Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
hörte er die Tür gehen.
Hatte er sich geirrt? War sie doch schon zu Hause gewesen?
„Morgen“, brachte er schließlich heraus. Seine Stimme kratzte. Er wühlte sich unter der Decke hervor, setzte sich auf und rieb sich verschlafen die Augen. „Was ist?“
Sie durchquerte das Zimmer, kam zu ihm herüber und setzte sich auf die äußerste Bettkante. „Wir müssen miteinander reden. Wegen gestern.“
Bilder von ihm und Gina stiegen vor seinem geistigen Auge auf, und sein Körper reagierte umgehend. Innerlich fluchend warf er erst einen Blick auf seine Bettdecke, dann schaute er seine Mutter an, wobei er hoffte, dass sie nichts merkte.
„Fehlt dir etwas?“ fragte sie und legte ihm besorgt die Hand auf die Stirn. „Du siehst auf einmal so erhitzt aus. Hast du Fieber?“
Peinlich berührt wehrte er ihre Hand ab. „Bestimmt nicht, Mom. Mir geht’s gut.“
„Mrs. Green hat erzählt, du hättest sie um acht angerufen, weil du schon früh zu Bett gehen wolltest.“ Sie zog die Augenbrauen zusammen und musterte ihn eingehend. „Bist du sicher, dass mit dir alles in Ordnung ist? Du fühlst dich heiß an.“
Wenn sie wüsste, weshalb ihm plötzlich heiß geworden war, würde sie auf der Stelle der Schlag treffen.
Er machte den Rücken gerade und setzte sich sehr aufrecht hin. Dann schaute er ihr direkt in die Augen. „Ich war nicht krank, Mom.“
„Du warst nicht krank?“ Sie schüttelte verdutzt den Kopf. „Aber warum hast du es dann Mrs …“
„Ich bin abgehaun.“
Sie holte tief Atem. „Du bist was?“
„Abgehaun. Ich hatte eine Verabredung mit Gina.“
„Mit Gina? Dem Model?“ fragte Sallie Gallagher matt.
„Ich war bei ihr zu Hause.“ Und hab mich um den Verstand gevögelt. Es war das bisher Größte in meinem Leben. „Wir hatten vor, zusammen zu lernen“, fügte er hinzu. Mit dieser kleinen Notlüge würde es sich bestimmt leben lassen. Es gab einfach Dinge im Leben, die ein Sohn seiner Mutter nicht erzählen konnte, auch wenn er sich ansonsten bemühte, ihr gegenüber immer so ehrlich wie möglich zu sein. „Wir haben uns gestern beim Shooting verabredet.“
Seine Mutter starrte ihn schweigend an. Sein Geständnis hatte sie ganz offensichtlich aus der Fassung gebracht. „Und warum hast du mich nicht gefragt?“
„Wollte ich ja, aber du hast mir das Wort abgeschnitten.“
„Und dann bist du einfach gegangen.“
Sie klang verletzt. Er hob das Kinn. „Ja.“
Sie versuchte in seinem Gesicht zu lesen. „Und es tut dir nicht Leid?“
Er dachte an die vergangene Nacht und schüttelte den Kopf. Wie konnte ihm das Leid tun? Die vergangene Nacht war die schönste seines Lebens gewesen. „Nicht, dass ich dort war. Es tut mir höchstens Leid, dass ich dich ausgetrickst habe“, gab er wahrheitsgemäß zurück.
„Na, das ist ja wirklich reizend“, erwiderte sie finster und warf ihm einen entschlossenen Blick zu. „Zur Strafe hast den ganzen nächsten Monat Hausarrest.“
„War mir schon klar, dass du so reagieren würde. Okay, ich bin bereit, die Konsequenzen für mein Handeln zu tragen.“
Sie stand auf und ging zum Fenster. „Immerhin gut, dass du nicht geglaubt hast, damit durchkommen zu können.“
„Nein, hab ich nicht.“ Er schaute auf seine Hände, dann sah er seine Mutter wieder an. „Ein Mann muss einstehen für seine Taten.“
„Ein Mann? Großer Gott.“ Sie legte sich bestürzt die Hand an die Stirn. „Was soll das denn heißen? Ich versteh dich nicht.“
„Schon okay, Mom. Alle Kinder werden irgendwann erwachsen.“
Sie gab ein gequältes Lachen von sich und drehte sich um. Als sie mit den Fingerspitzen über das Fensterbrett strich, sah Jack, dass ihre Hände zitterten.
„Stimmt irgendwas nicht?“
Sie wirbelte herum und starrte ihn an. „Du bist erst sechzehn, das ist es, was nicht stimmt. Praktisch noch ein Kind. Du bist doch mein kleiner …“ Sie schluckte das Ende des Satzes hinunter und schüttelte den Kopf. Dann wandte sie sich wieder um und starrte aus dem Fenster.
Und schwieg. Lange. Schließlich schaute sie ihn wieder an. „Ich überlege mir schon seit längerem, ob es für mich nicht an der Zeit wäre, noch einmal etwas anderes zu versuchen. Ich möchte mein Leben ändern. Und ich … Vergangene Nacht bin ich zu einer Entscheidung gelangt. Ich steige aus.“
Jack starrte verständnislos an. „Was heißt das, du steigst aus?“
„Es heißt, was es heißt. Ich werde nicht mehr weiter als Maskenbildnerin arbeiten.“ Sie kam
Weitere Kostenlose Bücher