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Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Titel: Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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weiterzukommen. Er fieberte dem Tag entgegen, an dem er Giovanni seinen Erfolg ins Gesicht schleudern konnte.
    Er verspürte Ungeduld in sich aufsteigen und versuchte, dagegen anzugehen, doch vergebens. Voller Unruhe tigerte er durch sein Studio zur gegenüberliegenden Wand. Dort hatte er seine besten Aufnahmen aufgehängt – die Rolex-Anzeige für einen Juwelier auf dem Rodeo Drive, das Strandstück, das er für den Fremdenverkehrsverein aufgenommen hatte, und das Album-Cover für eine lokale Rockband.
    Kritisch studierte er jede einzelne Aufnahme. Ja, sie waren perfekt. So oft er sie sich auch betrachtete, er konnte keinen Makel entdecken. Sein Blick wanderte weiter in die Mitte der Wand, wo er die doppelseitige Anzeige aus dem Los Angeles aufgehängt hatte. Sie war ihm eine ständige Erinnerung daran, wer er war und wo er hinwollte.
    Carlos Anzeige. Carlos Werk.
    Mit Kennerblick musterte er die Arbeit seines Bruders. Feindseligkeit kochte in ihm hoch. Carlo hatte es geschafft. Vor noch nicht einmal zwei Jahren ein Nobody wie er selbst noch heute, war Carlo wie ein Senkrechtstarter hochgezischt. Mittlerweile konnte er sich seine Jobs und Models aussuchen.
    Und dies nicht etwa deshalb, weil er besonders talentiert gewesen wäre, sondern einzig allein aus dem Grund, weil er Giovannis Sohn war. Sein anerkannter Sohn. Jack biss die Zähne zusammen. In den vergangenen zwei Jahren hatte er beobachteten können, wie Giovanni seinem Sohn eine Tür nach der anderen geöffnet hatte.
    Einem Bastard wie ihm öffnete Giovanni selbstverständlich nicht eine einzige Tür. Aber das war in Ordnung so. Er würde es allein schaffen. Er würde beiden zeigen, dass er talentiert genug war, ohne Protektion an die Spitze zu kommen.
    Irgendwann waren sich Carlo und er auf der Straße zufälligerweise in die Arme gelaufen. Carlo hatte irgendeine Anzeige von ihm gesehen und erwähnte sie lachend. Du kriegst eh nur Kleckerkram, Jack , hatte Carlo gesagt. Gib’s auf.
    Jack hätte ihm am liebsten einen Kinnhaken verpasst, doch er lächelte nur cool und fragte seinen Halbbruder, ob er ohne Daddys Hilfe auch so weit gekommen wäre.
    Als Carlo fest die Lippen aufeinander presste, verspürte Jack einen Anflug von Befriedigung.
    Leider nur einen Anflug. Denn so ungern er es auch zugab, kam er doch nicht umhin, zugeben zu müssen, dass Carlo zweifellos Talent besaß. Jack starrte mit zusammengekniffenen Augen auf das Foto. Carlo hatte einen Stil entwickelt, der dem seines Vaters sehr ähnlich war. Schlicht, aggressiv und hocherotisch.
    Jack hatte für sich selbst entdeckt, dass er Bewegung vorzog. Und er liebte es, bei Tageslicht und im Freien zu fotografieren, weil er fand, dass ihm das eine größere Variationsbreite verschaffte. Jack liebte im Gegensatz zu seinem Vater und seinem Halbbruder eher das Barocke.
    Er hatte Talent. Dessen war er sich sicher. Und nicht nur einfach ein bisschen Talent, sondern er hatte ein Auge für bestimmte Dinge, eine Vision oder wie immer man es auch nennen mochte. Er wusste es tief in seinem Innern, dort, wo irgendetwas ganz laut Ahh sagte, wenn ihm ein Schuss besonders gut gelungen war. Und das geschah immer öfter.
    Jack drehte sich um und ließ seine Blicke durch das Studio schweifen. Im Vergleich zu dem seines Vaters war es natürlich geradezu lachhaft klein, aber es war seins. Das war das Wichtigste. Er arbeitete hart, um es halten zu können. Jede Nacht schleppte er Tabletts mit Gläsern in einem Bistro in Beverly Hills, und tagsüber rannte er mit seiner Mappe von Agentur zu Agentur, um sich vorzustellen und hie und da einen kleinen Job an Land zu ziehen.
    Jetzt hörte er draußen eilige Schritte, gleich darauf wurde die Tür aufgerissen, und Gina kam hereingestürmt. „Entschuldige, dass ich so spät bin!“
    Die blonde Mähne vom Wind zerzaust, unter dem Arm eine Mappe und über der Schulter einen Rucksack, durchquerte sie im Sturmschritt das Studio. Gina fuhr einen feuerroten Alfa Romeo, dessen Verdeck das ganze Jahr über offen stand.
    Er grinste und legte den Kopf schräg. „Bist du im Stress?“
    Sie ließ im Vorübergehen ihren Rucksack zu Boden gleiten, baute sich dann vor ihm auf, stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte ihm einen Begrüßungskuss auf die Lippen. „Vier Vorstellungstermine an einem Vormittag – großer Gott! Langsam hängt mir der ganze Scheiß echt zum Hals raus. Warum zum Teufel fordern sie mich nicht einfach an?“
    Jack schüttelte den Kopf. „Ist doch ganz klar. Weil

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