Gefangene Seele
Solomons Griff zu befreien, aber er hatte nicht vor, die hundert Dollar, die sich bereits in seinen Hosentaschen befanden, dem Kunden zurückzugeben.
“
Sei still”, rief er sie zur Ordnung. “Sonst weckst du die anderen Kinder auf.”
“
Ist mir egal!”, schrie Jade und fing an zu weinen. “Nimm jemand anderen, nicht mich.”
Innerhalb von Sekunden wurde die Tür eines anderen Zimmers geöffnet. Ein kleiner Junge trat auf den Flur hinaus. Für einen Zehnjährigen war er recht groß und wirkte schon sehr erwachsen. Solomon drehte sich um und sah ihn im Türrahmen stehen. Er runzelte die Stirn.
“
Raphael! Geh zurück ins Bett!”
Aber der Junge hörte nicht auf ihn und blieb dort stehen.
“
Bitte Solomon. Sie will nicht.”
“
Es spielt keine Rolle, was sie will”, sagte Solomon.
Solomon schob sich durch die Tür, Jade auf seinen Armen. Raphael zog ihn am Ärmel.
“
Nimm mich. Ich gehe statt Jade. Nimm mich, es macht mir nichts aus.”
“
Sie wollen dich nicht, Junge. Heute Nacht wollen sie ein Mädchen. Und jetzt geh’ wieder in dein Zimmer und mach die Tür hinter dir zu, sonst setzt es was.”
Mittlerweile weinte Jade laut vor sich hin. Raphael streckte die Hand nach ihr aus, aber Solomon stieß ihn weg. Er drängte ihn in sein Zimmer und drückte die Tür mit dem Ellenbogen zu.
“
Bleib drin oder es wird dir leidtun.”
Hinter der Tür polterte es, dann war es ruhig. In demselben Augenblick wurde auch Jade still. Sie wusste, wenn sie weiterweinen würde, würde Raphael nach ihr sehen. Und wenn das passierte, dann würde Solomon böse werden. Sehr böse. Und wenn das passierte, dann schlug er um sich. Sie wollte nicht, dass er Rafie etwas tat.
“
Das ist ein braves Mädchen”, sagte Solomon und drückte sie fester an sich.
Sie drehte ihr Gesicht zur Seite und schloss ihre Augen. Sie konnte nicht verstehen, was mit ihr passierte. Sie dachte daran, dass ihre Mutter sie im Stich gelassen hatte, sie einfach hier allein zurückgelassen hatte. Sie wusste nicht, dass Margaret gestorben war, und auch wenn sie es gewusst hätte, wäre sie noch zu klein gewesen, um zu begreifen, was das bedeutete. Alles, was sie wusste, war, dass sie mit Menschen allein gelassen war, die ihr wehtaten. Sie wusste auch, dass Raphael Schwierigkeiten machen würde, wenn sie sich weiter wehrte. Und sie liebte Raphael. Er war ihr bester Freund. Sie unterdrückte ihr Weinen und drückte die Augen fester zu. Sie stellte sich vor, woanders zu sein, wo nichts Böses passierte und es Solomon nicht gab.
Solomon hatte keine Vorstellung von dem, was in dem Kopf des kleinen Mädchens vor sich ging, und es war ihm auch gleichgültig. Er konzentrierte sich auf das bevorstehende Geschäft. Einige Sekunden später folgte er dem Flur um die Ecke und ging auf den Raum zu, der am Ende des Ganges lag. Kurz, bevor er durch die Tür schritt, hörte er Jade flüstern.
“
Nimm jemand anderen”, flehte sie.
“
Das kann ich nicht”, flüsterte er und küsste sie auf ihren dunklen Lockenkopf. “Er will dich, Kleines. Alle wollen dich. Du weißt doch, dass du etwas ganz Besonderes bist, oder, Baby Jade?”
“
Ich will nichts Besonderes sein”, sagte sie leise.
“
Das bist du aber”, stellte Solomon fest und öffnete die Tür.
Während Solomon sie durch das Zimmer trug, presste Jade die Augenlider noch fester zu. Als er sie auf das Bett legte, spürte sie die seidige Bettwäsche. Sie hörte Männer leise reden, und dass die Tür abgeschlossen wurde.
Jade hielt die Luft an, als jemand durch den Raum ging und vor dem Bett innehielt.
Jemand berührte ihr Gesicht, strich ihr dann über die Arme, die Beine und zog ihr dann das Nachthemd über den Kopf, bevor er ihr zwischen die Beine griff.
“
Mach die Augen auf, Honey, und schau, was ich dir zum Spielen mitgebracht habe.”
Jade schreckte hoch. Sie zitterte am ganzen Leib, Schweiß rann ihr über das Gesicht. Raphael saß nicht mehr neben ihr. Sie stand abrupt auf und stolperte in den Gang. Die Frau, die hinter ihr saß, sah mit einem Stirnrunzeln auf, als Jade auf Raphaels leeren Platz zeigte.
“Wo ist er?”
“Wenn Sie Ihren Freund meinen, der ist auf dem Klo.”
Jade sah zum Heck des Busses, wo die Toilettentür geschlossen war. Sie begann, sich wieder zu entspannen.
“Okay … ja, klar. Toilette … hm, danke”, fügte sie hinzu und ließ sich wieder auf ihren Sitz fallen.
Wenige Minuten später kehrte Raphael mit ein paar feuchten Papiertüchern zurück. Er
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