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Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Titel: Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Medialnet aufscheuchen und die Wahrheit in einem Netz aus Lügen verbergen würde – damit Keenan in Sicherheit war. Das allein zählte.
    Sie versuchte, den Ausbruch von Geschäftigkeit in einem ihr inzwischen wohlbekannten Teil ihres Gehirns nicht zu beachten. Dorian faszinierte sie unglaublich – sie hatte noch nie jemanden getroffen, der dermaßen kompliziert war. Licht und Schatten, Grobheit und Charme, Raubkatzenzorn und Scharfschützenruhe. Was war wohl erforderlich, damit er seine Vorsicht fallen und eine Frau unter die Oberfläche schauen ließ? Vielleicht hätte sie in einem anderen Leben die Einladung zu diesen zweischneidigen Katzenspielchen angenommen und eine Antwort auf ihre Frage gefunden. Aber in diesem Leben gab es für sie keine solche Wahl.
    „Sind Sie bereit, Ms. Aleine?“ Der Produzent hatte auf beiden Ohren Kopfhörer auf, konnte sich aber trotzdem mit ihr verständigen.
    Er war ebenfalls ein Gestaltwandlerleopard und sah gut aus. Aber er berührte nicht dieselben Nervenenden in ihr wie Dorian, war keine Gefahr für ihre Pläne. „Es kann losgehen.“ Sie begleitete ihn, war sich jedoch Dorians Gegenwart nur allzu bewusst. Er mochte sie zwar nicht besonders, aber er würde niemals zulassen, dass jemand sich an ihr vergriff. Wenn dieser Leopard sie loswerden wollte, würde er es selbst besorgen.
    Dieser Gedanke beruhigte sie eigenartigerweise, und sie trat vor die Kamera, sah direkt in die Linse und wartete auf ihren Einsatz.
    „Drei, zwei, eins … wir sind auf Sendung.“
    Dorian beobachtete Ashayas absolute Ruhe, ihre durch nichts zu erschütternde Selbstbeherrschung, und wusste nur zu gut, es war eine Lüge.
    Nur auf diese Weise kann ich ihn beschützen.
    Seit sie dieses Studio betreten hatten, überlegte er, was diese unbedachte Bemerkung wohl zu bedeuten hatte – ihr scheinbar unbekümmerter Auftritt erschien ihm nun in einem ganz neuen Licht. Auf irgendeine Weise sollte es wohl dazu dienen, Keenan ein Leben in Freiheit und ohne Furcht zu verschaffen.
    Ashaya Aleine, dachte er, war ein sehr kompliziertes Wesen. Alle diese Schichten von Wahrheit und Lüge machten sie nur noch mehr zu einer Herausforderung für ihn. Er war versucht, sie so lange zu reizen, bis sie nachgab, aber manchmal musste man zu seiner Beute nett sein. Bei diesem Gedanken stellte er sich so, dass sie ihn sehen konnte. Gab ihr damit wortlos zu verstehen, dass er auf sie Obacht gab, für ihre Sicherheit sorgte.
    Sie hatte verstanden, ein kaum sichtbares Blinzeln verriet sie. Und dann begann sie zu sprechen.
    „Ich heiße Ashaya Aleine. Ich bin eine M-Mediale mit neun Komma neun Punkten auf der Skala und war die leitende Wissenschaftlerin für Programm 1, das auch unter dem Namen ‚Implantationsprogramm‘ bekannt ist.“
    Ihre Stimme war so kalt, dass sie einen Sommerregen zu Eis hätte erstarren lassen können. Zum ersten Mal erlebte er, wie sie der Entdeckung im Medialnet entgangen war. Unerwartet spürte er Stolz in sich aufsteigen – diese Frau war aus Feuer und Eis geschmiedet. Man konnte sie biegen, aber sie würde niemals brechen.
    „Was ich Ihnen jetzt mitteile, ist streng geheim“, fuhr sie fort. „Indem ich mein Schweigen breche, werde ich dem Rat gegenüber untreu, bleibe aber meiner Verantwortung als Wissenschaftlerin treu – der Verantwortung, stets die Wahrheit herauszufinden.“
    Im Medialnet leuchtete es rot in den Köpfen der Ratsmitglieder auf.
    „Es ist allgemein bekannt, dass die theoretischen Grundlagen für Programm 1 erforscht wurden“, fuhr Ashaya fort, „nicht bekannt ist hingegen, dass der Rat das Programm weiter vorangetrieben und damit gegen seine Verpflichtung verstoßen hat, die Öffentlichkeit bei Projekten dieser Größenordnung zu befragen.
    Die Einführung von Silentium ist zehn Jahre lang im Medialnet diskutiert worden, doch die Forschungen zu dem Implantat, das Silentium auf biologischer Ebene ermöglichen und damit viele Einzelne in ein einziges Wesen verwandeln würde – wirklich und wahrhaftig ein kollektives Gehirn schaffen soll –, wurden ohne jede Befragung der Bevölkerung durchgezogen.“
    Im ganzen Land, sogar weltweit, kam es plötzlich zu Stromausfällen. Erst in kleinen, dann auch in großen Städten wurden die Bildschirme dunkel, als der Rat seine Kraftwerke abschaltete.
    „Vor Kurzem hat ein Anschlag auf mein Labor die Entwicklung des Implantats auf den Nullpunkt zurückgeworfen. Aber es kann erneut hergestellt werden. Ich bin nicht die einzige

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