Gefangene des Scheichs: Erotischer Roman (German Edition)
„Wobei die Engländer keinerlei Partei ergreifen. Sie prügeln gleichmäßig auf uns alle ein.“
Er lachte begeistert über seinen eigenen Witz und freute sich am Kichern seines Gastes. Die nunmehr so heitere Stimmung wurde jäh durch Whitbys Eintreten unterbrochen, der mit böse funkelnden Augen mitten im Zelt stehen blieb. Zwar verbeugte er sich tief, die Rechte auf seinem Herzen, vor dem Sheikh, doch wandte er sich dann augenblicklich an Victoria.
„Wie zum Teufel kannst du es wagen, den Fürsten zu belästigen?“ Die Veränderung, die mit ihm vorgegangen war, seit sie in das Dorf zurückgekehrt waren, schockierte sie zutiefst. Hatte sie doch gehofft, er würde die Erinnerung an ihre gemeinsamen Stunden in der Oase in seinem Herzen behalten. Doch sie hatte sich getäuscht. Der Schlag der Erkenntnis war grausam. Konnte sie sich alles nur eingebildet haben? Ein Wunschtraum, so süß und verführerisch, dass er ihren Verstand eingenebelt hatte wie die schweren Düfte in den Zelten? Whitby packte sie am Arm, doch noch ehe er sie auf die Füße zerren konnte, wurde er durch eine milde Geste des Sheikhs gestoppt.
„Aber, aber … mein lieber Freund! Die Dame ist mein Gast. Sie vergessen, was man einem Gast schuldet!“ Waren die Worte auch ruhig gesprochen, so verbargen sie doch nicht die in den Tiefen lauernde Schärfe.
Whitby ließ Victorias Arm los, doch nicht ohne ihr einen Stoß zu versetzen. Ein Versprechen, dass ihr Handeln noch Konsequenzen zeitigen würde. Ein heißes Prickeln rann über Victorias Rücken und ließ die Bilder der vergangenen Nacht in ihr wiederauferstehen. Alles schien sich zu vermischen. Wunsch. Wirklichkeit. Furcht. Oder konnte es sein, dass Whitby seine Empörung nur spielte? Dass niemand wissen durfte, was sie ihm bedeutete? Nun, wenn es wirklich nur Schauspielerei sein sollte, dann war sie mehr als gelungen.
„Tee, mein junger erzürnter Freund?“ Es war weniger ein Angebot als vielmehr ein Gebot. Whitby nickte und ließ sich neben Victoria nieder, nicht ohne auf einen gewissen Abstand zu achten.
„Wir haben gerade höchst angeregt über die politische Situation in unserem Land geplaudert, und Lady Stockbridge zeigte sich höchst interessiert.“
„Das kann ich mir denken“, knurrte Whitby und nahm das Glas entgegen, das der Sheikh ihm reichte.
„Und ich dachte, Höflichkeit gegenüber Damen sei eine englische Erfindung…“ Der Sheikh sprach schmunzelnd und mehr zu sich selbst als zu Whitby.
„Nun denn … ich sehe, Sie haben ein Anliegen an die junge Dame, und ich habe deren Zeit schon viel zu lange in Anspruch genommen. Ich bitte um Ihre Vergebung für die Schwatzhaftigkeit eines alten Mannes, meine Liebe.“
Dass sie damit entlassen waren, brauchte keine eigene Erwähnung mehr. Victoria erhob sich mit steifen Beinen, derer sie sich etwas schämte, und verließ dann unsicheren Schritts das Zelt. Gefolgt von Whitby, der kaum zu verbergen vermochte, wie aufgebracht er war.
Kaum waren sie in die Sonne getreten, als Whitby sie bereits packte und in sein eigenes Zelt stieß.
„Was hast du dir dabei gedacht? Was?“, brüllte er wutschnaubend. „Wolltest du ihn aushorchen? Ist das dein Auftrag? Dann solltest du dich auf eine Überraschung gefasst machen – er ist kein harmloser alter Tor!“
In diesem Moment wusste sie es! Nein, der Sheikh war weiß Gott alles andere als das! Überwältigt von ihrer Erkenntnis flog sie förmlich zu Whitby herum, fasste seine Arme und fixierte seine Blicke.
„Du bist in Gefahr! Du bist in allergrößter Gefahr“, stieß sie atemlos hervor.
Whitby aber schubste sie von sich.
„Was für eine Erkenntnis! Ich bin also in Gefahr … Uuuuuuh!“, machte er höhnisch.
„Nicolas! Nicht ich verrate dich … ER tut es!“
Augenblicklich erstarrte Whitby. Sein Gesicht wurde zu Stein. Er schien den Atem anzuhalten, denn jegliche Bewegung seiner Brust hatte geendet. Rechnete sie nun mit einem gewalttätigen Ausbruch, so wurde sie überrascht, denn er fasste sich und antwortete ganz ruhig: „Was stimmt nicht mit dir? Hm? Sag’s mir! Was stimmt nicht mit dir?“
Victoria blieb ihm die Antwort schuldig.
„Willst du einen Keil zwischen uns treiben? Alte Taktik: auftauchen – Unruhe stiften – abtauchen!“
Seine Blicke wanderten unstet über ihr Gesicht. Victoria wagte nicht einmal, ihn an jene Stunden voller Seligkeit zu erinnern. Er hatte sie beiseitegewischt. Für ihn existierten sie nicht mehr …
„Ist es das, was du
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