Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefangene Seele

Gefangene Seele

Titel: Gefangene Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
Vom Netzwerk:
beschwichtigte sie Luke. “Kann ich dir noch etwas helfen?”
    “Ich habe Eistee im Kühlschrank. Den kannst du herausholen. Und Gläser stehen schon in der Kühltruhe. Stell sie einfach auf den Tisch.”
    “Wird gemacht”, sagte Luke.
    Schon bald nahmen sie am Tisch Platz und begannen zu essen. Zuerst plauderten sie über belanglose Dinge, bevor sie zum eigentlichen Thema ihres Treffens kamen. Luke sprach das Bild nicht an, bevor Shelly nicht die Teller in die Spülmaschine gestellt und ihnen Kaffee eingeschenkt hatte.
    “Erzähl mir von diesem Markt”, bat Luke.
    Shelly stellte einen Teller mit Keksen auf den Tisch, schob ihrem Gast Milch und Zucker hin und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück.
    Luke nahm Milch und Zucker und einen Keks, als Shelly anfing zu erzählen.
    “Es war so ein wundervoller Tag. Es war der letzte Ferientag für uns. Deb, meine Freundin, zeigte mir diesen Straßenmarkt. Wir waren schon einige Stunden herumgestreunt, als wir diesen Marktstand entdeckten.” Sie grinste. “Um ehrlich zu sein, fiel mir als Erstes der Mann auf, der dort verkaufte.”
    “Ich dachte, es sei eine Malerin gewesen?”, fragte Luke.
    “Ja, das stimmt, aber uns hat ein Mann das Bild verkauft.” Shelly seufzte. “Er war unglaublich hübsch.” Sie kicherte, weil sie sich ein wenig albern vorkam. “Weißt du … er hatte langes schwarzes Haar, unglaublich blaue Augen … ein wirklich erstaunlich schönes Gesicht für einen Mann. Als sei eine Michelangelo-Statue zum Leben erwacht.”
    “Weißt du, wie er heißt?”
    Shelly runzelte die Stirn. “Ich glaube nicht. Mir fiel dann gleich das Porträt auf, und danach nahm ich fast nichts anderes mehr wahr, außer …”
    “Ja, verstehe. Sam hat mir erzählt, dass die Malerin die Frau auf dem Bild unter einem anderen Namen kannte?”
    Shelly nickte. “Oh ja! Das hat mich überrascht. Aber irgendwie ergibt das auch Sinn. Ich meine, wenn ich von meiner Familie fortliefe, würde ich mich ja auch nicht weiter Shelly Hudson nennen. Ich würde mir einen anderen Namen zulegen, so wie ich annehme, dass es Margaret auch getan hat.” Dann lehnte sie sich vor und stützte ihre Ellenbogen auf den Tisch. “Weißt du, das waren früher ja noch ganz andere Zeiten. Es war Mitte der Siebziger, als Margaret verschwand. Sie war einer Sekte beigetreten, hatte offensichtlich ihren Namen geändert und ist dann in dieser Sekte untergegangen.”
    “Ja, das habe ich mir schon aus dem, was Sam mir erzählt hat, zusammengereimt.”
    “Er war am Boden zerstört. Jahrelang hatte er sie gesucht, aber nie auch nur den geringsten Hinweis bekommen, wo sie sein könnten. Und dann so etwas …” Shelly zuckte mit den Schultern, bevor sie sich mit der Hand über das Gesicht fuhr, als wolle sie diesen Gedanken fortwischen. “Ich musste ihm das Bild doch mitbringen, oder Luke? Bitte sag mir, dass das, was ich getan habe, nicht falsch war.”
    “Natürlich”, sagte Luke und legte seine Hand auf ihre. “Das Schlimmste, was einem passieren kann, ist, nicht zu wissen, was mit einem geliebten Menschen geschehen ist, den man nicht mehr hat. Glaub mir. Das habe ich schon so häufig bei anderen Kunden erlebt. Dabei fällt mir ein: Die Leute haben dir erzählt, dass die Frau auf dem Gemälde bereits tot sei, nicht wahr?”
    Shelly nickte. “Sie sagten, sie sei schon vor Jahren verstorben.”
    Luke zog die Stirn in Falten. “Hast du die Malerin nach der Tochter gefragt?”
    Shelly seufzte. “Nein, und ich könnte mir selbst dafür in den Hintern treten, dass ich das vergessen habe. Aber ich war so überrascht, dass es mir nicht in den Sinn kam, danach zu fragen.”
    “Nun ja, das ist dann ja meine Aufgabe”, stellte Luke fest. “Ich brauche von dir die genaue Ortsangabe, wo der Markt stattgefunden hat. Normalerweise müssen Händler auf einem Markt Standgebühr bezahlen oder den Stand zuvor reservieren. Die Marktleitung wird also irgendwo eine Liste der Mieter haben.”
    “Oh Luke, daran habe ich noch gar nicht gedacht!”
    Luke grinste. “Ja, das ist ja auch, wofür ich gut bezahlt werde. Gelernt ist gelernt.”
    Shelly legte lachend ihren Kopf in den Nacken, sodass ihre kurzen blonden Locken wippten.
    “Jetzt, wo wir reden, fühle ich mich schon viel besser, was diese Geschichte angeht”, sagte sie.
    “Nach diesem hervorragenden Mittagessen ist das ja das Mindeste, was ich für dich tun kann.”
    “Du musst auch bald einmal zum Abendessen zu uns kommen. Paul hat letztens noch gesagt,

Weitere Kostenlose Bücher