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Gefangene Seele

Gefangene Seele

Titel: Gefangene Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
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darauf, sich überwinden zu können, aufzustehen.
    Plötzlich wurde es dunkler. Sie drehte sich um und sah Luke das Licht der Deckenstrahler verdunkeln.
    “Ich dachte, du wärst schon fort.”
    “Ich dachte, ich bleibe noch ein Weilchen hier, um zu sehen, wie es euch geht. Und um zu hören, was der Doktor sagt.”
    “Du weißt, was mit ihm los ist, nicht wahr?”
    “Frag mich nicht, Jade. Stell mir bitte keine Fragen, die ich dir nicht beantworten kann.”
    Die Wut zwang sie aufzustehen, aber ihre Stimme war ebenso zittrig wie ihre Knie.
    “Dafür hasse ich dich. Ich hasse dich, dass du dich zwischen Raphael und mich stellst.”
    Sie hätte ihn mit einem Messer schneiden können, es wäre nicht so schmerzhaft gewesen, wie die Verletzung, die sie ihm mit diesen Worten beigebracht hatte.
    “Nichts und niemand könnte sich zwischen dich und Raphael stellen. Das solltest du am besten wissen.”
    Ihre Ablehnung wich fast augenblicklich. “Aber warum denn?”, flüsterte sie. “Warum sollte er dann dir etwas anvertrauen, was er mir nicht sagt?”
    “Vielleicht liegt es daran, dass er in mich keine Gefühle investiert hat. Manchmal fällt es einem leichter, einem Fremden schlechte Nachrichten zu überbringen als einem geliebten Menschen.”
    Schlechte Nachrichten?
Vor Jade verschwamm der Raum, sie sah auf den Boden, dann wieder zu Luke.
    “Er wird nicht wieder gesund, oder?”
    Luke hätte sie am liebsten in den Arm genommen, ihr das rabenschwarze Haar aus dem perfekten Gesicht gestrichen und ihr gesagt, dass alles wieder in Ordnung kommen würde. Aber er konnte sie nicht anlügen, und es war nicht seine Aufgabe, ihr die Wahrheit zu sagen.
    “Da redest du mit dem Falschen.”
    Jade schluckte schwer und unterdrückte einen Schluchzer. Sie machte einige unbeholfene Schritte zurück und sah ihn mit tränenverhangenen Augen an.
    “Verdammt, Luke Kelly. Du sollst zur Hölle fahren. Uns ging es gut, bis du kamst und alles durcheinanderbrachtest.”
    Luke zuckte und erwiderte dann im scharfen Ton: “Gut? Euch ging es
gut?
Was war denn so toll, das ich durcheinandergebracht habe? Sag’s mir! War es so toll, dass ihr durch die Flut so gut wie obdachlos geworden seid und in einem verwaisten Gemeindehaus übernachten musstet? Ja, das war wahrscheinlich ein Fest. Tut mir leid, dass ich eure Party gestört habe. Oh! Ich weiß! Vielleicht war es ja so prima, dass ihr die ganze Zeit von der Hand in den Mund gelebt habt, und dass ihr so arm gewesen seid, dass dein Freund dir die ganze Zeit nicht gesagt hat, wie krank er ist, weil ihr euch den Arzt eh nicht hättet leisten können! Hm-hm … das ist natürlich echt blöd, dass dein Vater euch da jetzt rausholt!”
    Dann hielt er inne. Der verzweifelte Gesichtsausdruck von Jade ließ ihn bereuen, dass er die Kontrolle verloren hatte. Aber zugleich musste sie auch der Realität ins Gesicht sehen.
    “Verdammt, Jade. Es tut mir leid, dass ich gerade so ausgeflippt bin. Und es tut mir unglaublich leid, dass es Raphael nicht gut geht. Und am meisten tut es mir leid, dass du Männern so wenig vertraust, dass du mir die Schuld für alles gibst, wofür ich nun wirklich nichts kann.”
    Jade war überrascht. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er wütend würde. Gleichzeitig schämte sie sich. Er hatte recht, aber sie hatte nicht das Rückgrat, das zuzugeben. Lange Zeit herrschte Schweigen zwischen ihnen. Dann hörten sie Raphaels Stimme von oben.
    “Jade, entschuldige dich bei dem Mann und dann komm’ hoch. Ich will mit dir reden.”
    Sowohl Jade als auch Luke zuckten zusammen, als sie Raphaels Stimme hörten, dann sahen sie die Treppe hoch. Raphael stand auf dem obersten Absatz.
    “Ich brauche keine Entschuldigung”, sagte Luke knapp und nickte Raphael zu. “Sag Bescheid, wenn du etwas brauchst”, fügte er hinzu und ging, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Jade war hin- und hergerissen. Sie wollte einerseits bei Raphael sein und hören, wie es ihm ging, andererseits wusste sie, dass sie noch etwas mit Luke zu klären hatte. Der aber hatte ihr die Entscheidung abgenommen und war bereits verschwunden. Und da Raphael auf sie wartete, konnte sie das Gespräch nicht länger aufschieben. Sie konnte sich nicht daran erinnern, jemals gebetet und daran geglaubt zu haben, dass ihr Gebet erhört würde, daher machte sie sich dieses Mal erst gar nicht die Mühe. Stattdessen sah sie auf, blickte in Raphaels vertrautes Gesicht und ging die Stufen hoch.
    Am anderen Ende des Flures im

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