Gefangene des Scheichs: Erotischer Roman (German Edition)
anmutenden Würde.
Zornentbrannt schnappte der Mann den Eimer, warf ihn in die Tiefe und versetzte ihr einen Fausthieb gegen die Schulter. Doch Victoria widerstand. Sie funkelte ihn an. Sah den Hass in seinen Augen. Den Wunsch, sie auf der Stelle zu töten. Da plötzlich erhob er die Faust, ließ sie über ihrem Gesicht in der Luft schweben und wartete scheinbar nur auf ein Signal ihrerseits, um zuzuschlagen.
„So nehmen Sie halt den Eimer und holen Sie Wasser!“, ertönte auf einmal eine tiefe, wohlklingende Stimme hinter ihr. Verblüfft drehte Victoria sich um und erblickte einen zierlichen alten Mann in einem cremefarbenen Kaftan, der vor dem Eingang eines großen Zelts stand. Er trug einen kurzen, spitz zulaufenden Bart, der bereits von silbernen Fäden durchzogen war, und seine Züge ähnelten mit ihrer schmalen, geraden Nase und den schmalen Lippen eher einem Engländer denn einem Beduinen. In ihrer Überraschung vergaß sie ihren Widerstand und tat, was er wollte.
Der gefüllte Eimer war schwerer, als sie gedacht hatte, und Victoria war froh, dass der Beduine ihn ihr abnahm und in einen Bottich leerte. In einer merkwürdigen Eintracht füllten sie so zusammen nach und nach den Behälter. Als er sich abwandte und ging, blieb Victoria am Brunnen stehen.
Kurz darauf kam er mit einem Kamel zurück, das gemächlich von dem frischen Wasser zu trinken begann. Es hatte riesige Augen mit langen, dichten Wimpern, die ihm in Verbindung mit seinen weichen Lippen etwas Drolliges gaben. Unbewusst musste sie lächeln und gab dieses Lächeln an den Besitzer des Kamels weiter. Wenn auch im ersten Moment verblüfft, erwiderte er dieses versöhnliche Zeichen und entblößte eine Reihe weißer, gerader Zähne.
„Ein lustiges Tier“, sagte Victoria und deutete auf den Höcker.
Der Mann lachte jetzt über das ganze Gesicht.
„Sie sind stolz darauf, wie?“, fügte sie an.
Er sah sie stumm lachend an. Jetzt wirkte er viel jünger als zuvor.
„Und ob er stolz ist. Es ist sein erstes eigenes Kamel“, erklärte der alte Mann. Die goldenen Fäden in der Kordel, die das helle Tuch, welches über seine schmalen Schultern floss, auf seinem Kopf hielt, glitzerten in der Sonne, die jetzt groß und mächtig am Horizont stand.
„Kommen Sie her, Miss Stockbridge!“
Ohne zu zögern folgte Victoria der Aufforderung. Der alte Man rief etwas in die Richtung des stolzen Kamelbesitzers, woraufhin dieser davoneilte.
„Bitte …“ Er machte eine elegante Geste zum Eingang seines Zelts hin.
Victoria trat ein. Das Innere unterschied sich nicht wesentlich von dem jenes Zelts, in dem Whitby lebte. Nur, dass hier in den Details mehr Prunk herrschte. Die kleinen Tischchen waren mit herrlichen Intarsien geschmückt. Edelsteine zierten Kannen und fein ziselierte Becher.
„Nehmen Sie doch Platz!“
Victoria ließ sich im Schneidersitz auf einige Kissen nieder, und er tat es ihr mit geschmeidigen Bewegungen, die seinem Alter Hohn sprachen, nach.
„Major Whitby ist ein hervorragender Krieger, aber ein unsäglicher Gastgeber. Kein Wunder, dass Sie das Weite gesucht haben …“
Victoria fragte sich, ob der letzte Ausdruck von mangelndem Sprachverständnis oder einem gewissen Hang zum Zynismus herrührte.
„Wenn ich die unverzeihliche Nachlässigkeit ausgleichen dürfte und mich vorstellen: Mein Name ist Sheikh Ibn Al Mukhtara, undich freue mich, einen Gast aus meiner Herzensheimat in meinem Zelt begrüßen zu dürfen.“
Im gleichen Moment wurde der Eingang geöffnet, und der Kamelbesitzer trat ein, mit üppigen Stoffbahnen über dem Arm. Die prachtvollen Ringe des Sheikhs funkelten, als er in dessen Richtung deutete und mit feiner Stimme erklärte:
„Ich habe mir erlaubt, Ihre Garderobe – nun sagen wir – etwas vervollständigen zu lassen.“
Verblüfft starrte Victoria auf die glitzernden und schimmernden Gewänder, die vor ihr niedergelegt wurden wie Opfergaben an eine Gottheit. Der Mann verbeugte sich und eilte hinaus. Es schien ihm nicht geraten, sich länger im Umfeld der Macht aufzuhalten als nötig. Und dass dieser Sheikh Macht besaß, war ohne jeden Zweifel.
Dankbar betrachtete Victoria das Dargebrachte. „Das ist unendlich freundlich von Ihnen, Sir.“ Sie verbeugte sich vor ihm, und er erwiderte den Dank mit einem kleinen Nicken. Niemals würde ein solcher Mann sich selbst verbeugen.
„Major Whitby hält Sie für eine Verräterin.“ Seine Stimme war noch immer fein, seine Ausdrucksweise gewählt. Doch hinter
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