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Gefangene Seele

Gefangene Seele

Titel: Gefangene Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
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und ganz auf den Wahlkampf zum Gouverneur konzentrieren.
    Er lehnte sich über das Waschbecken und sah sich aufmerksam ins Gesicht, das von dem Wasserdampf teilweise verhüllt war, dann wischte er einen winzigen Tropfen Blut von seinem Kinn.
    “Selbst ich musste ein wenig Blut vergießen …”, sagte er und kicherte über seinen Witz. Dann trug er Aftershave auf und ärgerte sich über den Schmerz, den es in der Wunde hervorrief.
    Johnny Newtons Vater hatte immer gesagt, dass aus ihm niemals etwas werden würde. Johnny hatte ihn genau daran erinnert, bevor er dem alten Mann eine Schlinge um den Hals legte und ihn hängte. Natürlich hatten alle in der Stadt angenommen, dass Arnold Newton Selbstmord begangen hatte, nachdem er Insolvenz anmelden musste. Johnny war so lange in der Stadt geblieben und hatte den trauernden Sohn gemimt, bis er endlich unauffällig nach Washington D.C. verschwinden konnte. Er hatte dort nur sechs Monate gebraucht, um seinen Ruf als Mann, der für Geld alles tun würde, zu etablieren.
    Fünfzehn Jahre später waren seine Honorare gestiegen, aber es fiel ihm immer schwerer, Freude an seiner Arbeit zu entwickeln. Jeder neue Auftrag war nur ein Abklatsch des vorhergegangenen. Er brauchte etwas Abwechslung in seinem Alltag, und er hatte sich geschworen, diesen Job zu einem Meilenstein seiner Karriere zu machen.
    Er war zum ersten Mal in Denver, als ihn der Anruf erreichte. Sobald die Einzelheiten geklärt waren, dazu gehörte, dass eine Summe von einhunderttausend Dollar auf eines von Johnnys Spezialkonten floss, fing er an zu packen.
    Später, als er das Flugzeug betrat, führte er sich noch einmal vor Augen, was er über den Auftrag wusste. Er kannte den Namen der Zielperson und ihren Aufenthaltsort. Die Zielperson, ein Mann namens Raphael, war mit einer verloren geglaubten Tochter zusammen, die im Interesse der Medien stand. Das bedeutete, dass er einen sicheren Ausweg brauchte, wenn er erst den Mann und dann die Frau um die Ecke brachte. Er würde sich ein paar Tage Zeit nehmen, um den Aufenthaltsort der beiden auszukundschaften, zu klären, wie er die Sache am besten anginge, und wie immer sicherzustellen, dass er einen Plan B hatte, sollte Plan A nicht funktionieren.
    In der nächsten halben Stunde sollte das Flugzeug in St. Louis landen. Er musste einfach nur ein Taxi nehmen und sich ein Zimmer in einem Motel am Stadtrand besorgen, bar bezahlen und sich dann in das sprichwörtliche Unterholz verkriechen.
    “Sehr geehrte Damen und Herren, wir beginnen den Landeanflug auf St. Louis Airport. Bitte schalten Sie alle elektronischen Geräte aus, klappen die Tische hoch und bringen Ihre Sitze in die aufrechte Position. Bitte schnallen Sie sich an.”
    Johnny schaute aus dem Fenster.
Aufgepasst St. Louis … hier kommt Johnny Newton.
    Raphael war nun schon seit zwei Tagen im Krankenhaus, und Jade verließ das Gebäude nur, um sich von Sam nach Hause fahren zu lassen und dort kurz zu duschen oder frische Sachen anzuziehen. Shelly Hudson war eines Morgens bei Sam aufgetaucht und hatte für Jade eine Tasche mit dem Nötigsten mitgebracht. Sie hatte außerdem verschiedene Cremes und Körperlotionen eingepackt, damit Jade Raphaels Hände und Füße damit eincremen konnte.
    Jade hatte sie sofort als diejenige Frau erkannt, die das Bild gekauft hatte. Es gab einen kurzen Moment lang ein befangenes Schweigen, dann hatte Shelly die Arme ausgebreitet und Jade sanft an sich gezogen.
    “Ich hoffe, Sie hassen mich jetzt nicht”, sagte Shelly. “Ich hätte so gern, dass Sie mich als Freundin sehen.”
    Jade erkannte die Aufrichtigkeit in Shellys Augen, und sie war zu müde und zu ängstlich, um dem etwas zu entgegnen.
    “Danke”, sagte Jade. “Ich glaube, ich kann eine Menge Freunde gebrauchen.”
    “Dann zählen Sie Paul und mich einfach dazu”, antwortete Shelly. Sie gab Jade noch einen Kuss und fuhr wieder nach Hause.
    Im Krankenhaus trug Jade Krankenhauskleidung und Latexhandschuhe, wenn sie Raphael fütterte, wenn sie die Salben auf seiner trockenen, heißen Haut verteilte und nachts neben ihm in einem Stuhl schlief.
    Seltsamerweise quälten sie die Albträume nicht mehr, die sie sonst hatte. Es war, als wäre ihre Aufmerksamkeit allem verschlossen, was nicht dazu diente, dass Raphael sich besser fühlte. Wenn Sam nicht so auf sie aufgepasst hätte, wäre sie vor lauter Erschöpfung zusammengebrochen. Sogar jetzt saß sie an Raphaels Bett Wache und wollte seinen fortschreitenden Verfall nicht

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