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Gefangene Seele

Gefangene Seele

Titel: Gefangene Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
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den Kopf. “Du bist immer so stark gewesen … du warst immer derjenige, der einen klaren Kopf behalten hat. Ich habe keine Ahnung, wie ich ohne dich leben soll, aber ich werde es versuchen.”
    Dann nahm sie den Zipfel des Lakens über seinem Kopf und begann, es herunterzuziehen. Zentimeter für Zentimeter zog sie das Tuch zurück, bis sein Gesicht frei dalag. Als sie ihn sah, knickten ihr vor Erleichterung die Knie ein.
    Sogar in seinem Tod war sein Gesicht das perfekt ziselierte Gesicht, nach dem sich Frauen immer umgedreht hatten – genauso, wie es zu seinen Lebzeiten gewesen war. Unberührt.
    Sie küsste ihn – ein letzter bittersüßer Abschiedskuss. Ihre Lippen berührten die kalte bleiche Haut seiner Schläfe kaum, dann zog sie das Laken wieder hoch und ging fort.

16. KAPITEL
    S am war im Wohnzimmer und wartete auf Luke und Jade, als er zufällig aus dem Fenster auf die gegenüberliegende Straßenseite sah. Irgendetwas war anders in Mabel Tylers Haus, aber er konnte nicht genau sagen, was es war.
    Der Rasen im Vorgarten war frisch gemäht. Die Blumen in den großen Kübeln auf der Terrasse blühten farbenprächtig. Mabel hatte schon immer einen grünen Daumen gehabt. Während er so auf ihr Anwesen hinübersah, fiel ihm auf, dass er sie schon seit Tagen nicht mehr gesehen hatte.
    Natürlich hatte er zu viel anderes im Sinn gehabt, da war es ja nicht weiter verwunderlich. Und Mabel lebte recht zurückgezogen. Sie hätte sich nie Sam aufgedrängt, nach alldem, was in der Zeitung gestanden hatte. Dennoch nahm er sich vor, sie morgen anzurufen oder vorbeizuschauen, nachdem sich alles ein wenig beruhigt hatte. Sie und ihr Mann sind immer nette Nachbarn gewesen, und besonders seit Edwards Tod vor ein paar Jahren fühlte sich Sam ein wenig für Mabel verantwortlich.
    Bevor er sich weiter diesem Gedanken hingeben konnte, bog der schwarze Lexus um die Ecke. Das mussten Luke und Jade sein. Mit einem Seufzer der Erleichterung ging er zur Tür.
    Jemand hatte den Medien den Tipp gegeben, dass Jade Cochrane im Leichenschauhaus gewesen war. Deshalb standen die Reporter jetzt wieder auf der Straße vor Sams Haus.
    “Sieht so aus, als wären die Geier wieder da”, stellte Luke fest, als er in die Straße einbog.
    Jade bemerkte die Fernsehteams, die auf beiden Seiten der Straße standen, kaum. Plötzlich nahm sie wahr, dass jemand eine Kamera auf sie richtete. Sie zuckte zusammen, als hätte ihr jemand eine Pistole vor die Nase gehalten.
    Luke merkte, wie sie sich erschrocken hatte.
    “Süße, geht es dir gut?”
    “Nein.”
    Er runzelte die Stirn. “Entschuldigung. Was für eine blöde Frage.”
    Sie sah auf ihre Hände hinab und starrte die schlanken Finger an, auf die ein Sonnenstrahl durch das Fenster fiel.
    “Er hat immer gesagt, sie seien magisch.”
    “Was war magisch?”
    Jade blinzelte ein wenig irritiert. “Entschuldigung? Was hast du gerade gesagt?”, fragte sie.
    “Du sagtest, sie seien magisch. Ich fragte dich, worüber du sprichst.”
    “Ich wusste nicht, dass ich das laut gesagt habe”, antwortete Jade und lehnte mit geschlossenen Augen ihren Kopf gegen die Stütze. Einen Moment lang herrschte Ruhe. Dann holte sie tief Luft. “Meine Hände. Raphael sagte immer, sie seien magisch, weil ich zeichnen konnte.”
    “Das ist ein Talent”, sagte Luke.
    Sie zuckte mit den Schultern. “Ich habe damit Geld verdient, damit wir etwas zu essen kaufen konnten.”
    “Es war mehr als das. Es war auch die Fähigkeit, durch die dein Vater dich gefunden hat.”
    “Ich nehme es an. Aber es ist auch ein Talent, das dafür gesorgt hat, dass Menschen getötet worden sind. Das kann ich nicht vergessen.”
    “Um Himmels willen, nein, natürlich nicht”, murmelte Luke.
    Jade runzelte die Stirn.
    “Was soll das denn jetzt heißen?”
    “Du bist dafür nicht verantwortlich.”
    “Doch, ich bin verantwortlich, dass Raphael tot ist. Und dass die arme Krankenschwester tot ist, die wir dafür bezahlt haben, dass sie ihn pflegt. Sie sind tot, weil es mich gibt.”
    “Wenn du nicht der Mensch bist, der den Mörder angeheuert hat, bis du dafür überhaupt nicht verantwortlich.”
    “Wenn du uns nicht gefunden hättest, dann …”
    “Ach, jetzt ist es auf einmal meine Schuld? Weil ich euch gefunden habe, oder weil ich dich überredet habe, mit nach St. Louis zu kommen? Moment mal? Ich weiß jetzt: Ich bin an allem schuld.”
    “Das ist ja lächerlich”, antwortete Jade.
    “Ja, genauso wie dein Denken. Warum glaubst

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