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Gefangene Seele

Gefangene Seele

Titel: Gefangene Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
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tut mir so leid, dass er von uns gehen musste”, sagte Sam betrübt. “Ich weiß, was er dir bedeutet hat.”
    Tränen stiegen Jade in die Augen. “Ich möchte, dass du weißt, was für ein wunderbarer und umsorgender Mensch er gewesen ist, denn je mehr Menschen ihn kennen, desto weniger wird er in Vergessenheit geraten. Ich glaube, das könnte ich nicht ertragen.” Dann lachte sie leise. “Aber es hat auch Zeiten in meinem Leben gegeben, in denen ich mir gewünscht habe, er hätte mich dagelassen und wäre allein geflohen.”
    “Wieso?”
    “Denk mal”, sagte Jade. “ich war knapp zwölf Jahre alt, als wir von Solomon weggelaufen sind. Mein Körper verwandelte sich, sowohl innen als auch außen.” Dann lachte sie laut auf. “Oh, ich wusste wohl, was es bedeuten würde, wenn ich in die Pubertät käme. Eine der Frauen, die in der Kommune waren, hatte es übernommen, mich darüber aufzuklären, was da mit mir passierte. Aber ich wusste doch nicht, dass ich mir dafür etwas besorgen musste. Also, als ich das erste Mal meine Periode bekam, hat mir Rafie Tampons besorgt, aber wir wussten ja gar nicht, wie das ging. Du hättest uns mal sehen sollen, wie wir die Bedienungsanleitung für die Tampons studiert haben. Oh Gott, wie rot Rafie geworden ist!” Sie wurde wieder ernst. “Aber er hat mich niemals im Stich gelassen. Irgendwie habe ich diese Phase überstanden … oder die, in der ich lernte, mir die Beine zu rasieren … Nun, ich habe viele Erinnerungen an ihn. Er war immer da für mich.”
    Sam fühlte sich schwach, aber er bemühte sich, gemeinsam mit ihr zu lächeln. Sein kleines Mädchen war wortwörtlich ohne ihn erwachsen geworden. Dann verwarf er diesen Gedanken. Gott sei Dank hatte sie ihre schreckliche Kindheit überhaupt überlebt.
    “Wann hast du herausgefunden, dass du gut malen konntest?”, fragte er.
    “Ach, das war ganz früh. Als wir noch mit den People of Joy zusammenlebten. Es gab da jemanden, einen Mann, der sich Liebeskäfer, Love Bug, nannte. Kannst du dir das vorstellen? Egal, er malte immer die Autos an, die er fuhr … weißt du, diese schlimmen grellen Farben und diese grauenhaften psychedelischen Muster? Eines Tages sah er mir dabei zu, wie ich eine Stoßstange von einem Lieferwagen bemalte. Aber anstatt mich auszuschimpfen, ermutigte er mich. Er sagte, ich könne das gut. Und danach ließen sie mich die Wände im Haus streichen, jedenfalls so weit, wie ich reichen konnte.”
    “Erstaunlich.”
    “Nein. Was daran erstaunlich war, ist, dass Raphael und ich auf diese Weise überleben konnten.”
    “Ich wollte dich schon immer etwas fragen, aber …”
    “Frag.” Jade sah ihn geradewegs an. “Es ist für mich leichter, wenn du weißt, was passiert ist.”
    “Du hast eine Narbe. Das wusste ich nicht.”
    Ihr Gesichtsausdruck verriet keine Gefühle, aber sie wandte den Blick nicht ab.
    “Ich erinnere mich nicht gut daran, dass jemand mich mit einer Flasche verletzt hat. Mir wurde es erst hinterher erzählt. Ich war schon fast ohnmächtig, weil der Mann mich geschlagen hatte, bevor … und dann kam Raphael und stoppte ihn. Onkel Frank. Wenn Rafie das nicht getan hätte, hätte ich wahrscheinlich nicht überlebt.”
    “Hat dich Solomon ins Krankenhaus gefahren?”
    “Machst du Witze?” Jade verdrehte die Augen. “Jemand hätte ihn gefragt, wie das passieren konnte, und dann hätte ihn ein Arzt gefragt, ob er mein Vater sei, und Solomon wusste, dass ich nicht für ihn lügen würde.”
    “Aber wie …”
    “Als Raphael mich rettete, stahl er einen der Lieferwagen von den People of Joy. Außerdem hatte er Geld von Solomon geklaut. Ich kann mich noch vage daran erinnern, dass ich in einer Notaufnahme in einem großen Krankenhaus gelandet bin. Das Wartezimmer war total überfüllt. Einige Leute mussten auf dem Boden sitzen. Rafie hat erzählt, als die Leute ihn mit mir auf dem Arm kommen sahen, haben sie mich sofort in den OP gebracht. Er kam mit. Er erzählte ihnen, dass er mein Bruder sei und dass die Wunde von unserem Vater stamme, der betrunken auf mich eingeschlagen und -gestochen hätte.
    Die Ärzte dort hatten schon Schlimmeres gesehen. Sie nähten mich wieder zusammen und behandelten die Schürfwunden und Blutergüsse. Sie sagten ihm, er solle mit mir im Aufwachraum warten, sie hätten die Polizei benachrichtigt und die wäre schon unterwegs, um uns zu befragen. Danach kümmerten sie sich um den nächsten Patienten, und Rafie stopfte sich die Taschen mit so viel

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