Gefangene Seele
Antibiotika und Salben voll, wie hineinpassten. Er nahm sich Spritzen und Kanülen und Penicillin und schleppte mich wieder ‘raus, ohne dass jemand etwas bemerkte.”
Sam ließ die Schultern sinken. “Es tut mir so leid, dass sein Leben so enden musste. Aber ich möchte, dass du weißt, dass ich stolz darauf gewesen wäre, ihn als Familienmitglied bei uns zu haben.”
Jade legte ihren Arm um Sams Hals und hielt ihn einfach nur fest. Es gab keine Worte dafür, was sie empfand – vielleicht Liebe und Stolz. Obwohl sie in ihrem Leben so viel Schweres hatte durchmachen müssen, war sie dankbar dafür, dass sie drei so großartige Männer in ihrem Leben hatte: ihren Vater, Raphael und jetzt auch Luke.
Der eine hatte ihr das Leben geschenkt, der nächste hatte für sie gesorgt und sie geliebt, ohne sie nur einmal im Stich zu lassen, auch wenn er darunter leiden musste. Und Luke hatte sich mit ihr trotz ihrer emotionalen Lasten angefreundet und liebte sie als Frau. Und jetzt zeigte er ihr, wie man richtig lebte.
Nun war es an ihr, den Rest zu bewältigen. Morgen hatte sie den ersten Gesprächstermin mit Antonia DiMatto, und gleichgültig, wie schmerzvoll es auch sein würde, Jade schwor sich, nichts vor ihr zu verbergen.
Es wurde schon dunkel, als Fred Drury und Amelia Ruiz vor einem Gebäude auf dem Sunset Strip hielten. Verblichene Buchstaben auf dem Backstein über dem Eingang zeigten an, dass dies früher einmal eine Schneiderei gewesen sein musste. Aber so, wie es jetzt aussah, handelte es sich um eine billige Absteige.
Otis Jacks Telefonverbindungen zufolge gab es einen interessanten Zufall, den sie sich genauer anschauen wollten. Es war die Telefonnummer eines Mannes verzeichnet, der sich selbst Leonardo Da Vinci nannte. Er war professioneller Fälscher, mit bürgerlichem Namen hieß er Truman Hollowell. Die Adresse, die zu der Telefonnummer auf der Liste passte, befand sich in der dritten Etage dieses Gebäudes.
“Fass ja nicht die Mauern an”, warnte Ruiz, als sie mit Drury die Treppen hinaufstieg.
“Ha, und atme diese Luft nicht ein”, entgegnete ihr Drury.
Ruiz grinste. “Zimperliese. Das hier ist noch nichts. Da solltest du mal in einem Sondereinsatzkommando arbeiten, das war damals schon etwas anderes.”
“Klopf endlich an diese verdammte Tür”, flüsterte Drury.
“Ich gebe dir Feuerschutz.”
Ruiz machte eine Faust und hämmerte an die Tür.
“Wer ist da?”, rief eine Männerstimme.
Sie verstellte die Stimme mädchenhaft und sprach im Straßenjargon.
“Señor … lässt du mich rein. Ich brauche ein paar Papiere. Die Behörde … ist mir am Arsch.”
Weil er keinen Sport machte und umso lieber aß, war Truman Hollowell extrem übergewichtig. Er brauchte einige Minuten, um aus seinem Fernsehsessel aufzustehen und zur Tür zu kommen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass ihm zwei Polizisten ihre Marken entgegenstreckten.
“Wir müssen reden”, sagte Drury, als er sich an Truman vorbei in die Wohnung schob.
“Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?”, fragte Truman. “Sie brauchen einen Durchsuchungsbefehl!” Jetzt schrie er.
“Warum?”, fragte Ruiz. “Wir wollen Sie nicht durchsuchen. Wir wollen Ihnen nur einige Fragen stellen.”
“Ich red’ nicht mit der Polizei”, antwortete Truman.
“Sie reden mit uns entweder jetzt und hier oder gleich auf der Polizeiwache. Sie entscheiden”, sagte Drury.
Truman fluchte leise. Er hatte seit Jahren seine Wohnung nicht mehr verlassen und war sich gar nicht sicher, ob er noch durch den Türrahmen passte.
“Was zur Hölle wollen Sie denn?”, fragte er.
“Kennen Sie einen Mann, der sich Otis Jacks nennt?”
“Nein.”
“Das ist aber seltsam. Denn seinen Telefonnummern zufolge, hat er Sie dreimal in der letzten Woche angerufen.”
“Vielleicht hatte er sich verwählt”, vermutete Truman.
“Sehen Sie, Da Vinci, sagen Sie uns einfach, was Sie wissen, und dann vergessen wir beide, dass wir überhaupt hier gewesen sind. Wenn Sie uns verarschen – gut, dann besorgen wir uns den Durchsuchungsbefehl, und dann gehe ich jede Wette ein, dass Sie die nächsten Jahre in einer noch kleineren Zelle Ihr Leben verbringen werden.”
Truman starrte sie an. Er hasste vorlaute Frauen. Aber recht hatte sie.
“Also, was ist schon dabei, dass ich Jacks kenne?”
“Was glauben Sie wohl?”, fragte Ruiz. Dann wandte sie sich an Drury: “Was meinst du, Drury, glaubst du, er spielt mit, oder müssen wir uns erst einmal einen
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