gesagt? Oder hatte er sie je wissen lassen, wie gern er ihr Lachen hörte? Wie gut er sich fühlte, wenn sie ihn auf eine ganz bestimmte Art und Weise ansah?
Nein, er konnte sich nicht erinnern. Nachdenklich zog er die Augenbrauen zusammen. Aber was hatte er ihr dann gesagt? Wo rüber hatten sie eigentlich geredet in diesen intimen Momenten nach einem beglückenden Liebesspiel?
Sie wurde auf ihn aufmerksam. Als sich ihre Blicke begegneten, war sie für ihn plötzlich wieder Becky Lynn, und sie gehörte ihm, ihm ganz allein. Er spürte das unsichtbare Band, das zwischen ihnen existierte, auf einmal ganz deutlich.
Dann lächelte sie, ein gewolltes, verführerisches Kameralächeln, das er aus zahllosen Anzeigen und von zahllosen anderen Models kannte. Oh ja, die alte Becky Lynn gab es nicht mehr. Das scheue Mädchen in den ausgewaschenen Jeans und den ausgelatschten Sneakers, das ihr Haar achtlos zu einem Pferdeschwanz hochgebunden und aufs Schminken verzichtet hatte, hatte sich in Luft aufgelöst.
Wut und Enttäuschung nahmen ihm fast den Atem. Großer Gott, was für ein blinder Idiot war er doch gewesen. Er verdiente es, dass sich alle Welt über ihn lustig machte. Aber er hatte etwas dagegen. Er hatte ganz entschieden etwas dagegen.
Er bahnte sich seinen Weg durch die Menge, wobei er immer wieder gezwungen war, stehen zu bleiben und ein paar Worte mit diesem und jenem zu wechseln. Als er da angekommen war, wo sie zuletzt gestanden hatte, war sie weg. Er sah sie gerade noch auf den Balkon entschwinden und folgte ihr nach draußen.
Sie stand mit dem Rücken zu ihm und schaute auf den Swimmingpool hinunter, um den sich einige Gästen versammelt hatten. Die Nachtluft war erfüllt von den Klängen, die die Band auf der gegenüberliegenden Seite des Pools ihren Instrumenten entlockte. Sie klangen hohl in seinen Ohren und irgendwie traurig. „Hallo, Red.“
Er sah, wie sie sich versteifte. Dann drehte sie sich langsam um und begegnete seinem Blick in kühler Herausforderung. „Mein Name ist Valentine.“
„Ach ja, richtig. Hab ich ganz vergessen.“ Er trat so nah an sie heran, dass sie gezwungen war, ihren Kopf leicht in den Nacken zu legen, um seine Augen sehen zu können. „Carlo hat einen Star aus dir gemacht.“
Sie hob eine Augenbraue. „Ärgert es dich, dass du nicht selbst auf die Idee gekommen bist?“
Er nickte fast unmerklich wie zur Bestätigung, dass ihr Schlag gesessen hatte, dann holte er selbst aus. „Vielleicht war ich ja zu beschäftigt
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