Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
Er machte einen Schritt auf sie zu. Sie wich zurück. „Ich bin überzeugt davon, dass du noch immer etwas für mich empfindest, Becky Lynn. Und ich glaube, dass du mich noch immer begehrst.“
Ihre Wangen brannten. „Verlass auf der Stelle mein Haus.“
„Und warum willst du mir dann nicht Modell stehen? Warum weigerst du dich seit fünf Jahren konsequent, mit einem der besten Modefotografen der Welt zusammenzuarbeiten? Angenommen, du fühlst wirklich nichts mehr für mich, wo liegt dann das Problem?“
„Weil ich ausgebucht bin.“ Sie verengte die Augen und reckte das Kinn. „Ich bin im Moment ziemlich gefragt, falls dir das noch nicht aufgefallen sein sollte. Glaubst du, du könntest einfach so über mich verfügen, wie es dir in den Kram passt?“
Als er sich jetzt ein bisschen vorbeugte, hing ihm der Anflug eines Grinsens in den Mundwinkeln. „Du rennst doch vor mir davon, weil du Angst hast.“
„Fahr zur Hölle!“
Sie wandte sich abrupt von ihm ab. Er ging um sie herum und stellte sich so vor sie hin, dass sie gezwungen war, ihn anzusehen. „Beweise es mir, dass du nichts mehr für mich empfindest … beweise es mir, indem du mir Modell stehst, Becky Lynn.“
„Ich habe es nicht nötig, dir etwas zu beweisen“, gab sie wütend zurück. „Kapierst du das nicht? Du bedeutest mir nichts mehr. Gar nichts.“
„Dann beweise es dir selbst.“
Als er sah, wie ihr der Atem stockte, wusste er, dass er einen Nerv getroffen hatte. „Ich sage es jetzt zum zweiten Mal, Jack Gallagher: Fahr zur Hölle!“
Er lachte. „Du hast ja so viel Angst, dass du dir fast ins Höschen machst. Und ich sage dir auch, warum. Weil du nämlich befürchtest, dass ein Shooting mit mir im Bett enden könnte.“
„Du verdammter Schweinehund.“ Sie ballte die Hände zu Fäusten. „Bitte, dann fordere mich doch an. Vorausgesetzt, ich habe Zeit und du kannst dir meinen Tagessatz leisten, werde ich dir Modell stehen.“
„Ich hoffe, du stehst zu deinem Wort, Red.“ Er schnappte sich sein Sakko und stiefelte zur Tür. Dort angelangt drehte er sich noch einmal um. „Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit. Bis dann.“
Mit einem Grinsen auf den Lippen schlenderte Jack zu seinem Wa gen, stieg ein und nahm den Hörer seines Autotelefons ab. Während er mit der einen Hand startete, tippte er mit der anderen die Nummer der Davis-Agentur ein. Diesmal würde ihm Becky Lynn nicht entkommen. Und bis es so weit war, würde sie sich auch wieder beruhigt haben.
Er verlangte nach Valentines Agentin und bat sie, ihm ihre freien Termine durchzugeben. Er wusste sogar schon, wofür er sie einsetzen wollte – für Garnets Herbstkatalog. Die Designerin hatte sich diesmal allein auf die Farbe Rot kapriziert, rot in allen Schattierungen – angefangen von Feuerrot bis zu Rosé über Zinnoberrot hin zu Melone. Als Location für das Shooting war New Orleans vorgesehen, und er hatte sich dafür entschieden, diesmal nur rothaarige Models zu buchen. Natürlich war ihm dabei als Allererstes Becky Lynn in den Sinn gekommen, doch er hatte nicht im Traum daran geglaubt, dass sie ihm eine Chance geben würde.
Doch nun hatte er sie. Er lächelte wieder. Auch wenn der Terminplan für das Shooting noch nicht ganz feststand, wusste er doch schon jetzt, dass Valentine dabei sein würde.
Nachdem er aufgelegt hatte, kam er nicht umhin, sich einzugestehen, dass das Anheuern von Valentine weniger mit seinem Job zu tun hatte als mit der Tatsache, dass er sich wünschte, mit Becky Lynn in New Orleans zusammen zu sein.
50. KAPITEL
Becky Lynn wälzte sich ruhelos von einer Seite auf die andere. Die Luft in ihrem Hotelzimmer war feucht und stickig, wogegen auch der leise vor sich hinsurrende Deckenventilator nichts auszurichten vermochte. Obwohl sie sich nur mit einem Laken zugedeckt hatte, schwitzte sie immer noch.
Von draußen drangen die nächtlichen Geräusche der Bourbonstreet zu ihr herauf. Das French Quarter in New Orleans kam die ganze Nacht über nicht zur Ruhe. Heiseres, alkoholisiertes Stimmengewirr vermischte sich mit den lang gezogenen, klagenden Klängen eines Saxofons und dem harten Klack-Klack von hohen Stöckelabsätzen.
Verdammte Stadt, dachte Becky Lynn und ließ sich genervt in die Kissen zurücksinken. New Orleans stand ihr bis obenhin. Alles schien sich hier nur um Sex zu drehen – angefangen von den Striptease-Clubs auf der Bourbon Street über die Pärchen, die in den Hauseingängen knutschten, bis hin zu der Art, wie sich
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