Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
die Crème de la Crème der Modewelt von L.A. ebenso wie das Showbiz von Hollywood die Klinke in die Hand geben.“
Er erwiderte nichts, sondern starrte sie nur an. „Wir werden mehr Geld haben, und vor allem, was viel wichtiger ist, ein regelmäßiges Einkommen. Findest du nicht, dass das gut klingt? Und du kannst aufs College gehen. Wie hätte ich mir das sonst leisten können?“
„Ich will aber überhaupt nicht aufs College gehen. Ich werde Modefotograf. Das weißt du ganz genau.“
„Oh Jack.“
„Sag nicht dauernd Oh Jack! Es ist nicht das, was du denkst.“ Er hob trotzig das Kinn. „Es ist nicht wegen Giovanni.“
„Wirklich nicht?“
„Nein.“ Er straffte entschlossen die Schultern. „Ich will nicht so werden wie er. Ich werde besser werden.“
Sie faltete die Hände auf dem Rücken und sah ihn ruhig an. „Er finanziert mir den Schönheitssalon.“
„Was?“ Jack starrte seine Mutter fassungslos an, während eine Welle von Zorn und Hilflosigkeit über ihm zusammenschlug. Er hatte das Gefühl, an seiner ohnmächtigen Wut gleich ersticken zu müssen. Unfähig, auch nur einen Moment ruhig stehen zu bleiben, tigerte er wie ein gefangener Löwe im Zimmer auf und ab. „Ich fasse es nicht! Nein, ich fasse es einfach nicht!“ stieß er schließlich hervor. „Ich kann es nicht glauben, dass du nach dem, wie dieser miese Typ dich behandelt hat, auch nur einen Cent von ihm annimmst. Und dass du wieder mit ihm ins Bett gehst.“
Sie starrte ihn einen Moment an. Jacks Reaktion hatte ihr die Sprache verschlagen. Als sie schließlich zu einer Erwiderung ansetzte, bebte ihre Stimme vor Wut und Verletztheit. „Es ist eine Chance für mich. Für mich und für dich, Jack. Ich werde langsam zu alt, um ständig durch die Welt zu reisen, und du brauchst dringend ein normales, geregeltes Leben, ob dir das nun klar ist oder nicht. Ich bin Giovanni dankbar dafür, dass er es mir ermöglicht, dir das zu geben. Und er tut es bestimmt nicht deshalb, weil ich mit ihm schlafe, denn das liegt viele Jahre zurück. Außerdem hat er weiß Gott genug Frauen, mit denen er schlafen kann. Nein, er macht es, weil er sein Geld anlegen will und weil er davon überzeugt ist, dass der Schönheitssalon eine gute Sache wird. Und weil er an mich glaubt, an meine Fähigkeiten als Maskenbildnerin und als Geschäftsfrau. Etwas, das du ganz offensichtlich nicht tust.“
Steifbeinig ging sie zur Tür. Dort wandte sie sich noch einmal um und blickte ihn an. „Und wenn du das nicht sehen kannst, tut es mir Leid. Ich werde jedenfalls tun, was ich für richtig halte, auch ohne deine Zustimmung, denn noch immer bin ich hier diejenige, die die Entscheidungen fällt.“
„Natürlich glaube ich an dich“, wider sprach Jack heftig. „Mehr, als er es jemals getan hat.“
„Das hier ist kein Wettbewerb, Jack.“
„Nein? Und warum kommt es mir dann so vor?“
Plötzlich wurden ihre Gesichtszüge weicher. „Gute Frage, Sohn. Du solltest gründlich darüber nachdenken.“
Seine Augen brannten, und er hob wieder das Kinn, trotzig und kämpferisch. Er räusperte sich. „Wann … wann soll das … Ding denn starten?“
„Ich fange sofort mit den Vorbereitungen an. Als Erstes muss ich den richtigen Standort finden. Die Standortfrage ist eine der entscheidendsten. Willst du mir dabei helfen?“
Er gab ein wütendes Schnauben von sich. „Niemals.“
„Na gut, dann eben nicht. Ich hätte es zwar schön gefunden, dich an meiner Seite zu wissen, aber ich komme auch ohne dich zurecht.“
„Schön für dich.“
„Ich habe schon einen Namen für mein Geschäft. Bist du neugierig?“
„Interessiert mich nicht.“
Eine andere Antwort hatte sie nicht erwartet. „ The Image Shop . Was hältst du davon?“
„The Image Shop“ , wiederholte er und musste widerwillig zugeben, dass er den Namen nicht schlecht fand.
„Nun?“
Während er scheinbar gelassen ihrem Blick begegnete, stürmten tausend verschiedene Gefühle gleichzeitig auf ihn ein. Doch seine Frustration war das herausragendste. „Es deprimiert mich, Mom. Die ganze Idee deprimiert mich.“
3. TEIL
11. KAPITEL
Los Angeles, Kalifornien
1984
Becky Lynn stand wie festgenagelt am größten Busterminal, den sie je in ihrem Leben gesehehen hatte, und wusste nicht, wohin. Sie hatte keine Ahnung, was sie als Nächstes in Angriff nehmen sollte. Um sie herum wogte eine bunte Menschenmenge; Menschen aller Hautfarben, die Kleidung teils exotisch, teils abgerissen oder auch ganz
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