Gefangene Seele
du Sam zu sagen hast, du kannst es auch genauso gut mir erzählen. Ich gebe ihm die Information weiter.”
“Sieh mal, Kelly, das kann ich nicht ruhigen Gewissens machen. Denn wir suchen sie auch.”
Luke kniff die Augen zusammen. “Verstehe ich nicht. Was meinst du?”
“Diese Fingerabdrücke stammen von seiner Tochter, Jade.”
Luke unterdrückte einen Schrei. “Verdammt … bist du dir sicher?”
“Du kennst den Spruch: Fingerabdrücke lügen nie.”
“Oh Mann, das wird Sam umhauen!”
“Ja, genau das habe ich mir auch gedacht. Deswegen fände ich es gut, wenn du auch dort bist, wenn ich ihm die Nachricht überbringe. Ich weiß, dass ihr beide ziemlich gut befreundet seid.”
“Ich bin schon unterwegs”, gab Luke bekannt. “Ruf ihn nicht an, bevor ich dort bin.”
Lukes Hände zitterten, als er auflegte. Dann drehte er sich zu dem Porträt um, das an der Wand lehnte und sah es an. Er nahm es unter den Arm, schnappte sich die Wagenschlüssel und ging hinaus. Sein Herz hämmerte und seine Gedanken überschlugen sich. Die ganze Zeit hatte Sam nichts von seiner Frau und seiner Tochter gehört und jetzt das. Es war fast zu schön, um wahr zu sein.
Er stand an der Ampel, als sein Mobiltelefon klingelte. Sofort nahm Luke ab, weil er meinte, es sei Marsh. “Kelly”, sagte er kurz.
“Luke, ich habe etwas, das musst du dir unbedingt ansehen.”
Erst dann begriff er, dass Shelly am anderen Ende war. “Und das wäre?”
“Fotos. Meine Freundin Deb hat tolle Fotos gemacht. Da sind sowohl der junge Mann als auch die Malerin von dem Straßenmarkt drauf.”
Lukes Herz schlug wieder schneller. “Wo bist du?”, fragte er.
“Ich bin zu Hause.”
“Können wir uns bei Sam treffen?”
“Nun ja, eigentlich ja, aber …”
“Fahr einfach los, Shelly, ja? Ich bin schon unterwegs dorthin, okay?”
“Luke, du machst mir Angst. Stimmt etwas nicht?”
Luke fing an zu grinsen. “Ganz im Gegenteil, Shelly. Alles ist in Ordnung. Sogar sehr in Ordnung.”
Er legte auf, sobald die Ampel auf Grün umgesprungen war, und raste über die Kreuzung. Wenige Minuten später fuhr er bereits bei Sam vor. Direkt nach ihm bog Detective Marsh in die Auffahrt ein und stellte den Wagen hinter seinem ab.
Luke stieg aus und holte Sams Bild vom Rücksitz.
“Ein unglaublicher Fall, oder?”, fragte Marsh.
“Ich kann es kaum glauben”, gab Luke zu und betrachtete dann das Haus. “Vielleicht hätten wir Sam vorher anrufen sollen. Vielleicht ist er gar nicht zu Hause.”
“Er ist da und erwartet uns”, informierte ihn Marsh.
“Du hast ihm doch noch nichts gesagt, oder?”
“Nein, aber er ist schon mächtig gespannt.”
“Das kann ich mir vorstellen”, murmelte Luke, wandte sich zur Tür und klingelte.
Währenddessen parkte ein weiteres Auto auf der Straße, es war Shelly.
Sie stieg aus und kam die Auffahrt mit einem Umschlag aus Manilapapier in der Hand hoch. Noch bevor sie die Treppenstufen erreichte, öffnete Sam die Tür. Er hatte den Detective erwartet, jedoch weder Luke noch Shelly.
“Was ist los?”, fragte Sam.
“Ich weiß es nicht”, antwortete Shelly. “Ich hatte Luke angerufen, und er bat mich, sofort herzukommen.”
Luke sah Marsh kurz an, dann traten sie gemeinsam ein, und Luke gab Sam das Bild zurück.
“Lass uns einfach ‘rein, dann erklären wir dir alles.”
Sam nahm ihm das Bild ab und trat einen Schritt zur Seite, um sie in den Flur zu lassen.
“Wann kommt Velma wieder zur Arbeit?”, fragte Shelly, als sie gemeinsam in die Bibliothek gingen.
“Morgen”, antwortete Sam, während er das Porträt von Margaret zurück an seinen Platz hängte. Dann drehte er sich mit ernstem Gesicht zu seinen Gästen um: “Einer von euch sollte jetzt besser anfangen.”
“Wir haben aufgrund des Fingerabdrucks einen Hinweis”, sagte Marsh kurz.
Sams Züge verrieten nichts. “Das ist großartig, aber das hätte mir Luke auch am Telefon sagen können. Hat er Ihnen nicht erzählt, dass ich ihn damit beauftragt habe, die Malerin aufzuspüren?”
“Schon, Sir”, räumte Marsh ein, “aber Sie verstehen mich nicht. Die Identifikation der Malerin durch den Fingerabdruck erweist sich als ein Hinweis auf einen alten Fall von uns.”
Sam verzog das Gesicht. “Wollen Sie mir erzählen, dass die Malerin eine Kriminelle ist?”
“Nein, Sir”, sagte Marsh. “Sie ist als vermisst gemeldet.”
Sam zuckte mit den Schultern, dann seufzte er. “Nun ja, das ist niemandem zu missgönnen. So wird
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