Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
so blass war, dass ihn die braunen Sommersprossen um die Nase herum fast anzuspringen schienen. Sein Magen verkrampfte sich, und er wusste schon im Voraus, worauf sein Assistent hinauswollte. Es ging um Zoe. Er fragte dennoch. „Was ist denn?“
„Sie ist weg. Zoe ist … abgehauen.“
„Abgehauen?“ wiederholte Jack. Sein Herz begann hart zu hämmern.
„Sie ist aus dem Badezimmerfenster geklettert.“
Sie hat nicht ein Wort von dem kapiert, was du versucht hast, ihr zu sagen. Jack fuhr sich hilflos durchs Haar.
„Und das ist noch nicht alles, Jack. Sie … sie hat das Kleid noch an.“
Jack suchte in Petes Gesicht nach einem Anzeichen, dass sein Assistent eben einen dummen Witz gerissen hatte, doch er fand nichts. Pete hatte die Wahrheit gesagt.
Das ist das Ende ihrer Karriere, dachte Jack resigniert. Nun ging es nur noch darum, wenigstens ihr Leben zu retten.
Den ganzen Tag über hatte Jack immer wieder überlegt, wem es gelingen könnte, zu Zoe durchzudringen. Und die Einzige, die ihm dabei eingefallen war, war Becky Lynn. Die beiden waren einmal eng miteinander befreundet gewesen, damals, als sie alle noch blutjung und voller Hoffnungen gewesen waren, damals, bevor sich alles verändert hatte.
Bevor du alles kaputtgemacht hast.
Mit gerunzelter Stirn brachte er seinen Wagen vor Carlos Bungalow zum Stehen. Natürlich hätte er vorher anrufen sollen, doch er hatte den Gedanken verworfen, weil ihr das die Gelegenheit geboten hätte, sich einem Gespräch unter vier Augen mit ihm zu verweigern. Wo mög lich hätte sie von ihm verlangt, dass er ihr am Telefon sagen sollte, was er zu sagen hatte.
Aber er wollte sie sehen. Unbedingt.
Wieder legte er die Stirn in Falten. Die Richtung, in der sich seine Gedanken bewegten, passte ihm nicht. Er war hierher gekommen, weil er sich um Zoe die allergrößten Sorgen machte und nicht deshalb, weil er es vor Sehnsucht nach Becky Lynn nicht mehr aushalten konnte.
Er ging die Stufen zur Eingangstür hinauf und klingelte. Innerhalb kürzester Zeit öffnete sie. Er sah ihr an, dass sie nicht gerade beglückt war, ihn zu sehen. Natürlich. Das hatte er auch nicht anders erwartet.
„Was willst du, Gallagher?“
Er prä sen tierte ihr ein anmaßendes Lächeln, von dem er wusste, dass es sie auf hundertachtzig bringen würde. „Danke, mir geht’s auch gut, Red.“
Wie erwartet, sprühten ihre Augen Funken. „Ich habe keine Zeit für Belanglosigkeiten.“
Sie wollte ihm die Tür vor der Nase zuschlagen, doch er war schneller und stellte seinen Fuß dazwischen. „Ich bin gekommen, um mit dir über Zoe zu sprechen.“
Becky Lynn zögerte, dann runzelte sie die Stirn. „Was ist mit Zoe?“
„Darf ich einen Moment reinkommen?“
Verunsichert warf sie einen Blick über die Schulter. Was er mit Genugtuung registrierte. Wenn sie nicht noch etwas für ihn emp finden würde, hätte sie nicht gezögert, ihn reinzulassen, es hätte ihr nichts ausgemacht, mit ihm allein zu sein.
„Was ist?“ fragte er herausfordernd. „Traust du dir selbst nicht über den Weg?“
Genau wie beabsichtigt, nahm ihr diese Bemerkung den Wind aus den Segeln. Sie schnaubte missbilligend. „Ich geb dir drei Minuten.“
Sie bedeutete ihm einzutreten, drehte sich um und ging steifbeinig voran ins Wohnzimmer. Er folgte ihr. Auf der Schwelle blieb er stehen und schaute sich interessiert um. „Hübsch habt ihr es hier.“
Die Hände in die Hüften gestützt, blickte sie ihn böse an. „Die Uhr läuft.“
Er zog sein Sakko aus und warf es über die Lehne eines Rattansessels. Sie kniff die Augen zusammen, offensichtlich verärgert darüber, dass er sich wie zu Hause fühlte. Betont unschuldig hob er eine Augenbraue. „Es macht dir doch nichts aus, oder?
„Überhaupt nicht. Bis du das Sakko wieder angezogen hast, ist die Zeit abgelaufen. Du kommst wegen Zoe?“
„Ja.“ Er machte eine kleine Pause. „Sie hat Probleme. Große Probleme. Gestern ist sie bis zum Stehkragen voll ge pumpt mit Drogen auf dem Set eingelaufen.“ Und dann begann er Becky Lynn die ganze Geschichte von Anfang an zu erzählen. Nachdem er zu Ende gekommen war, spiegelte ihr Gesicht tiefe Besorgnis.
„Einstichspuren sagst du?“ fragte sie erschüttert. „Bist du ganz sicher?“
„Aber ja. Die Maskenbildnerin hat es kaum geschafft, sie zu überschminken. Es hatten sich teilweise schon Narben gebildet, was darauf hindeutet, dass sie bereits seit längerer Zeit an der Nadel hängt.“ Er zog die Augenbrauen
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