Gefangene Seele
festnehmen”, antwortete Ruiz. “Ich weiß zwar, dass es in den Siebzigerjahren immer um freie Liebe und Drogen gegangen ist, aber was dieser Solomon den Kindern angetan hat, ist ekelerregend. Wissen wir mit Sicherheit, dass Otis Jacks dieser Solomon ist?”
“Der Captain hat gesagt, dass diese Information von jemandem stammt, der bereits wegen Mordes festgenommen worden ist. Ich frage mich, ob er nicht einfach die Information herausgegeben hat, um auf Haftminderung plädieren zu können.”
“Vielleicht. Aber wie sollten wir sonst von der Existenz von Solomon wissen?”
“Oh, ja. Stimmt. Der Captain sagte, dass er es selbst herausgefunden hatte, nicht wahr?”
“Ja.”
“Okay, dann warten wir es einfach ab und hoffen das Beste”, fügte Drury hinzu.
Kurze Zeit später fuhren sie an einen eisernen Sicherheitszaun heran und klingelten bei Shooting Star Productions.
“Shooting Star Productions”, meldete sich eine Frauenstimme. “Haben Sie einen Termin?”
Drury lehnte sich aus dem Fahrerfenster und hielt seine Polizeimarke in die Kamera, die über der Klingel angebracht war.
“Los Angeles Police Department. Wir müssen mit Otis Jacks reden.”
“Oh, Mr. Jacks arbeitet hier nicht mehr”, antwortete die Stimme. “Vor drei Tagen ist das Studio zum Verkauf angeboten worden. McAfee & Sons kümmern sich um den Verkauf. Ich weiß auch nicht, wohin Mr. Jacks gefahren ist.”
“Haben Sie eine Privatnummer und -adresse von ihm?”, fragte Drury.
“Wieso, gibt es Schwierigkeiten?”, kam aus dem Lautsprecher zurück.
“Wieso fragen Sie das?”, entgegnete Drury. “Ich kann jederzeit einen Hausdurchsuchungsbefehl bekommen, dann sind Sie und Ihre Kollegen ziemlich schnell arbeitslos.”
Man hörte das Rascheln von Papier, dann antwortete die Frau: “Seine Adresse lautet 15582 Canyon Drive in Encino.”
“Und wie steht es mit einer Telefonnummer?”
Es raschelte weiter, dann nannte sie die Nummer und hängte auf.
Drury schaute kurz zu Ruiz hinüber und zuckte dann mit der Schulter. “Na, wir können nur hoffen, dass sie ihn nicht anruft und warnt, dass wir auf dem Weg sind. Oder wir rufen die zuständige Wache an und bitten die Kollegen, einen Wagen bei ihm vorbeizuschicken, damit er uns nicht abhaut.”
“Funk sie an. Ich will nicht, dass uns der Kerl entwischt.”
“Ich auch nicht. Funkst du sie an?”
Ruiz ließ den Funkspruch ab, während Drury den Weg vom Studio zurück über die Hügel fuhr. Danach rief sie mit ihrem privaten Mobiltelefon im Büro an und bat ihre Assistentin, alle Informationen über die Telefonverbindungen von Otis Jacks zu besorgen. Es interessierte sie, mit wem Otis Jacks in den letzten Tagen telefoniert hatte.
Sie waren schon auf dem Freeway und fuhren Richtung Encino, als sie die Nachricht bekamen, dass die Wohnung von Otis Jacks leer stand. Es waren wohl noch einige seiner Sachen dort, aber die Kollegen gaben an, dass viele seiner Kleidungsstücke fehlten. Außerdem hatten sie auf einem Tisch einen Notizblock mit der Telefonnummer vom Flughafen Los Angeles gefunden.
Ruiz rief sofort auf dem Flughafen an, um herauszufinden, ob Otis Jacks einen Flug gebucht hatte. Als sie erfuhr, dass alle Flüge wegen des aufziehenden Sturms verschoben worden waren, lächelte sie.
“Wir können uns ein Päuschen gönnen”, sagte sie. “Sieh dir mal den Himmel an.”
Drury sah kurz auf. “Es sieht nach Regen aus. Na und?”
“Alle Flüge sind verschoben worden. Aber es gibt keine Buchung auf den Namen Otis Jacks. Jetzt haben wir Zeit, uns noch um etwas anderes zu kümmern.”
“Und das wäre?”, fragte Drury.
“Vielleicht reist er unter falschem Namen”, sagte Ruiz. “Früher nannte er sich Solomon. Dann Otis Jacks. Vielleicht ist er jetzt wieder jemand anders.”
“Ja, vielleicht”, stimmte Drury ihr zu. “Also, wen kennen wir, der Reisepässe und Ausweise fälscht?”
“Ich kenne ein oder zwei Kandidaten”, sagte Ruiz. “Lass uns mal die Listen mit Jacks Telefonkontakten kontrollieren, vielleicht werden wir da schon fündig.”
“Gute Idee”, erwiderte Drury, fuhr von der Schnellstraße hinunter und zurück in Richtung Wache.
Sam war gerade auf dem Weg in sein Zimmer, um sich für das Abendessen umzuziehen, als er bemerkte, dass Jades Tür offen stand. Er schloss sie. Aber dann wollte er sichergehen und sah hinein. Jade saß im Schneidersitz auf ihrem Bett und drückte sich das rosafarbene Deckchen an die Wange. Sie erschrak, als die Tür aufging,
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