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Gefangene Seele

Gefangene Seele

Titel: Gefangene Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
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wir draußen vor der Stadt in den Hügeln übernachtet. Es war Spätsommer, also war alles ausgetrocknet, weil es so heiß war. Irgendwie brannte ein Busch in der Nähe. Ich hatte das Feuer gerochen und rannte zum Abhang und sah hinunter. In dieser Dürrezeit fraßen sich die Flammen wie irre durch das Gestrüpp auf den Hügeln. Ich hatte so große Angst, denn ich war mir sicher, dass wir in den Flammen umkommen würden. Aber Raphael fand eine Stelle, wo wir sicher waren. Er sagte mir, ich solle mich ruhig hinsetzen, und er zeigte mir, wie groß die Zerstörungswut der Flammen war und was hinter ihnen übrig blieb. Er sagte, dass das Feuer nicht immer schlecht sei, denn es sei manchmal nötig, um die überflüssigen Dinge zu bereinigen.”
    Sam erkannte, dass ihre Wut nur ein Weg war, um ihre eigentlichen Gefühle zu verbergen. Er verstand, was sie ihm zu sagen versuchte.
    “Ja, ein Feuer kann eine reinigende Wirkung haben. Willst du ihn einäschern lassen?”, fragte er sie leise.
    Sie schloss die Augen und versuchte, an gar nichts zu denken, aber dann nickte sie schließlich. “Dann ist es vorüber.”
    “Ich muss alleine sein. Kannst du das verstehen?”
    “Ja.”
    Sie begann, die Treppen hochzusteigen, dann hielt sie inne und drehte sich noch einmal zu ihm um. Sie hatte noch etwas vergessen.
    “Sam?”
    “Ja?”
    “Danke schön.”
    “Gern geschehen.”
    Sie war fast oben angelangt, als Sam sie rief.
    “Jade?”
    “Ja?”
    “Ich bleibe im Haus. Wenn du etwas brauchst, dann sag einfach Bescheid.”
    Jade hatte das Gefühl, ihre Augenlider seien so schwer, dass sie kaum die Augen offen halten konnte. Alle Geräusche um sie herum verbanden sich zu einem ohrenbetäubenden Lärm. Schließlich nahm sie nur noch ein Geräusch wahr, das gleichmäßige Schlagen ihres Herzens. Sie versuchte, Sam zu antworten, nickte aber nur. Es kostete sie unglaubliche Kraft, die letzten Stufen hochzusteigen und in ihr Zimmer zu gehen. Sobald sie dort war, wollte sie sich nur noch ausziehen. Sie musste sich den Geruch des Leichenschauhauses von der Haut und aus den Haaren waschen. Vielleicht könnte sie dann vergessen, wo sie Raphael zurücklassen musste. Falls ihr das gelänge, könnte sie dann vorgeben zu vergessen, dass all das passiert war.
    Sie kam nur so weit, sich die Schuhe auszuziehen. Dann stöhnte sie. Sie verlor die Kontrolle über ihren Körper und fiel auf die Knie auf den Boden. Die Erinnerung an Raphaels Gesicht war so deutlich und so schlimm wie die Gesichter, die sie in ihren Albträumen verfolgten, nur hatte das Grauen jetzt einen anderen Grund. Zuvor hatte er sie genötigt, Gesichter auf ein Blatt Papier zu zeichnen, um sie zu vergessen. Jetzt aber hatte sie Angst, dass sie mit der Zeit Raphaels Gesicht vergessen könnte, dass sein Gesicht in ihrer Erinnerung verblassen könnte.
    “Oh … oh, ich halte das nicht aus.”
    Sie legte die Hände auf ihre Brust, aber der Druck konnte gegen ihren Schmerz nichts ausrichten. Langsam wurde ihr klar, was sie tun musste, um diesen schrecklichen Schmerz, der in ihr wütete, unter Kontrolle zu bringen.
    Mal ihn. Mal ihn, damit du ihn nie vergisst.
    Sie raffte sich auf und kroch zum Tisch, nahm sich den Zeichenblock und einen Kohlestift von der Platte und setzte sich im Schneidersitz auf den Boden.
    Innerhalb weniger Minuten nahm das Gesicht auf dem Papier Gestalt an. Sie wollte ihn nicht so malen, wie sie ihn zuletzt gesehen hatte – reglos auf dem Metalltisch liegend –, sondern sie wollte ihn lebendig malen. So, wie er gewesen war, voller Energie. Sie begann, ein Strahlen in seine Augen zu zeichnen, einen kleinen Zug um den Mund, so wie er sie immer angesehen hatte, wenn sie etwas Dummes getan hatte. Das war der Raphael, an den sie sich erinnern wollte. Das war der Mann, den sie nie vergessen würde.
    * * *
    Johnny Newton strich durch die dunklen Räume in Mabel Tylers Haus und machte in jedem Raum das Licht an. Es war kurz nach neun Uhr abends, und er bekam langsam Hunger. Er dachte darüber nach, sich in den Wagen zu setzen und sich etwas zu essen zu besorgen, aber sein Instinkt sagte ihm, er solle ruhig daheimbleiben.
    Er war immer noch euphorisch über seinen letzten Erfolg, als er in Mabels Kühlschrank nach etwas Essbarem suchte. Er hatte Appetit auf etwas Süßes. Und er wurde fündig. Im Eisfach fand er eine kleine Packung Chunky-Monkey-Eiscreme. Er öffnete die Packung und nahm sich einen Löffel, dann ging er wieder durch das Haus, während er die Lampen

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