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Gefangene Seele

Gefangene Seele

Titel: Gefangene Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
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Ungerechtigkeit machte sie wütend. Sogar im Sterben wurde er von der Gesellschaft ferngehalten, wie es sein ganzes Leben lang der Fall gewesen war.
    Raphael stöhnte. Jade stützte sich auf einen Ellenbogen, um nachzuschauen, ob er wach war und Medikamente brauchte. Aber er schlief noch, und sie wollte ihn nicht aufwecken, nur um ihm Schlaf- und Schmerzmittel zu geben. Sie zog die Decke hoch über ihrer beider Schultern und atmete vorsichtig ein, um den Duft der frischen weichen Baumwollbezüge zu genießen.
    Hier, in der Stille des dunklen Schlafzimmers, konnte sie sich endlich eingestehen, was für ein Segen Luke Kelly für sie eigentlich gewesen war. Wenn er nicht im Auftrag von Sam Cochrane so hartnäckig gewesen wäre, wären sie und Raphael wahrscheinlich immer noch in Louisiana und weiterhin Opfer der Flutkatastrophe und vom Roten Kreuz abhängig. Raphael hätte sich dort noch schlechter gefühlt. Jade unterdrückte ein Schluchzen. Sie wollte nicht, dass er leiden musste. Sie wollte nicht, dass er starb. Aber sie würde nicht bekommen, was sie sich so sehr wünschte.
    Seltsamerweise wirkte Raphael ruhig. Sobald er ihr die Wahrheit gesagt hatte, schien ihm eine gewaltige Last von den Schultern genommen. Er wurde nicht müde, ihr zu erzählen, wie viel Glück sie jetzt hatten, dass ihr Vater sie beide gefunden hatte, und dass er sich sicher war, dass Sam Cochrane ein aufrichtiger, netter Mann war. Er schimpfte mit ihr, weil sie mit Luke Kelly eine Auseinandersetzung gehabt hatte. Raphael warnte sie, sich Luke nicht zum Feind zu machen, den Mann, der ihre Freundschaft suchte.
    Jade hatte nichts dagegen eingewandt, aber sie wollte ihm nicht zustimmen. Erst musste dieser Mann beweisen, dass er ihr Vertrauen verdient hatte. Sie schloss die Augen, um ein wenig zur Ruhe zu kommen. Und entgegen ihrer Vorsätze schlief sie bald darauf ein.
    Luke lag auf dem Rücken und hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt. In seinen Gedanken spulte er noch einmal die Ereignisse der letzten Tage ab. Der Boden unter den Füßen war ihm an dem Tag entglitten, als er Jade Cochrane zum ersten Mal leibhaftig gesehen hatte. Seitdem war etwas geschehen. Er war wütend auf sich, dass er eine Frau anhimmelte, die ihn so offensichtlich nicht leiden konnte, und wünschte sich, dass er seine stärker werdenden Gefühle einfach abstellen könnte. Aber er kannte sich selbst gut genug, um zu wissen, dass das, was gerade mit ihm passierte, außerhalb seiner Kontrolle lag. Obwohl man ihn davor gewarnt hatte, verliebte er sich gerade in eine Frau, die vor Männern Angst hatte. Die Ironie des Schicksals sah er wohl. Mit einem Seufzer legte er sich auf den Bauch und stopfte mit den Händen das Kissen bequemer unter seinen Kopf. Immer wieder suchte er eine neue Position, um einschlafen zu können. Er musste schlafen und die Ereignisse vergessen, aber er glaubte nicht daran, dass das so schnell eintreten würde – jedenfalls nicht heute Nacht.
    Frank Lawson hatte die ganze Nacht damit verbracht, einen Plan auszuhecken. Als es am nächsten Morgen begann hell zu werden, fing er an, ihn in die Tat umzusetzen. Er kannte noch von früher einen Mann – ein unglaublicher Pechvogel, der seine eigene Mutter umbringen würde, nur um sie leiden zu sehen. Er war ein verrückter Typ, der auf Gewalt stand. Bot man ihm noch ein wenig Geld an, dann war er nicht mehr zu halten. Er hieß Johnny Newton, und er war schon auf dem Weg nach St. Louis, um herauszufinden, ob es tatsächlich Raphael war, der Jade Cochrane begleitete. Wenn dies zutraf, hatte er den Auftrag, beide zu töten.
    Der Plan war gut. So, wie es sich Frank ausgedacht hatte, konnte er nicht fehlschlagen. Niemand dachte jemals daran, dass das eigene Leben auf dem Spiel stand, deswegen passten die meisten Menschen nicht richtig auf. Und Johnny Newton bekam Panik, wenn er daran dachte, jemals wieder im Gefängnis zu landen. Sollte er also auf frischer Tat ertappt werden, würde er sich eher umbringen, als wieder ins Kittchen zu gehen. Alles, was Frank jetzt zu tun hatte, war, darauf zu warten, welche Neuigkeiten es von der Tragödie gab.
    Er lächelte seinem Spiegelbild zu, während er sich zu Ende rasierte. Verdammt sollte er sein, wenn er nicht der gerissenste Typ weit und breit war. Er wünschte sich fast, er könne allen Leuten von seinem Plan erzählen, damit sie endlich begriffen, wie schlau er wirklich war. Sobald der ganze Dreck aus seiner Vergangenheit verschwunden wäre, könnte er sich voll

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