Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
zurück an sein Bett und schaute mit feierlichem Gesichtsausdruck auf ihn hinunter. „Das ist kein Leben für dich, Jack. Ich wünschte, ich hätte das schon viel früher erkannt.“
„Kein Leben für mich?“ wiederholte er verständnislos. „Ich liebe das, was wir tun.“
„Nicht wir tun es, Jack.“ Sie nahm seine Hand und presste sie an ihre Brust. „ Ich tue es. Ich bin Maskenbildnerin, und darin besteht mein ganzes Leben. Aber ich finde, du solltest wie ein ganz normaler Jugendlicher aufwachsen – ohne diese Glitzerwelt. Du bist ja jetzt schon infiziert. Ich möchte, dass du Football spielst wie andere Jungen in deinem Alter auch und dass du tanzen gehst, eine feste Freundin hast und mit deinen Freunden ins Kino gehst. Es bekommt dir nicht, andauernd mit diesen exzentrischen Erwachsenen zusammen zu sein.“
„So ein Quatsch!“
„Jack!“
Erbost schlug er die Decke zurück und sprang aus dem Bett. „Natürlich ist es Quatsch! Der größte Blödsinn, den ich jemals gehört habe.“ Er machte eine Faust, dann streckte er seine Finger wieder, sein Herz hämmerte. „Wer sagt denn, dass ich für ein ganz normales Leben bestimmt bin? Nur weil deine Kindheit anders verlaufen ist als meine, nur weil meine Klassenkameraden anders leben als ich, heißt das noch lange nicht, dass mein Leben falsch ist. Vielleicht ist ja ihr Leben falsch und nicht meins!“
Sie schüttelte den Kopf. „Du verstehst mich nicht. Du willst einfach nicht sehen, dass du …“
„Und das hat alles gar nichts mit ihm zu tun, nein? Du bist dir sicher, dass es nicht zufällig was mit dem zu tun hat, was er zu dir gesagt hat, nachdem ich weg war, nein? Dass diese Idee auf seinem Mist gewachsen ist?“ Jack starrte sie wütend an. „Los, sag schon, wie hat er sich denn diesmal wieder in mein Leben eingemischt? Du hast ein Abkommen mit ihm getroffen, erinnerst du dich? Ein Abkommen, das besagt, dass ich dein Sohn bin und dass er sich einen Scheißdreck um mich kümmern muss. Dann soll er sich jetzt auch gefälligst daran halten.“
„Das hat alles überhaupt nichts mit Giovanni zu tun. Und hör gefälligst auf, mich so anzuschreien.“
„Erst wenn du aufhörst, mich wie ein Kleinkind zu behandeln.“
Erschöpft legte Sallie eine Hand an ihre Stirn. „Ich habe die richtige Entscheidung getroffen, nur leider zu spät. Im Nachhinein kann ich mich selbst nicht mehr verstehen. Warum habe ich dich bloß ständig zu diesen Shootings mitgenommen, warum habe ich es zugelassen, dass du die Schule versäumst, nur weil ich dich auf den Reisen bei mir haben wollte?“ Sie biss sich auf die Lippen. „Aber was hätte ich denn sonst tun sollen? Ich musste doch schließlich das Geld für uns beide zum Leben verdienen. Ich habe dich deinen Freunden in der Schule entfremdet …“
„Ich habe in der Schule keine Freunde, Mom.“
„Weil du zu selten dort bist.“
„Nein. Weil sie mich anöden. Ich war schon fast überall auf der Welt, während diese Kids nicht weiter gekommen sind als bis zum Haus ihrer Großmutter.“
„Jack, ich möchte dich wirklich bitten, dass du versuchst, mich zu verstehen. Ich will doch nur das Beste für dich. Und das ist dieses Leben ganz bestimmt nicht. Dein Zorn ist völlig unangebracht.“ Sie holte tief Luft. „Ich zerbreche mir schon seit langer Zeit den Kopf, was ich in unserem Leben verändern könnte. Seit du acht warst und Giovanni …“ Sie unterbrach sich. „Aber ich wusste bisher einfach nicht, in welche Richtung ich gehen sollte, doch jetzt weiß ich es.“
Sie machte eine Pause, um ihm die Gelegenheit zu geben zu fragen, worum es sich handelte. Er verschränkte jedoch nur trotzig die Arme über der Brust, wich ihrem Blick aus und schwieg.
Sie gab ein resigniertes Schnauben von sich und ging wieder zum Fenster. „Ich werde ein Geschäft eröffnen. Da mit bin ich nicht mehr gezwungen, ständig zu verreisen, und du bekommst das geregelte Leben, das ein Junge in deinem Alter dringend braucht. Ich werde einen Schönheitssalon eröffnen, du weißt schon, diese Art von …“
„Einen Schönheitssalon?“ wiederholte er ungläubig. „Toll, Mom. Wirklich toll. Du hast mit den schönsten Frauen der Welt zusammengearbeitet und willst jetzt alten Damen mit lilablassblauem Haar die Fingernägel maniküren?“
Sie versteifte sich. „Du machst dir vollkommen falsche Vorstellungen. Mein Schönheitssalon wird kein Treffpunkt alter Damen mit lilablassblauem Haar werden, sondern ich will, dass sich dort
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