Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
Namen.
Sallie lächelte wieder und nickte. „Becky Lynn“, wiederholte sie. „Sehr hübsch. Okay. Könnten Sie vielleicht heute schon anfangen, Becky Lynn? Es gibt viel zu tun.“
„Aber ja, Ma’am … Sallie. Sehr gern.“
„Na wunderbar.“ Sallie Gallagherstreckte Becky Lynn die Hand hin. „Dann willkommen in ‚The Image Shop‘, Becky Lynn.“
13. KAPITEL
Seit dem einschneidenden Abend auf Ginas Couch, der Jacks ganzes Leben verändert hatte, waren vier Jahre vergangen. Die beiden sahen sich, so oft sie konnten. Weder er noch sie nannten es Liebe, was sie verband, und keiner von beiden wäre je auf die Idee gekommen, dass ihre Beziehung ausschließlich war; Jack war sich darüber im Klaren, dass sich Gina mit anderen Männern traf und gelegentlich auch mit ihnen schlief, und umgekehrt war es ebenso. Manchmal lagen sie einfach nur beieinander, schwatzten und lachten über ihre Erfahrungen oder erzählten sich intime Details aus anderen Begegnungen.
Jack schaute auf seine Uhr; Gina war wieder mal eine halbe Stunde über der Zeit. Das war typisch für sie, doch er ließ sich davon nicht stören. Unbeeindruckt und konzentriert studierte er die Abzüge der Fotos, die er gestern gemacht hatte. Er und Gina verstanden sich bestens, sie waren sich ähnlich in dem, was sie mochten, ebenso wie in dem, was sie ablehnten, und hatten gemeinsame Erfahrungen. Sie waren gern zusammen, und auch in sexueller Hinsicht lief alles ohne Probleme. Es lief sogar ganz ausgezeichnet.
Wenn die Gefühle zwischen ihnen auch nicht besonders tief waren, so war ihre Beziehung doch zumindest ehrlich. Sehr ehrlich. Was in einer Stadt wie Los Angeles und in einer Branche, die nur auf Illusionen basierte und wo Größenwahn und Egoismus an der Tagesordnung waren, schon sehr viel heißen wollte. Jack fand, dass es etwas ganz Besonderes war, das es verdiente, erhalten zu werden. Zuverlässigkeit und Vertrauen waren höher einzuschätzen als Liebe, die seiner Meinung nach ohnehin vergänglich war.
Deshalb war er die ganzen Jahre über sehr sorgsam mit ihrer Beziehung umgegangen. Ebenso wie sie auch.
Während Jack die Abzüge Stück für Stück durchging, jedes Foto einzeln in die Hand nahm und ausführlich studierte, lächelte er zufrieden. Der Auftrag, den er von einem kleinen, aber exklusiven Herrenausstatter auf der Melrose Street bekommen hatte, wurde nicht schlecht bezahlt. Sein Auftraggeber hatte keinen Grund, seine Großzügigkeit zu bereuen. Die Fotos waren erste Sahne. Er hielt mit dem Durchblättern bei dem seiner Meinung nach besten Shot inne. Ganz ausgezeichnet. Außergewöhnlich gute Aufnahmen wie diese kamen in seine Präsentationsmappe.
Zu schade nur, dass die Meinung des Kunden bezüglich des besten Shots auch diesmal wieder, wie so oft, von der seinen abwich.
Nun, da hatte der Kunde eben Pech gehabt. Jack hatte dem Mann zu erklären versucht, warum er diese und keine andere Aufnahme für die beste und für die Anzeige für am besten geeignete hielt, doch der Mann war nicht einmal bereit gewesen, ihm richtig zuzuhören, und hatte seine eigene Wahl getroffen.
Jack schnaubte missbilligend, warf den Stapel mit den Abzügen auf den Leuchtkasten und stand auf. Er würde es nie verstehen, warum manche Kunden teures Geld dafür bezahlten, um die Meinung eines Experten einzuholen, nur um sie anschließend zu ignorieren. Was soll’s, dachte er, des Menschen Wille ist sein Himmelreich.
Er streckte sich, warf wieder einen Blick auf seine Armbanduhr und fragte sich, wann Gina wohl auf tauchen würde. Er hatte keinen Grund sich, zu beschweren, denn sie stand ihm kostenlos Modell, und das war etwas, das ihm sehr zugute kam. Da sie mittlerweile schon recht bekannt war in der Branche, gab ihr Gesicht in seiner Mappe seinen beruflichen Fähigkeiten zusätzliches Gewicht; es öffnete ihm Türen, die ihm sonst verschlossen geblieben wären, denn es war in der Branche ein ungeschriebenes Gesetz, dass die Topmodels nur mit den Topfotografen zusammenarbeiten durften.
Und Ginas Stern leuchtete unbestreitbar heller als der seine.
Derzeit noch.
Jack streckte sich wieder, er fieberte seiner Arbeit entgegen. Er musste etwas tun. Wann kam sie bloß endlich? Seine Zeit im Studio, die Zeit, die er zum Fotografieren aufwenden konnte, war begrenzt. Je der Tag, an dem er arbeitete, brachte ihn seinem Ziel näher. Und jeder Tag, der verging, ohne dass er etwas Entscheidendes zuwege gebracht hatte, wurmte ihn. Er brannte darauf,
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