Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
haben.“
Becky Lynn biss sich auf die Unterlippe. Frag sie. Du hast nichts zu verlieren. „Ja … ich …“ Da Becky Lynn hörte, dass ihre Stimme bebte, hielt sie einen Moment inne, um sie unter Kontrolle zu bringen. Gleich darauf nahm sie einen neuen Anlauf. „Kann ich bitte den Besitzer oder den Geschäftsführer sprechen?“ fragte sie beherzt.
„Ich bin Sallie Gallagher“, gab die Frau zurück. „Die Besitzerin.“
Becky Lynn verschränkte die Finger. „Ich … äh … ich … suche einen Job.“ Ihre Kehle fühlte sich plötzlich vor Aufregung wie zugeschnürt an. Sie räusperte sich. „Ich habe gehofft, dass Sie vielleicht etwas für mich haben.“
Die Frau öffnete zu dem automatischen Wir haben im Moment nichts frei , das Becky Lynn in den vergangenen Tagen schon so oft gehört hatte, den Mund.
Ihr Mut sank, Tränen schossen ihr in die Augen. Verzweifelt kämpfte sie dagegen an. Nein, diesmal würde sich nicht einfach abwimmeln lassen. Sie würde nicht aufgeben. Nicht kampflos jedenfalls. Sie konnte es einfach nicht.
„Bitte“, fiel sie Sallie Gallagher deshalb schnell ins Wort, noch ehe die Frau Gelegenheit gehabt hatte, ihre abschlägige Antwort zu formulieren, „ich putze die Fußböden, schrubbe die Waschbecken, mache Besorgungen, alles, was Sie wollen. Ich habe das alles schon gemacht, und ich … ich brauche wirklich dringend einen Job.“
Die Frau zog wieder die Augenbrauen zusammen und musterte Becky Lynn schweigend. Es dauerte eine ganze Weile, ehe sie das Wort ergriff. „Soso, das haben Sie also alles schon gemacht“, sagte sie nachdenklich. Ihre Stimme klang weich. Eine Stimme, die Becky Lynn an das leise Plätschern der Wellen des Mississippi erinnerte.
Becky Lynn nickte nachdrücklich. Ihr Pulsschlag beschleunigte sich. „Ja, Ma’am.“
„Wo?“
Becky Lynn zögerte, dann warf sie alle Bedenken über Bord. „Zu Hause bei Cut ’n Curl. Ich habe den Kundinnen das Haar gewaschen, geputzt, Botengänge gemacht, den Warenbestand überwacht und Farben zusammengerührt … manchmal.“ Letzteres war zwar gelogen, aber sie konnte sich gut vorstellen, dass sie es gemacht haben könnte, zumindest wusste sie, wie es ging.
„Sie sagen ‚zu Hause‘ – wo ist das denn, Ihr Zuhause?“
Becky Lynn legte die Arme um sich, als müsse sie sich festhalten. „In Mississippi, Ma’am.“
„Aha.“
Die Frau würde sie wegschicken, Becky Lynn konnte es in ihren Augen lesen, sie hörte es an der Skepsis, die in ihrer Stimme lag. Verzweifelt versuchte sie ein weiteres Mal ihr Glück. „Ich arbeite gut und schnell. Und ich bin lernwillig. Und ich werde … ich werde …“ Erneut spürte sie, dass ihr die Tränen kamen, und wieder kämpfte sie mit aller Macht dagegen an. Was konnte sie nur sagen, um die Frau zu überzeugen!.
Nachdenklich spitzte die Frau die Lippen. „Sie brauchen diesen Job wirklich sehr dringend, habe ich Recht?“
Becky Lynn nickte und ließ den Kopf hängen.
„Stecken Sie in irgendwelchen Schwierigkeiten?“ Becky Lynn schaute auf, dann wich sie dem Blick der Frau aus. Die runzelte misstrauisch die Stirn. „Probleme mit der Polizei etwa?“
Becky Lynn schüttelte heftig den Kopf. „Oh nein, Ma’am. Nichts dergleichen. So was würde … ich nie tun.“
„Sie nehmen keine Drogen?“
Vehement verneinte Becky Lynn die Frage.
Die Frau ließ ihre Blicke einen Moment lang nachdenklich durch den Salon schweifen, dann richtete sie sie wieder auf Becky Lynn. „Okay, ich gebe Ihnen eine Chance. Aber nur eine. Ich zahle Ihnen am Anfang nur den Mindestlohn, ich erwarte allerdings dennoch, dass Sie sich voll engagieren. Wenn Sie Ihre Sache gut machen, bekommen Sie eine Gehaltserhöhung.“
Becky Lynns Hand zuckte zu ihrem Herzen, das pochte wie ein Presslufthammer. Ein Job! Du hast einen Job! raste es ihr immer wieder von neuem durch den Kopf, so dass ihr vor Erleichterung und Dankbarkeit fast schwindlig zu werden drohte.
„Vielen Dank, Ma’am, vielen, vielen Dank!“ Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus – das erste, seitdem Ricky und Tommy ihr aufgelauert hatten. „Ich werde Ihr Vertrauen nicht enttäuschen. Sie werden es nicht bereuen, mich eingestellt zu haben.“
Die Frau lächelte jetzt ebenfalls. „Hoffentlich. Nun werde ich Ihnen Ihre Arbeit erklären. Und nennen Sie mich Sallie, bitte. Wenn Sie Ma’am sagen, komme ich mir so alt vor.“
„Ja, Ma… Sallie.“
„Und wie heißen Sie?“
Errötend nannte Becky Lynn ihren
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